Nachtrag: Im Fernsehbeitrag des Ersten in „Panorama 3“ wurde über diesen krassen Fall ausführlich am 17. Mai 2016 berichtet: Windiges Geld: Dubiose Geschäfte mit der Windkraft, von Jörg Hilbert. Die Lokalzeitung „Ostfriesischer Kurier“ in Norden berichtete ebenfalls sehr ausführlich am 20. Mai über diesen Fernsehbeitrag (Link .pdf): OK_Wind_Panorama3_20Mai2016 (mit freundlicher Genehmigung der Redaktion).
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Besondere Situationen erfordern manchmal besondere Maßnahmen. Die Situation vieler Betroffener durch Windkraftgeräusche ist oft unerträglich. Nervige dröhnende Brummgeräusche können Anliegern den Schlaf rauben und sie so um ihre Gesundheit bringen. Auch in Arle, Gemeinde Großheide im Landkreis Aurich, gibt es solche besondere Situationen. Als besondere Maßnahme dachten sich die Familie von Sven Reschke-Luiken mit einigen Mitbetroffenen die dazu passende besondere Maßnahme aus: Sie besetzen am 13. April kurzerhand das Rathaus in Großheide im Landkreis Aurich, brachten ihre Schlafsäcke gleich mit und baten um „Schlafasysl“: einmal richtig durchschlafen, weit ab von den lauten Enercon-Windkraftanlagen vor ihren Haustüren. Unterstützt wurde die Aktion von der BI-Weitblick Ostfriesland und von Vernunftkraft Niedersachsen.
Nur wurde aus der ungestörten Nachtruhe nichts. Der Bürgermeister zeigte zwar Verständnis für die Sorgen die „Asylanten“, komplementierte die Rathausbesetzer aber wieder hinaus.
Die Aktion der Besetzung des Rathauses in Großheide wirkt nun als Katalysator. Mitgebracht hatte die Gruppe ein Kamerateam vom NDR für den Programmplatz „Panorama 3“, das diese Aktion im Bild festhielt. Die spätere – bohrende und unangenehme – Diskussion vor laufender Kamera mit Landkreismitarbeitern (der Landkreis Aurich ist auch die Genehmigungsbehörde, einige Landkreismitarbeiter sind z.T. selbst an Windkraftprojekten finanziell beteiligt!) brachte das an den Tag, was seit Jahren bekannt ist und bisher überwiegend nur in Leserbriefen artikuliert werden konnte: der unsägliche Filz zwischen Investoren, Hersteller, Kommunen und Genehmigungsbehörden (Landkreise) und die völlig unzureichenden und realitätsfernen Lärmprognosen (und Artenschutzgutachten!) der von den Investoren bezahlten Auftragsgutachter.
Diese Verflechtungen sind nicht nur auf den Landkreis Aurich beschränkt! Bei offiziellen Anhörungen wurden die Einwände der Betroffenen stets von den Behörden abgebügelt, auch das intensiviert den Frust gegen die oft völlig abgehobenen und ignoranten Ortsräte und Verwaltungen. Eine ganze Region wurde so zum Opfer dieser windigen Industrie.
Der Landkreis Aurich betreibt selbst – entgegen den Vorgaben der Niedersächsischen Kommunalverfassung Artikel 136 (wirtschaftliche Betätigung) – drei Windkraftanlagen über die Tochterfirma „Telematikzentrum“. Mehrere Kommunen verstoßen bereits gegen diesen Artikel, gedeckt durch die Landesregierung, die die Kommunalverfassung im Sinne der Kommunen ändern will. Die Rechtsstaatlichkeit verliert durch diese politischen Machenschaften immer mehr an Glaubwürdigkeit.
Dieser Filz, und der in den Nachbarlandkreisen, bedarf eigentlich der Aufarbeitung durch intensive Recherche der Lokalzeitungen. Viele Handelsregisterauszüge liegen hier vor, von Betroffenen recherchiert, leider nicht von den Redaktionen…