Rettung aus der Not: Ein Luftkissenboot für Langeoog

Hovercraft am Strand von LAngeoog, im Hintergrund die SAnbank, Foto (C): Klaus Kremer http://www.langeoognews.de/

Hovercraft am Strand von Langeoog, im Hintergrund die Sandbank, Foto (C): Klaus Kremer http://www.langeoognews.de/

Auf der Insel Langeoog wird derzeit ein Luftkissenboot (Hovercraft) getestet. Es soll im Notfall im wahrsten Sinn des Wortes „gestrandete“ Menschen von der Sandbank retten, die sich vor dem Badestrand erstreckt. Immer wieder kam es vor, dass unachtsame Touristen – trotz der ausgeschilderten Warnhinweise – den Strand verließen, um bei Niedrigwasser die vorgelagerte Sandbank zu erkunden. Bei auflaufendem Wasser wird die Sandbank überflutet, eine sichere Rückkehr zum Strand ist dann nicht mehr möglich. Mit Rettungshubschraubern wurde schon so manche Familie vor dem Ertrinkungstod gerettet. Die nicht unerheblichen Bergungskosten von mehreren tausend Euro müssen die Betroffenen selbst bezahlen. Um die Rettung und Bergung zu vereinfachen, wird derzeit auf Langeoog das Luftkissenboot getestet.

1983, drei Jahre vor Einrichtung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, gab es Bestrebungen, einen kommerziellen Fährverkehr mit Luftkissenboten zwischen Emden und Borkum einzurichten. Dies hätte eine enorme Verlärmung des Wattenmeeres mit erheblichen Störungen der Seehunde und Vögel bedeutet. Mitglieder des heutigen Wattenrates organisierten damals einen Protest mit einem Segelboot in der Einflugschneise des riesigen Hovercrafts an der Knock bei Emden. Sie gerieten dabei selbst in Seenot, als sie der englische Kapitän des Luftkissenbootes gezielt mit den PS-starken Rotoren umzublasen versuchte. Nur durch das Reißen des Protesttransparentes, das mit seinen Leinen dann in den Propeller  des Bootsmotors geriet, wurde das Kentern des Segelbootes verhindert. Die Aktion wurde damals vom NDR-Fernsehen übertragen. Der ausführliche Bericht dazu ist hier nachzulesen: 1983: Protest gegen Hovercrafts im Wattenmeer. Das Magazin „Der Spiegel“ berichtete damals ebenfalls ausführlich.

1983: Knock bei Emden, das Hovercraft „Resolution“ – Foto (C:) Manfred Knake

In der Folge gab es ein breites Bündnis des Naturschutzes und der Fremdenverkehrkommunen gegen den Einsatz dieser Luftkissenboote. In der späteren Nationalparkverordnung (seit 2001 Nationalparkgesetz) wurde die Verwendung von Luftkissenbooten dann auch ausdrücklich verboten. Die Reederei AG Ems setzte daraufhin später Hochgeschwindigkeitskatamarane ein, die jedoch ebenfalls durch den Lärm, die hohe Geschwindigkeit und den erzeugten Schwell sehr störend sind. Und wer hätte damals gedacht, dass durch die Zubringerflüge zu den Offshore-Windparks heute täglich lärmende und scheuchende Hubschrauber über das Großschutzgebiet Wattenmeer („Weltnaturerbe“!) in Richtung Nordsee und zurück fliegen…

Der geplante Einsatz des kleinen Luftkissenbootes auf Langeoog für Bergungszwecke dagegen kann nicht bemängelt werden; vom Nationalparkgesetz wäre der Einsatz gedeckt, bei „der Gefahrenabwehr, des Katastrophenschutzes, des Kampfmittelbeseitigungsdienstes und der Unfallbekämpfung einschließlich des Seenotrettungswesens“ gelten die Verbote des Gesetzes nicht.

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