Sterben für die Wende und den Profit der Wenigen

Winpark Utgast/Holtgast/LK Wittmund/NDS: toter Mäusebussard (Brutzeit). Der Windpark steht direkt an einem EU-Vogleschutzgebiet. Foto (C): Manfred Knake

Toter Mäusebussard (Brutzeit). Der Windpark Utgast im Landkreis Wittmund/NDS mit ursprünglich 51 Anlagen steht direkt an einem EU-Vogelschutzgebiet. Derzeit wird der Windpark repowert, es sollen 41 leistungsstärkere Anlagen werden. Foto (C): Manfred Knake

Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung von der Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) übernommen, Februar 2016:

Die Zahl der Windenergieanlagen in Deutschland beträgt aktuell 25.980. Im letzten Jahr kamen 1.368 Anlagen hinzu. Lange Zeit mochte sich das Ausmaß der Tierverluste an diesen Anlagen niemand vorstellen. Windenergie galt als „sauber“. Dass im Durchschnitt an jeder Anlage mehr als 10 Fledermäuse pro Jahr zu Tode kommen, ist eine vergleichsweise neue Erkenntnis. Bis vor wenigen Jahren spielten Fledermäuse beim Ausbau der Windenergiewirtschaft überhaupt keine Rolle. Die Folge dieser Verkennung des Problems sind 250.000 tote Fledermäuse Jahr für Jahr – mit unabsehbaren Folgen für den Fortbestand dieser Artengruppe.
Investoren, viele Gutachter, Ministerien, Behörden und Kommunen marginalisieren, bagatellisieren und relativieren die Kollisionsrisiken. Die Verluste an Fledermäusen und Vögeln seien dem allgemeinen Lebensrisiko zuzurechnen und weder populationsgefährdend noch überhaupt nennenswert hoch. Es ist ein Kartell des Todschweigens im Interesse des Geldes und der Geschäfte.
Wie hoch die Risiken tatsächlich sind, zeigt die Auflistung der Kollisionsopfer in nur einem Windpark mit 14 Anlagen in Norddeutschland in einer eher ausgeräumten Ackerlandschaft ohne jede herausgehobene Bedeutung als Vogellebensraum, die deshalb ohne viel Federlesen mit Windenergieanlagen bebaut wurde. Bei täglichen Kontrollen wurden im Herbst 2015 unter den Anlagen tot gefunden: zwei Turmfalken im Abstand eines Tages, zwei Rotmilane im Abstand von nur 12 Tagen, ein weiterer Greifvogel und eine ganze Reihe Kleinvögel. In einem anderen norddeutschen Windpark mit sieben Anlagen wurden bei nur acht Begehungen im August 2015 drei Mäusebussarde, ein Rotmilan und zwei Mauersegler tot unter den Anlagen gefunden.
Für 70 Windenergieanlagen in einem ostniedersächsischen Windpark wurden die Opferzahlen gerade auf den Ergebnissen eines stichprobenhaften Schlagopfermonitorings gestützt auf 1.500 Fledermäuse gerechnet. Das sind mehr als 20 tote Fledermäuse je Anlage und Jahr. Die EGE hat die Untersuchungen aus Spendenmitteln unterstützt.
Es ist das tägliche Sterben an Windenergieanlagen. Gewissermaßen der „ganz normale Wahnsinn“. Wie lange will die Gesellschaft diesem Treiben zusehen? Wenn irgendwo Obergrenzen gesetzt werden müssen, dann beim weiteren Zubau an Windenergieanlagen. Die von Naturschutzverbänden beschworene Vereinbarkeit von Naturschutz und dem weiteren Ausbau dieser Industrie ist eine Lebenslüge.
Am 25. Januar 2016 haben die Ministerpräsidenten der norddeutschen Bundesländer für einen weiteren Ausbau der Windenergiewirtschaft plädiert. Und – wie könnte es anders sein – der BUND Deutschland und der Bundesverband Windenergie BWE fordern Hand in Hand einen „weiteren dynamischen Ausbau der Windenergie“.

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