Sachen gibt´s! Was hat denn der Wattenrat den Bauern in Esens getan, dass er in großen Lettern auf einem Laken an der Straße von Wittmund nach Esens am Raiffeisen-Agravis-Markt prangt? Wer hat mit welcher Absicht und mit roter Farbe ins Bettlaken genässt?
Wir sind mal in uns gegangen: Mit den Bauern hatten wir es zuletzt an der Ems, wo ständig Stimmung gegen die bösen verfressenen Gänse gemacht wird, aber die Bauern dennoch vier- bis fünfmal im Jahr ihren Grasschnitt machen – und dabei die Gelege oder Jungvögel gleich mit ins Jenseits befördern, sogar in Schutzgebieten. Und dafür bekommen die Bauern, die am Vertragsnaturschutz teilnehmen, sogar noch 250 Euro pro Jahr und Hektar, egal ob Fraßschäden aufgetreten sind oder nicht.
Oder waren es die häufigen Hinweise auf die Güllebelastung der Böden, die sich langsam zum Grundwasser durcharbeitet? Waren es gar windkraftbewegte Bauern der Region, die als Landverpächter oder Beteiligte an Windkraftanlagen zwar gut dazuverdienen oder gar nicht mehr arbeiten müssen, die aber erheblich mit zum Gesichtsverlust Ostfrieslands und zur gesundheitlichen Belastung der Anwohner beigetragen haben. Auch das Thema hat der Wattenrat seit Jahren auf dem Schirm. Ein Blick in die Handelsregister bringt zudem viele Verflechtungen auch mit der Landwirtschaft ans Tageslicht.
Vielleicht sucht oder bevorzugt Bäuerin auf diesem plakativen Wege einen Bauern statt „ein Wattenrat“, dafür hätten wir Verständnis, denn wer will schon mit einem ganzen Wattenrat aufs gemeinsame Laken? Wir wissen also nicht genau, was uns das bemalte Bettlaken sagen will, aber dennoch ein kleiner Tipp an die Lakenmaler: Auch wenn das Bettlaken vielleicht zu klein dafür ist, sollte es nicht “ … ein Wattenrat“, sondern „… einen Wattenrat“ heißen, klingt irgendwie besser. Und danke übrigens für die kostenlose Werbung.
Nachsatz: Bereits 2006 zeigten erboste Landwirte ihre „Wertschätzung“ für den Wattenrat, als sie in Bensersiel anlässlich einer Informationsveranstaltung des damaligen niedersächsischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander (FDP) ein viel witzigeres Plakat hochhielten. Damals ging es um die Gebietsmeldung von Natura-2000-Schutzgebieten an die Europäische Kommission durch Niedersachsen, die sich hinterher als völlig unzureichend heraustellte. Der Wattenrat hatte durch eine Beschwerde bei der EU-Kommission die Ausweisung des Vogelschutzgebietes V63 „Seemarschen Norden bis Esens“ vorangetrieben, das das Land Niedersachsen verhindern wollte. Die landwirtschaftliche Nutzung beeinträchtigte die Gebietsausweisung überhaupt nicht. Später (2009) wurde im Schutzgebiet mit Hilfe des Sander-Ministeriums die Umgehungsstraße Bensersiel rechtswidrig gebaut.