Ausgesetztes Damwild auf der Insel Borkum soll wieder weg, „notfalls mit Gewalt“

Damwild auf Norderney, Südstrandpolder, Foto (C) Eilert Voß

Damwild auf Norderney, Südstrandpolder, Foto (C): Eilert Voß

Bereits im Mai 2015 berichteten wir über Damwild auf Norderney, das von Jägern dort vor Jahrzehnten zur Bereicherung der Jagdmöglichkeiten ausgesetzt wurde und nun als gebietsfremde Art die Insel wieder verlassen soll. Diesmal geht es um die Insel Borkum, dort werden die erst 2013 auf die Inseln gebrachten Geweihträger inzwischen lästig: Die Tiere, zunächst in Gattern gehalten, wurden „entlassen“ und fressen sich nun durch die Inselgärten. Da stellt sich doch die Frage, warum die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven noch 2013 das Aussetzen der gebietsfremden Tiere zugelassen und sogar mit der Borkumer Jägerschaft einen überflüssigen „Vergleich“ geschlossen hat. Das Bundesnaturschutzgesetz (§ 40) setzt eine Genehmigung für das Aussetzen gebietsfremder Arten voraus; natürlich kommt Damwild auf den ostfriesischen Inseln nicht vor. Bemerkenswert, dass erst jetzt eine Reaktion der Nationalparkverwaltung erfolgt, seit sich Insulaner über die Schäden in ihren Gärten beschweren. Damwild als jagbares Wild wird zur Fleischproduktion oft in Gattern gehalten und in diesen mit der Büchse oder einem Bolzenschussgerät getötet.

Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Presseagentur, Landesdienst Niedersachsen (lni):

 

Mantel Nordwest Zeitung, Oldenburg für Küstenzeitungen, 27. August 2015, dpa/nli-Meldung
Damwild muss weg – notfalls mit Gewalt

 

NATURSCHUTZ Tiere sollen Insel Borkum wieder verlassen – Ziel „Landschaftsschutz“ verfehlt „Ein Einfangen ist zwar schwierig, aber ein Abschießen kommt für mich nicht infrage“, sagt Bürgermeister Lübben.
BORKUM/LNI – Sie werden geliebt und gefürchtet: Auf der Insel Borkum fressen sich seit zwei Jahren Damwildkühe rund und glücklich. Urlauber freuen sich über den Anblick, wenn die Tiere ohne Scheu bis in die Vorgärten kommen. Mancher Insulaner ärgert sich dagegen, weil das Wild ungerührt Bäume und Pflanzen im Garten oder auf dem Friedhof anknabbert. Nun sollen die rund 25 Tiere die Insel zum Herbst verlassen – notfalls auch mit Gewalt. „Sie sollen eingefangen, aber nicht geschossen werden“, sagte Bürgermeister Georg Lübben (parteilos). Eigentlich hätten die Damwildkühe als „Landschaftsschützer“ bestimmte Gehölzer fressen sollen, um die Verbuschung der ursprünglichen Landschaft zu verhindern. Das war das Ziel einer früheren Initiative des Umweltministeriums.
Trotz kritischer Stimmen von Naturschützern wurden die Tiere 2013 vom Festland auf die Insel gebracht. Es folgten Gutachten und Prüfungen durch die Nationalparkverwaltung sowie ein juristischer Vergleich mit der Borkumer Jägerschaft. Im Ergebnis muss das Damwild als nicht artgerechtes Getier die Insel wieder verlassen. Das jedoch ist kompliziert, denn die Tiere sind inzwischen aus einem Gatter befreit worden und laufen über die halbe Insel. „Ein Einfangen ist zwar schwierig, aber ein Abschießen kommt für mich nicht infrage, zumal jetzt einige Damwildkühe trächtig sind“, sagte Lübben. „Ich hole doch keine Tiere hierher, nur um sie später wieder zu erschießen.“
In letzter Konsequenz sei dies aber auch möglich, sagte Nationalpark-Leiter Peter Südbeck. Ähnliche Diskussionen gibt es auch auf den anderen Inseln im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Naturschützer im Wattenrat kritisierten im Mai, dass bereits 1966 Hirsche zur Ergänzung des Jagdwildes auf Norderney ausgesetzt wurden. Nach anderen Berichten soll Damwild jedoch auch aus eigener Kraft den Weg über das Watt bis zu den Inseln schaffen.

Dieser Beitrag wurde unter Jagd, Naturschutz, Wattenmeer abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.