„Vögelurlaub macht man auf Borkum“: Nun hat die „spätrömische Dekadenz“ auch die Touristiker in Ostfriesland, genauer gesagt die auf der Ferienininsel Borkum erreicht. Als Kontrapunkt zu den von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven beworbenen Zugvogeltage wirbt Borkum mit dem bewusst missverständlich gewählten Slogan „Vögelurlaub macht man auf Borkum“ und will damit auch auf die jährlichen Zugvogeltage aufmerksam machen. Damit befindet sich Borkum nun im freien Fall auf das Niveau von Mallorca: Ballermann lässt grüßen! Der „Vögelurlaub“ soll ein beliebter Renner in den „Sozialen Medien sein; da fällt einem doch nur der Spruch ein, dass tausende Fliegen nicht irren können, wenn sie die Misthaufen besetzen. Und diese Werbekampagne „unter der Gürtellinie“ ist ein weiteres Indiz dafür, wie das Großschutzgebiet Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, gleichzeitig „Weltnaturerbe“, in den Köpfen der Menschen ankommen soll oder schon angekommen ist…
Zitate aus der Ostfriesen Zeitung (online) vom 18. Juli 2015 dazu, der erwähnte Gundolf Reichert ist auch Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven:
„[…] „Diese Anzeige ist völlig absichtlich, aber nicht provokant gemeint. Es ist einfach ein Augenzwinkern“, sagt Ina Engelleitner. Sie leitet die Marketing- und PR-Abteilung der Insel Borkum. Zusammen mit Göran Sell, dem Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Borkum, hat sie diesen Slogan erdacht. Man habe einen gewissen Effekt erwartet, als man die Anzeige in der Bild-Zeitung in Hamburg und Frankfurt geschaltet habe, räumt Engelleitner ein. Das Echo sei aber doch überraschend groß. Die Anzeige wurde gelesen, abfotografiert und im Internet verbreitet. „Damit haben wir im Netz über eine Milllion Menschen erreicht“, freut sich Ina Engelleitner. 90 Prozent aller Reaktionen hierauf seien positiv.“ […] Der Vogelkundler Gundolf Reichert wundert sich darüber, „was alles so große Aufmerksamkeit kriegt“. Damit meint der Mitarbeiter der Ornithologischen Vereinigung Ostfriesland (OVO) nicht die Zugvogeltage, sondern die Borkumer Anzeige. „Man kommt ja immer bestimmte Sprüche zu hören, wie ‚gut zu Vögeln‘. Deshalb finde ich das Ganze nicht besonders originell“, sagt Reichert. „ […] Seine Kollegin Petra Potel, die die Zugvogeltage mit rund 250 Veranstaltungen organisiert, findet die Werbung nicht witzig. „Das kann man irgendwie aussitzen“, ist sie überzeugt, „die Anzeige hat aber nichts mit uns zu tun.“ Borkum nutze die Zugvogeltage, um für sich zu werben. „Ich weiß nicht, ob die sich damit nicht vielleicht ein Eigentor geschossen haben.“ „