Die Wasserqualität der Ems, gerade im Unterlauf, ist miserabel. Die EU-Kommission macht Druck, Deutschland droht ein Vertragsverletzungsverfahren wegen des Verstoßes gegen die Wasserrahmenrichtlinie. Der „Masterplan Ems“ der niedersächsischen Landesregierung soll das abwenden, bis 2050. Die Ems soll nun wieder „in die Spur“ gebracht werden, so ein Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bei der Eröffnung der „Naturschutzstation Ems“ in Leer, das die Maßnahmen der Öffentlichkeit verkaufen soll. Ob aber eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit der Behörde den katastrophalen Zustand der Ems ändert, ist mehr als fraglich. Ursache sind vor allem die ständigen Baggerungen für die viel zu großen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft und die damit verbundene enorme Erhöhung der Fließgeschwindigkeit, der Schlickeintrag und die Sauerstoffzehrung. Allein in den letzten zehn Jahren verschlangen die Baggerkosten fast 190 Millionen Euro Steuergelder.
2010 hatte die Strömung am Ems-Stauwerk bereits einen tonnenschweren Stahldalben auf Nimmerwiedersehen weggerissen, das Schlickloch musste mit dem finanziellen Aufwand von mehr als 4 Millionen Euro gestopft werden, um die Standfestigkeit des Stauwerks zu sichern. Um das Problem der Verschlickung der Unterems in den Griff zu bekommen, will der NLWKN bis 2016 in einer Studie prüfen, ob ein Polder als Schlickfänger in einem alten Emsarm bei Vellage in der Nähe von Papenburg tauglich ist, die Vorarbeiten haben bereits begonnen. Das hieße: baggern in einem Naturschutz- und EU-Vogelschutzgebiet!
Meyer lässt die Schiffssektionen für die Kreuzfahrtschiffe ohnehin in Rostock und in Polen vorfertigen, die dann nach Papenburg überführt und hier zum fertigen Schiff zusammengebaut werden. An diesem Irrsinn wird sich kaum etwas ändern, weil es nur um den politisch gewollten Erhalt der Meyer Werft am falschen Standort im binnenländischen Papenburg geht, mit Standortgarantien der Landesregierung!.
Die „Feldforschung“ in den Außendeichsbereichen der Ems wird seit Jahrzehnten durch qualifizierte ehrenamtliche Vogelerfasser der internationalen Wat- und Schwimmvogelzählungen betrieben. Fakt ist, dass die Emsvorländereien (EU-Vogelschutzgebiet!) ständig begüllt und schon sehr früh im Jahr und dann mehrfach gemäht werden, da kann kaum noch Vogelbrut hochkommen.
Und ab dem 01. August darf in diesen EU-Vogelschutzgebieten an der Ems bereits gejagt werden, dabei werden alle nicht jagdbaren streng geschützten Zugvogelarten von wenigen Jägern vertrieben, das Betreten ist für Normalbürger verboten! Die Ersatzflächen für den Masterplan – 700 Hektar bis 2050 -sollen im Binnenland gegen den Widerstand der Bauern gefunden werden, nützen also der Verbesserung der Zustände an der Ems gar nichts; es muss weiter für die Meyer Werft gebaggert werden.
Bemerkenswert: Ein NLWKN-Mitarbeiter kündigte vor kurzem bereits presseöffentlich an, die Aufhebung der Sperrung des aus Naturschutzgründen gesperrten Betonweges im Naturschutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ in Erwägung zu ziehen, d.h. wieder den ungebremsten Tourismusbetrieb im Schutzgebiet zuzulassen. Das aber wurde bereits durch ein Urteil des OVG Lüneburg untersagt. Da kann man also nur ahnen, was an „Öffentlichkeitsarbeit“ und der „Zusammenführung von Wirtschaft und Naturschutz“ noch alles auf die Schutzgebiete zukommen kann. Es muss befürchtet werden, dass die „Naturschutzstation Ems“ das regierungsamtliche Propagandabüro für den Masterplan Ems werden wird. Erfahrung damit ist vorhanden: Das Ems-Stauwerk, unter der Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder für den Aufstau der Ems zur leichteren Überführung der Meyer-Musikdampfer gebaut, wird vom NLWKN als Ems-Sperrwerk gegen Sturmfluten deklariert. Als Stauwerk für eine Werft in einem einem Natura-2000-Gebiet hätte es nicht die EU-Kommission passiert…
Wattenrat-Link: http://www.wattenrat.de/tag/masterplan/ (bitte scrollen!)
—-
Ostfriesischer Kurier, Norden/NDS, S. 6 , 29. Mai 2015
Naturschutzstation Ems nimmt Arbeit auf
Umwelt Masterplan-Büro in Leer kümmert sich um Gebietsbetreuung
Der Masterplan für die Ems soll bis zum Jahr 2050 die Interessen von Wirtschaft und Naturschutz zusammenführen.Leer/Rz/DPA – Die Arbeit in der Naturschutzstation Ems mit Sitz in Leer hat begonnen, gestern wurde sie offiziell eröffnet. „Schon in der Absichtserklärung zum Masterplan Ems 2050 haben wir uns dafür ausgesprochen, in diesem Rahmen eine weitere Naturschutzstation einzurichten. […] betonte Kay Nitsche, Abteilungsleiter im Umweltministerium. […] Eine wesentliche Aufgabe der Mitarbeiter ist die Öffentlichkeitsarbeit, dabei werden die Umweltverbände und die Landwirtschaft selbstverständlich einbezogen.
Als weitere Schwerpunkte sind Bestandserfassung von Flora und Fauna, Planung und
Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in den Schutzgebieten und die Beratung von Kommunen und Verbänden zu nennen. […] Ziel der Arbeit sei die nachhaltige Entwicklung der Emsregion als Natur-, Wirtschaftsund Lebensraum unter Einbeziehung aller Betroffenen. Neben der Verbesserung der Gewässergüte, vor allem der Reduzierung der enorm hohen Schlickbelastung, gehe es bei der Ems um die Aufwertung des Ästuars im Sinne des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000. Der Masterplan für die Ems soll bis zum Jahr 2050 die Interessen von Wirtschaft und Naturschutz zusammenführen. […]
—Ostfriesen Zeitung, online, 29. Mai 2015
Von Wolfgang Behrends
Die Naturschutzstation Ems im Leeraner Katasteramt ist die erste sichtbare Maßnahme des Masterplans. Bei der Eröffnung am Donnerstag wurden die beiden Experten vorgestellt, die die Öffentlichkeitsarbeit dafür betreiben wollen. […]
Leer – „Die Ems wieder in die Spur bringen“ – so formulierte Helmut Dieckschäfer am Donnerstag das übergeordnete Ziel des Masterplans Ems 2050, der Ende März beschlossen worden war. […] Zentrale Aufgabe werde dabei die Öffentlichkeitsarbeit sein, sagte Dieckschäfer. Im Gespräch mit den beteiligten Umweltverbänden und der Landwirtschaft solle eine Verbesserung der ökologischen Bedingungen an der Ems erreicht werden. Denn die Mündung des Flusses in die Nordsee sei in keinem guten Zustand. Vor allem die hohe Schlickbelastung sei ein Problem. Ein weiterer Schwerpunkt der neuen Einrichtung liegt in der Feldforschung. Das beinhaltet etwa die Kartierung der Tier- und Pflanzenarten im etwa 30 000 Hektar umfassenden Ems-Außendeichbereich. Die Station soll zudem die Beschaffung von Flächen im Rahmen des Emsplans unterstützen und Kommunen und Verbände beraten. […]
–-
Ostfriesen Zeitung, online, 23. Mai 2015
Emden
Neuer Zündstoff im Streit um den Teekweg
Der Teekabfuhrweg im Petkumer Deichvorland ist ein Dauerbrenner.
Von Heiko Müller
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz schlägt Lockerungen für den Teekweg im Petkumer Deichvorland vor. Radfahrer und Spaziergänger sollen den Weg im Sommer zwei Wochen länger nutzen können. Und auch die Strecke, die betreten werden darf, soll verlängert werden.Emden – […] Für neuen Zündstoff könnte jetzt der Vorschlag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sorgen, den Weg künftig im Sommer zwei Wochen früher als bisher für Radfahrer und Spaziergänger zu öffnen. Zudem könnte der Abschnitt von Petkum bis zum Emssperrwerk in Gandersum geöffnet werden, falls die Moormerländer Deichacht dem zustimmt. Bislang ist die Öffnung des Teekabfuhrweges auf den Zeitraum vom 15. Juli bis Ende September sowie auf den Abschnitt zwischen dem Petkumer Hafen und Borssum beschränkt. […]
Das Petkumer Deichvorland liegt innerhalb der Flächen der Unterems, die als Vogelschutzgebiet und sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Areal (FFH) ausgewiesen werden soll. […]“
[Anmerkung Wattenrat: Die Flächen sind bereits als Natura-2000-Gebiete ausgewiesen!]