Kommunales Kettensägenmassaker an alten Eichen, zur Brutzeit!

Eekenstraat ohne Eichen: Eine kleine Allee mit einer Wallhecke wurde in Windeseile platt gemacht

Text und Fotos (C): Manfred Knake, aus dem Koordinationsbüro des Wattenrates Ostfriesland

Holtgast ist eine  kleine Gemeinde im Landkreis Wittmund. Hier hat das Büro das Wattenrates seinen Sitz. Der Bürgermeister und der Rat profilieren sich mit immer neuen Baugebieten und tragen damit zur Zersiedelung des Ortes bei. Für das neue Baugebiet „Oll Schoolpadd“ in Holtgast wurden am 04. Mai an der „Eekenstraat“ (Eichenstraße) mehr als zehn ca. 80 bis 100 Jahre alte gesunde Eichen gefällt, mitten in der Brutzeit der Vögel. Verantwortlich für das Fällen ist die Gemeinde Holtgast, zuständig für die Planung und Erschließung ist das Ingenieurbüro Dr. Schwerdhelm & Tjardes GbR aus Schortens und die Grundstücks- und Projektmanagement-Gesellschaft LeerWittmund mbH (GPL). Die ausführende Firma, die die Bäume fällte, war die Baumschule Meyer aus Jever.

 

Der zuständige Bautechniker Rolf Brauner wurde von der Lokalzeitung „Anzeiger für Harlingerland am 06. Mai so zitiert: „`Das Abtragen des kleinen Walles und der Bäume ist beschlossene Sache der Gemeinde Holtgast und im Bebauungsplanverfahren so genehmigt.` Das sei ein übliches Vorgehen […]“

Mag sein, dass das Vorgehen heute “üblich” ist, aber es ist schlicht rechtswidrig. Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet die Störung von besonders geschützten Arten zur Brut- und Fortpflanzungszeit. Verstöße können, wenn sie gewerblich verursacht werden, sogar als Straftat geahndet werden. Meine Nachsuche nach Bruthöhlen und Nestern am späten Nachmittag blieb erfolglos. Die Arbeitsstelle war bereits fein säuberlich abgeräumt, von den Baumstämmen war – bis auf die Baumstümpfe – nichts mehr zu sehen. Immerhin: Ein paar Bäume wurden von den Kettensägen verschont, vermutlich auf Anweisung der Unteren Naturschutzbehörde, die ich sofort in Kenntnis setzte.

Die zum Fällen vorgesehenen Bäume wurden auf der der Straße abgewandten Seite mit einem rosa Punkt markiert, sodass die Anwohner sie nicht sehen konnten. Dieser Vandalismus, ausgerechnet in der Brutzeit, stieß auf breite Empörung der Anwohner: „Im letzten Jahr hieß es noch, die Bäume sollten fachmännisch von toten Ästen befreit werden, jetzt haben wir einen totalen Kahlschlag, nun ist es eine Eekenstraat ohne Eichen!“ Ein Anwohner überklebte das Wort “Eeken” symbolisch mit Klebeband.

Die Bäume standen auf einem kleinen Wall, der an das neue Baugebiet grenzt. Für die neuen Zufahrten hätte es gereicht, so ein Anwohner, nur wenige Bäume zu entfernen. Bürgermeister Enno Ihnen, von mir schriftlich nach den Verantwortlichen gefragt, wich aus und verwies mich in einem Zweizeiler an die Entwicklungsgesellschaft GPL. Bürgermeister Ihnen (CDU) ist – bemerkenswerterweise – der Vorsitzende des Umwelt- und Naturschutzausschusses der Samtgemeinde Esens, zu der Holtgast gehört. Dazu fallen mir nur die Worte Bock und Gärtner ein…

Nach Zeitungsinformationen soll an anderer Stelle ein neuer Wall mit Baumbepflanzung als „Ausgleichsmaßnahme“ entstehen, nur wird das wieder einige Jahrzehnte dauern, bis sich eine lebendige Wallhecke entwickelt hat. Hätte ein Normalbürger zur Kettensäge gegriffen, wäre ein saftiges Bußgeld fällig gewesen, umso unverständlicher ist es, dass eine Gemeinde, die eigentlich Vorbild sein sollte, zu solchen drastischen Maßnahmen greift. Der geringe Stellenwert des Naturschutzes wird so wieder einmal deutlich demonstriert.

Aufschluss über die Rechtmäßigkeit der Fällaktion kann auch der sog. „Umweltbericht“ für den Bebauungsplan geben, in dem Aussagen zu Tieren und Pflanzen und deren Gefährdung enthalten sein müssen. Den habe ich angefordert,….

 

…Fortsetzung folgt.

Dieser Beitrag wurde unter Naturschutz abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.