Mit großem Pressebrimborium und mehr Desinformation als Information wurde die vorgebliche Rettung der Ems vom Bundesministerium für Verkehr, vom Land Niedersachsen, der Meyer Werft in Papenburg, den Umweltverbänden NABU und BUND sowie der Stiftung WWF mit einem „Masterplan“ vorgestellt und verkündet. Ursache ist die Meyer Werft in Papenburg, die an einem kleinen Fluss immer größere, ja riesige Kreuzfahrtschiffe baut und diese dann zur Überführung an das seeschifftiefe Wasser durch die Ems zwängt. Dafür muss die Ems ständig auf die entsprechende Tiefe gebaggert werden. Der anfallende Schlick muss schließlich irgendwo deponiert werden. Durch die Baggerungen -vom Steuerzahler mit Millionensummen bezahlt – hat sich die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses enorm erhöht, ständig werden von See gewaltige Schlickmengen in das Flusssystem eingetragen. Dadurch entstehen Trübungen mit Sauerstoffzehrungen, auch die Fischfauna des Flusses hat bereits erheblich gelitten. Die Deichvorländereien der Ems gehören zu einem EU-Vogelschutzgebiet, sind als Natura-2000-Schutzgebiete Brutgebiete zahlreicher Vogelarten, vom Schilfbrüter bis zum Bodenbrüter. Beim Emsstau für die Schiffsüberführung zur Brutzeit saufen die Nester ab. Die angedachten 700 Hektar Ausgleichsflächen, auch in Suchräumen weit außerhalb der Ems in den Nachbarlandkreisen, tragen nichts zur Sanierung des Flussökosystems bei, Landwirte haben schon jetzt Protest gegen eine etwaige Landnahme angekündigt. Diese Flächen sollen im Laufe von 35 Jahren (!), also bis 2050, aufgekauft werden. Bis dahin kann die Meyer Werft an diesem Standort längst Geschichte sein, alle Beteiligten werden diesen Ablauf entweder im Seniorenheim erleben oder bereits auf dem Friedhof liegen. Aber bis zu ihrer Verrentung werden sich die entrückten Verbändefunktionäre nun mit Projekten zur vorgeblichen Emssanierung finanziell über Wasser halten können. Die Erfolgskontrolle ihres Pressegeschwurbels werden die Akteure kaum noch erleben.
Der Landkreis Leer und die Stadt Emden haben noch nicht unterschrieben, man will erst das Einverständnis des Kreistages bzw. des Statdrates einholen. Die EU hat auch noch ein Wort mitzureden, immerhin wird das Vogelschutzgebiet „Emsmarsch von Leer bis Emden“ möglicherweise für Jahrzehnte unter dem Stau für die Schiffsüberführungen beeinträchtigt werden. Die EU macht nämlich inzwischen Druck gegen die Bundes- und Landesregierung mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Das Land Niedersachsen verstößt gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die EU-Vogelschutzrichtlinie und damit gegen die fachgerechte Ausweisung von Fauna-Flora-Habitat-Gebieten. Eigentlich geht es bei diesem Masterplan-Vertragswerk nur darum, die Bedenken der EU-Kommission zu zerstreuen. Die Jagd auf Wasservögel auch in den Vogelschutzgebieten, die man mit einem Masterplan hätte einstellen können, war noch nicht einmal Thema der Umweltverbände, die eigentlich „anerkannte“ Naturschutzverbände sind. Dennoch wird dieser Masterplan als das Gelbe vom Ei von notorischen Umweltfunktionären angepriesen. Dieser Masterplan ohne Masterminds nützt nur der Meyer Werft in Papenburg, aber nicht der Ems. Eine Werft, die solche riesigen Musikdampfer baut, gehört zweifellos ans seeschifftiefe Wasser, nicht ins Binnenland. Die Diskussion darüber ist für die Umweltverbände erledigt, auf weitere Klagen haben sie verzichtet, eine weitere Bankrotterklärung des Verbändenaturschutzes. Bereits 2009 dilettierten BUND, NABU und WWF mit der Reanimierung des „Adolf-Hitler-Kanals“ parallel zur Ems, auch dieser Plan wurde als „Rettung der Ems“ verkauft. Nach vielen Protesten verabschiedeten sich 2011 die Naturschutzfunktionäre wieder von dem Projekt.
Meyer lässt die Schiffssektionen für die Kreuzfahrtschiffe bereits in Rostock auf der Meyer-eigenen Neptun-Werft bauen und dann über die Ostsee, die Nordsee und die Ems nach Papenburg schleppen, wo die Teile zum fertigen Schiffsrumpf zusammengeschweißt werden; und Meyer lässt Flusskreuzfahrtschiffe in Rostock bauen. Warum werden diese nicht an der Ems und die Riesendampfer an der Ostsee gebaut? Papenburg ist Schilda, und die Umweltfunktionäre die willigen Meyer-Schildbürger! Details zum Vertrag „Masterplan“ als .pdf-Datei hier: Masterplan
Wattenrat-Link: Die Ems und die Spur des Geldes (2009)
Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, NABU und WWF
Vertrag zur Renaturierung der Ems in Sichtweite
Umweltverbände und niedersächsische Landesregierung, einigen sich auf Vorgehen zum „Masterplan Ems 2050“
Hannover/Hamburg, 27.01.2015: An der Ems müssen Naturschutz und wirtschaftliche Nutzung des Flusses künftig in Einklang gebracht werden. Einen entsprechenden Vertrag mit konkreten Maßnahmen für die kommenden 35 Jahre haben die Umweltverbände BUND, NABU und WWF, und die Niedersächsische Landesregierung bis zur Unterschriftsreife ausverhandelt. Eine Abschlussunterklärung unterzeichneten am Montagabend Vertreter der Umweltverbände, der Landesregierung, der Landkreise Leer und Emsland, der Stadt Emden sowie der Meyer-Werft. Bis auf zwei kommunale Vertreter unterzeichneten alle Parteien auch den eigentlichen Vertrag zum Masterplan schon jetzt. Der endgültige Abschluss des Vertrags ist für März – nach Einbeziehung der kommunalen Gremien – vorgesehen.
„Wir freuen uns über den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen, das ist ein richtungsweisender Fortschritt Mit dieser Einigung haben wir einen Marshallplan für den Wiederaufbau der Emsvereinbart “, sagt Carl Wilhelm Bodenstein-Dresler vom BUND.
„Der Vertrag bekräftigt einen Paradigmenwechsel, weil die Gleichrangigkeit von ökologischen und ökonomischen Interessen an der Ems erstmals anerkannt wird und er die wirtschaftliche Entwicklung mit einem Naturschutzprogramm verkoppelt. Die festgesetzten Maßnahmen sind ein wichtiges Beispiel dafür, wie die Natura 2000 Verpflichtungen in die Praxis umgesetzt werden “, erläutert Diana Pretzell vom WWF.
„Endlich soll es wieder bergauf an der Ems gehen. Nicht nur mit verringerten Schlickfrachten, sondern auch mit neuen Flächen für die Natur, die die Ems wieder in einen sehenswerteren, attraktiven Fluss für Menschen, Tiere und Pflanzen verwandeln sollen“, sagt Dr. Holger Buschmann vom NABU. Ein Wehrmutstropfen sei, dass dies nur langsam zu erreichen sein wird und weiterhin einer Kraftanstrengung aller Beteiligten bedürfe.
Zu den Vereinbarungen gehört, dass die Landesregierung über einen Zeitraum von 35 Jahren Flächen entlang der Ems ankauft, die zu Renaturierungsarealen werden. Insgesamt 700 Hektar sollen dem Schutz ästuartypischer Lebensräume wie Tideauwald, Röhricht, Wattflächen und Flachwasserzonen dienen sowie als Lebensraum für Wiesenvögel hergerichtet werden. Um das massive Schlick- und Sauerstoffproblem der Ems zu lösen, soll auf der Grundlage vertiefender Machbarkeitsstudien 2018 entschieden werden, ob die Steuerung der Tide künftig durch das Emssperrwerk, den Einbau einer Sohlschwelle in das Emssperrwerk oder der Bau von Tidespeicherbecken bzw. eine Kombination dieser Maßnahmen erfolgen wird. Auch das Anlegen von Tidepoldern, Rückbau oder Öffnung von Sommerdeichen sowie die Entfernung von steinernen Uferbefestigungen sind vorgesehen.