Pünktlich zum Ferienende werden nun auch an der niedersächsischen Küste tote Seehunde gefunden und gemeldet. Die Nachrichtenagentur dpa/lni berichtetet gestern von einem toten Seehund auf Wangerooge, der nicht der erste gewesen sein soll und von 40 toten Seehunden auf Norderney. Und wie viele waren es auf den anderen ostfriesischen Urlaubsinseln? Dem Wattenrat liegt eine Totfundmeldung von Langeoog am 30. Oktober 2014 vor, die bisher nicht erwähnt wurde. Insgesamt, so das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES), sollen von Schleswig-Holstein bis nach Niedersachsen inzwischen „über 800“ tote Tiere gezählt worden sein. Immerhin, die Seehunde in Niedersachsen waren so rücksichtsvoll, sich erst am Ende der Schulferien finden zu lassen. Oder wurden sie nur am Ende der Ferien gemeldet? Das alte Lied: Kadaver sind schlecht fürs Tourismusgeschäft. Bereits am 14. Oktober 2014 wurde beim Wattenrat über das Seehundsterben in Schleswig-Holstein berichtet und ein frischtoter Seehund mit blutverschmierter Schnauze von der Insel Neuwerk (Hamburger Wattenmeer, Grenze zu Niedersachsen) abgebildet. Im Wattenratbericht stand der Satz: „Tote Seehunde sind immer schlecht fürs Tourismusimage.“ Wie wahr. Es wäre zudem naiv zu glauben, das Seehundsterben würde ausgerechnet an der Grenze zu Niedersachsen halt machen. In der Vergangenheit -1988 und 2002- wurden tote Seehunde an den Touristenstränden auch schon einfach verbuddelt und nicht registriert. Sogar eine Ölpest auf den Ostfriesischen Inseln wurde 2005 unter den Teppich gekehrt und kam nur durch Zufall ans Licht.
2002 verendeten an Nord- und Ostsee knapp 22.000 Tiere, 1988 waren es rund 18.000. Während im Jahr 2002 rund 40 Prozent der gesamten Seehundpopulation ums Leben kamen, waren es 1988 60 Prozent.
edit 13. November 2014: Inzwischen wurden in Schleswig-Holstein ca. 1500 tote Seehunde geborgen, aus Niedersachsen hört man derzeit keine aktuellen Zahlen. Die Seehundaufzuchstationen Friedrichsloog und Norden-Norddeich werden weitere in den Stationen aufgezogene Junghunde wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr auswildern und auch keine Seehunde oder Kegelrobben mehr aufnehmen.