Upleward: Halli Galli im Schlick des „Weltnaturerbes“ mit SPD-MdB

Schlickschlittenrennen ("Kreier") im Watt bei Upleward vor der Kulisse des Kohlekraftwerkes Eemshaven/NL

Upleward in der Gemeinde Krummhörn (Greetsiel) im Landkreis Aurich ist ein besonderer Ort: Hier stoßen sich Naturschutz und die Spaßgesellschaft hart im Raum des „Weltnaturerbes“ Wattenmeer. Direkt südlich von Upleward schließt die strengste Schutzzone des Nationalparks, die Ruhezone, mit einer natürlich gewachsenen Muschelschillbank an, die Brut- und Rastplatz zahlreicher Vögel des Wattenmeeres ist. Upleward verfügt über einen – nein, kein Ostfriesewitz –  „Trockenstrand“ binnendeichs, zum Baden geht man über den Deich ins Watt. Auch Kitesurfer nutzen das Wattenmeer vor Upleward und können sich hier in einer Surfschule ausbilden lassen. Ab und zu verliert ein Kiteschüler die Kontrolle über sein Zugsegel und findet sich dann an der Muschelschillbank wieder, was die dortigen Vögel zur Flucht veranlasst. Und etwas weiter nördlich von Upleward bei Hamswehrum wird derzeit vom Watt aus gebohrt, horizontal, mit Deich- und Vorlandquerung für die Offshore Netzanbindungen des Windparks BorWin 3 und 4, im Auftrag der TenneT. Die Arbeiten erfolgen wattseitig in der Zwischenzone des Nationalparks.

Und in jedem Jahr findet in Upleward zur Bespaßung der Bevölkerung und der Touristen noch ein lautstarkes Spektakel mit Schlickschlittenrennen und Wattfußball statt. Mit von der Partie der Wattensause war diesmal auch der frühere Bürgermeister der Gemeinde Krummhörn, Johann Saathoff (SPD), der jetzt als Bundestagsabgeordneter für seine Partei in Berlin wirkt. Saathoff hatte als Bürgermeister in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung die Kiteschulung in Upleward durchgedrückt, in der Zwischenzone des Nationalparks, wo die Verwendung von Drachen eigentlich verboten ist. Das fand sogar der Landkreis Aurich als Untere Naturschutzbehörde nicht witzig.

Steckt tief im Schlick: Johann Saathoff, MdB,SPD, (ganz rechts) beim Schlickfußball

Von der Nationalparkverwaltung wurde Saathoff später als Naturschützer geadelt: Rechtzeitig vor der Bundestagswahl 2013 ließ die Verwaltung verlauten, dass auf einem Betondamm ein Weg „in Abstimmung zwischen der Nationalparkverwaltung und der Gemeinde Krummhörn“ auf einer Länge von etwa vier Kilometern während der Brutzeit vom 1. Mai bis zum 15. August gesperrt werde. Die Sperrung wurde gemeinsam von Bürgermeister Johann Saathoff und Nationalparkleiter Peter Südbeck eingerichtet. Es ging um die ungestörte Brut eines Sandregenpfeifers, deren Brut man ganz ohne PR auch einfach mit der Anwendung des Bundesnaturschutzgesetz hätte schützen können. 2011 musste in der Krummhörn zwei Windkraftanlagen zum Schutz von brütenden Wiesenweihen auf Veranlassung des Landkreises Aurich vorübergehend abgeschaltet werden, die Anlagen gehören der Touristik GmbH Krummhörn, einer Tochter der Gemeinde Krummhörn. Die Gemeinde mit dem damaligen Bürgermeister Saathoff klagte gegen die Abschaltung, machte Ausfallzahlungen geltend, und verlor den Prozess vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg.

Ortsfremde "invasive" Arten im Nationalpark Wattenmeer und "Weltnaturerbe", im Hintergrund die TenneT-Kabelbaustelle

Tam-Tam am Weltnaturerbe in Upleward

Flüchtlinge des Wattenspektakels: Watvögel suchen Zuflucht im Watt an der Muschelschillbank

TenneT-Kabelbaustelle in der Zwischenzone des Nationalparks, im Hintergrund das Kohlekraftwerk Eemshaven/NL

Kabel für die Offshore-Windenergie durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

In der SPD ist Saathoff der stellvertretende Vorsitzende der sog. „Küstengang“, keine kriminelle Vereinigung, wie der Name zunächst vermuten lässt, sondern, O-Ton der SPD:

„Die Küstengang kümmert sich um die maritime Wirtschaft mit Themen wie Schiffbau, Offshore-Windkraft oder Hafenhinterlandanbindungen. Für Johann Saathoff als Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Maritime Wirtschaft und Offshore-Windkraft ist diese Funktion in der Küstengang eine gewinnbringende Verzahnung, die auch eine engere Zusammenarbeit mit den Bundesländern an der Küste bedeutet.“

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