Die Küstenfischerei auf Krabben (Garnelen) ist nicht „umweltfreundlich“ oder gar „nachhaltig“, wie oft behauptet wird. Auch im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ werden jährlich tonnenweise Garnelen (Crangon crangon) gefischt. Allein im Jahr 2005 wurden in Deutschland 35.000 Tonnen Nordseekrabben vermarktet, ungefähr die gleiche Menge kleiner – nicht marktfähiger- Krabben wurde beim Fang oder bei der Verarbeitung getötet und so zu Möwenfutter, ebenso werden tonnenweise Kleinfische, Seesterne oder andere Meerestiere als unerwünschter Beifang verletzt oder getötet. Ursache ist die Maschenweite der Netze. Vor allem auf den „Steert“ kommt es an, das Ende des Netzes, in dem sich der Fang sammelt. Diesen „Steert“ kann man hinsichtlich der Maschenweite und der Maschenform optimieren.Das Thünen-Institut für Seefischerei in Hamburg führte in den vergangenen Tagen im Bereich Westeraccumersiel/LK Aurich im „Crannet-Projekt“ umfangreiche Versuchsreihen durch. Das Johann Heinrich von Thünen-Institut wurde zum 1. Januar 2008 eingerichtet. Es ist eines von vier Bundesforschungsinstituten, die im Zuge der Neustrukturierung des damaligen Bundesministerums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten entstanden ist.
Fischereifreie Referenzzonen gibt es im niedersächsischen Wattenmeer-Großschutzgebiet nicht, die wären aber als Vergleichsflächen von befischten und unbefischten Flächen notwendig. Auch die Regierungspartei der Grünen in Niedersachsen lehnt diese Referenzflächen ab.
Link: WWF- Nicht nur Krabben im Netz
Pressemitteilung vom 23.11.2013, Thünen-Institut für Seefischerei, Hamburg
Neue Netze braucht die Krabben-FischereiForschungsprojekt CRANNET zeigt: Selektiverer Krabbenfang ist möglich
Neue Netze braucht die Krabbenfischerei – das meinen jedenfalls Wissenschaftler des Thünen-Instituts in Hamburg und Rostock. Gemeinsam mit der Universität Hamburg arbeiten sie seit Januar 2013 an dem Projekt „CRANNET – Optimierte Netz-Steerte für eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Garnelenfischerei in der Nordsee“. Dort untersuchen sie, wie sich Maschenformen und Maschenweiten auf die Fangzusammensetzung in Krabbennetzen auswirken. Über erste Ergebnisse berichten die Wissenschaftler auf einer Sitzung am 26. November.
Mit größeren Maschenweiten als bislang üblich sollen nicht nur die Rückwürfe an kleineren Krabben (Nordseegarnelen) deutlich verringert werden. Die Wissenschaftler erwarten auch geringere Beifänge an kleinen Fischen und Wirbellosen aller Art. Damit würden die Fischer den Forderungen nach verbesserter Nachhaltigkeit bei den Krabbenbeständen wie auch nach einer hohen Umweltverträglichkeit nachkommen.
Die Fischerei hat ein großes Interesse an den Ergebnissen. Sie stellt daher neue Netze und 2014 auch Fischkutter für das Forschungsprojekt bereit. Mit 1,1 Millionen Euro unterstützen auch der Europäische Fischereifonds sowie die Küstenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein das Projekt.
An Bord des Fischereiforschungsschiffes SOLEA müssen die Wissenschaftler zunächst aber Hunderte von Fängen aufarbeiten. Dazu wiegen, zählen und messen sie die gefangenen Fische und Garnelen. An Land werden die Fänge dann im Detail mit elektronischer Bildverarbeitung vermessen. Das ist notwendig, um auch feine Unterschiede zwischen Maschenweiten und -typen herauszuarbeiten. Die Mühe lohnt sich: Erste Datensätze zeigen bereits den Schoneffekt von unkonventionellen Maschentypen und größeren Maschenöffnungen bei kleinen Fischen und vor allem kleinen Krabben.
Den Abschluss der Forschungsarbeiten bilden praxisnahe Tests an Bord von kommerziellen Kuttern im Jahr 2014. Im Mai 2015 wird das Thünen-Institut für Seefischerei in Hamburg die Ergebnisse vorstellen.Ansprechpartner:
Dr. Thomas Neudecker
Thünen-Institut für Seefischerei, Hamburg
E-Mail: thomas.neudecker@ti.bund.de,Tel.: 040 38905-172