Seit einigen Jahren werden vermehrt überwiegend einjährige Junghunde, die stark von Lungenwürmern befallen sind, an den Nordseeküsten angespült. In Schleswig-Holstein werden erkennbar kranke und geschwächte Seehunde, die an den Stränden gefunden werden, von speziell dafür ausgebildeten Seehundjägern mit der Waffe getötet. Dies rief erhebliche Proteste in den Medien hervor, bis zu einer Internet-Petition „Töten Sie keine weitere Robbe auf Sylt!“
Auch die taz griff diese vermeintliche „Jagd“ auf die Seehunde in einem wenig differenzierten Bericht auf. Heuler, also verlassene Seehundbabys, werden vermengt mit von Parasiten befallenen Seehunden, das hat mit „Robbensterben“ der vergangenen Jahre zunächst einmal gar nichts zu tun.
taz online, 23. März 2014
Robbensterben
Jagd auf die kulleräugigen JägerAn Nord- und Ostsee töten Seehundjäger kranke Tiere im öffentlichen
Auftrag. Der grüne Umweltminister Habeck hält das für richtig,
Tierschützer nicht.HAMBURG taz | Die Türen der Transportboxen klappen auf, runde Köpfe tauchen auf. Eilig robben die jungen Seehunde auf Bauch und Flossen über den Strand. Am Meersaum halten sie einen Moment inne, gleiten ins Wasser und schwimmen davon. Rund 155 Heuler päppelte die
Seehundstation im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog im vergangenen Jahr auf und entließ sie in die Freiheit. Fast ebenso viele Seehunde, etwa 130, starben allein im Januar auf Sylt – getötet von Seehundjägern. […]
Gerade kulleräugige Seehunde mit dem Kindchenschema verleiten zu Bambi-Tierschutz-Aktionen. Vergessen wird dabei, dass in Seehundaufzuchtstationen hoffnungslos krank eingelieferte Seehunde eingeschläfert werden, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nicht mit einer Waffe, sondern mit einer Injektion. Das Ergebnis ist das gleiche. Der Tod von Seehunden durch Krankheiten oder Parasitenbefall ist nicht Ungewöhnliches, das gehört mit „zur Natur“ dieser Raubtiere, nur die derzeitige Häufung lässt Fragen offen. Zum allem Überfluss erschien in der taz auch ein Bild von einem vermeintlichen Seehund, es handelte sich aber um eine Kegelrobbe im Embryonalfell.
Keine öffentliche Proteste gab es bisher gegen die Pläne der dänischen Regierung, wieder die Jagd auf gesunde Kegelrobben außerhalb des Wattenmeeres zuzulassen. Begründung: Kegelrobben fressen Fisch….
shz.de, online 24. März 2014
Konkurrenz für Fischer – Dänemark lockert Jagdverbot für Kegelrobben
vom 20. März 2014
Robben vermehren sich in Dänemark so stark, dass Fischer über schwindende Erträge klagen. Nach schwedischem Vorbild dürfen einzelne Tiere demnächst erlegt werden. SH hält an seinen geltenden Regeln fest.
Kopenhagen/Kiel | Dänemark will in begrenztem Umfang die Jagd auf Kegelrobben erlauben. Das sieht ein Kompromiss vor, auf den sich das Umwelt- und das Ernährungsministerium gemeinsam mit den Verbänden von Fischern, Jägern und Naturschützern geeinigt haben. Die neue Regel soll bereits im Lauf dieses Frühjahrs in Kraft treten und versuchsweise bis 2016 gelten. Es ist eine Reaktion auf immer lautere Klagen von Fischern, dass sie durch die steigenden Robbenbestände zunehmend Fangmengen verlören. Zahlen dazu kann der Fischereiverband allerdings nicht nennen. […]