Gänsewacht im NSG Petkumer Deichvorland, oder: „Alljährlicher Jagdskandal am Nonnengansschlafplatz“
von Eilert Voß, Widdelswehr
Jagdperiode: 01. November 2013 bis 15. Januar 2014
Vorwort und Dank
Im fünften Jahr organisierten Mitarbeiter ostfriesischer Initiativen und Umweltgruppen für den Schutz des Nonnengans-Schlafplatzes von Petkum die so genannte „Gänsewacht“. Anlass sind regelmäßige Beschießungen arktischer Gänsebestände, die in der Dämmerungszeit zwischen dem Dollart und den Äsungsgebieten der Unterems hin- und herpendeln. Ein jährlich sich wiederholender Freizeitspaß von Gänsejägern, die Vogelbestände der Nordhalbkugel am Weltnaturerbe „Dollart“ unter Schrotfeuer zu nehmen. Dass bei der unerträglichen Naturnutzung nicht nur jagdbare Vogelarten verscheucht, getötet oder schwer verletzt werden, ist Politikern, Behördenvertretern und Wissenschaftlern seit Jahren bekannt und wird im privaten Gespräch niemals bestritten.
In jährlicher Wiederkehr wird der Öffentlichkeit zum fünften Mal ein Gänsewacht-Protokoll für die offiziell genehmigte Jagdzeit auf Wasservögel an der Unterems vorgelegt. Vier vorangegangene Appelle an die Politik, dafür Sorge zu tragen, Zugvogelbeschießungen am Rande des Weltnaturerbes Dollart administrativ zu hinterfragen, verpufften ungehört. Behördenvertreter und sogar ein Landrat, (Bernhard Bramlage, SPD), sehen sich als aktive Hobbyjäger in ihrem politischen Zuständigkeitsbereich nicht veranlasst, dem jahrelangen Druck von Kritikern übelster Jagdmethoden nachzugeben. Diese Umstände mögen an sich skandalträchtig sein, sie hindern die Gänsewacht allerdings nicht daran, ein weiteres Mal an die Politik zu appellieren, den Missbrauch des Jagdrechts in EU-Schutzgebieten von Ems und Dollart offiziell für beendet zu erklären.
Den Unterzeichnern des diesjährigen „Gänsewacht-Rapports“ geht es vorrangig darum, die Bedeutung des Lebensraumes Ems und Dollart hervorzuheben und zum breiten Protest gegen die jägerische Praxis der Zugvogeljagd aufzurufen. Die Beschießung arktischer Vögel darf an Ostfrieslands Küste und der Unterems nicht länger als falsch verstandenes „Kulturgut“ verteidigt und von einer Minderheit als rücksichtsloses Nutzungsinteresse missbraucht werden.
In den Köpfen der typischen Ostfriesland-Besucher ist die Weite des Wattenmeeres und die grandiosen Vogelschwärme dieses Naturraumes das Synonym einer „intakten Landschaft“ schlechthin. Die ungestörte Natur ist das „Kapital und Tafelsilber“ der Urlaubsregion Ostfriesland.
Gäbe es an der ostfriesischen Küste bei einem Bevölkerungsanteil von 0,35% Jägern und 99,65% Nichtjägern zur Jagderlaubnis auf arktische Zugvögel eine Volksabstimmung, die Jagd im Weltnaturerbe Wattenmeer und der Unterems wäre längst Geschichte. […]
Den kompletten Gänsewachtbericht 2013/2014 können Sie hier als .pdf-Datei (9MB) nachlesen: Gaensewachtprotokoll 2013/14