Meyer Werft: Veränderungen und ein „Standortsicherungsvertrag“ mit dem Land Niedersachsen

Im Morgengrauen: Schleppverband mit Schiffsektion von der Rostsocker "Neptun Werft" auf dem Weg zur Meyer Werft im binnenländischen Papenburg, im Hintergrund Ditzum an der Ems

Bei der Meyer Werft in Papenburg liegen Veränderungen in der Luft, welche genau, ist unklar. Will sie neue Standorte im Ausland, wie schon einmal an der Ostküste der USA geplant, aber nicht verwirklicht? Oder geht es nur um Kooperationen mit anderen Werften? Fakt ist, dass die Meyer Werft abhängig ist von ganzen wenigen Auftraggebern, die Kreuzfahrtschiffe in Auftrag geben. Wenn die einen wirtschaftlichen Husten bekommen sollten, bekäme Meyer mindestens eine Lungenentzündung. Anlässlich einer Betriebsversammlung Anfang Januar 2014 schloss Werftchef Meyer einen Kooperation mit anderen Werften nicht mehr aus. Das Bemerkenswerte: Neben Vertretern der Kommunen nahmen auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und die Bundestagsabgeordnete Evers-Meyer (SPD an der Betriebsversammlung teil.

In einem Interview mit der Nordwest Zeitung in Oldenburg ließ der Minister keinen Zweifel daran, dass er den Werftstandort im Binnenland, der eigentlich wegen der Schiffsdimensionen an das seeschifftiefe Wasser gehört, politisch halten werde. Er ging sogar noch weiter und kündigte einen „Standortsicherungsvertrag“ des Landes mit der Meyer Werft auf 20 Jahre an, unterstützt von der Gewerkschaft „IG Metall“. Das ist ungewöhnlich und ein klares Anzeichen einer völlig verfehlten Planwirtschaft, aber ein Blankoscheck für Meyer. Wird das Land Niedersachsen dann bei schwacher Auftragslage Kreuzfahrtschiffe in Auftrag geben?

Herr Meyer ist ganz nebenbei dafür verantwortlich, dass ein Flussökosystem durch ständige tiefe Baggerarbeiten „nachhaltig“ zerstört worden ist, bezahlt vom Steuerzahler, damit seine Riesendampfer überhaupt in den Fluss passen. Ein Stauwerk an der Ems, als Sturmflut-Sperrwerk deklariert, wurde Herrn Meyer auch schon vom Steuerzahler gesponsort, und nun werden gar 20 Jahre Planwirtschaft für diesen Industriebetrieb gefordert. Die Meyer Werft lässt auf ihrer Neptun-Werft in Rostock die großen Schiffssektionen für Kreuzfahrtschiffe vorfabrizieren. Diese werden dann über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal, die Nordsee und schließlich die Ems nach Papenburg geschleppt und dort zu den den riesigen Schiffen zusammengefügt, um hinterher als ganzes Schiff über die Ems an die Nordsee transportiert zu werden. Dafür baut die Meyer Werft flachgehende Flusskreuzfahrtschiffe überwiegend am Meer in Rostock. Dieser offensichtliche Irrsinn wird vom Land Niedersachsen unterstützt, dafür wurde ein Flussökosystem zerstört. Der schwache grüne Koalitionspartner in Hannover hat nicht genug Einfluss, um eine Verlagerung der Werft an die Küste zu fordern. Auch die Grünen unterstützen inzwischen den Binnenland-Standort Papenburg. Das war vor der Landtagswahl 2013 noch anders.

Nordwest Zeitung, Oldenburg, online, 14. Jan. 2014

Die Beschäftigung in Papenburg muss 20 Jahre sicher sein

Claus Gorgs

[…]

Frage: Wie wollen Sie das erreichen?

Lies: Meine Forderung an die Meyer Werft ist: Wir brauchen einen Standortsicherungsvertrag. Der Schiffbau in Papenburg und die Beschäftigung müssen für die nächsten 20 Jahre gesichert sein.

Frage: Warum sollte sich die Meyer Werft darauf einlassen? Sie muss doch für künftige Auslandsaktivitäten niemanden um Erlaubnis fragen.

Lies: Herr Meyer hängt sehr am Standort Papenburg, aber er weiß auch, dass er bei den Rahmenbedingungen auf die Politik angewiesen ist, denken Sie nur an den Neubau des Emssperrwerks. Deshalb hat Herr Meyer uns frühzeitig in seine Überlegungen mit einbezogen. Ich finde das vorbildlich.

Frage: Welche Rolle spielen das Land Niedersachsen und sein Wirtschaftsminister?

Lies: Ich sehe es als meine Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass die Ems für die in Papenburg gebauten Kreuzfahrer schiffbar bleibt. Das verstehe ich unter aktiver Wirtschaftspolitik.

[…]

Frage: Die Meyer Werft ist bis ins Jahr 2017 ausgelastet. Wo liegt eigentlich das Problem?

Lies: Die Meyer Werft ist im Wesentlichen von zwei oder drei Großkunden abhängig, wenn nur einer von ihnen ausfiele, wäre das ein erhebliches Problem. […]

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Ostfriesen Zeitung, online

Papenburg

14.01.2014

Rätsel um neue Meyer-Strategie

Von Jochen Brandt

Die Papenburger Schiffbauer denken über Kooperation mit anderen Werften in Europa nach. Was genau damit gemeint ist, ließ das Management am Montag allerdings offen. Das Land und die Gewerkschaft IG Metall drängen nun auf einen Vertrag zur Standortsicherung. […]

Werft-Chef Bernard Meyer informierte am Montag auf einer Betriebsversammlung über die „strategischen Veränderungen“. Was genau sich dahinter verbirgt, ließ er nach Angaben von Beobachtern jedoch offen. An der Versammlung nahm neben Vertretern der Kommunen im Meyer-Einzugsgebiet auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) teil.[…] „Der Schiffbau in Papenburg und die Beschäftigung müssen für die nächsten 20 Jahre gesichert sein“, sagte Lies am Montag im Interview mit der OZ. […] Denkbar sei auch, dass die Papenburger bei anderen Werften einsteigen oder sie übernehmen, hieß es. Auch über mögliche Kandidaten wird bereits spekuliert. Die angeschlagenen STX-Werften – Meyer-Konkurrenten – in Frankreich und Finnland stehen nach der Pleite ihres Mutterkonzerns demnach vor einer ungewissen Zukunft. Würden sie von der Bildfläche verschwinden, wäre das erneut ein Schlag für den europäischen Schiffbau – und die Konkurrenz aus Fernost könnte in die Lücke vorstoßen. Werft-Chef Meyer will sich mit der Neuausrichtung aber für eine nachhaltige Stärkung des europäischen Kreuzfahrtmarktes einsetzen.

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