Update zu „Gänseripper im Naturschutzgebiet an der Ems„
Bezug: Rheiderland Zeitung, Weener/LK Leer, S.1, 04. Jan. 2014
Gänsejäger fanden die Berichtersttattung zum „Gänseripper von Nüttermoor“, die auch von der Rheiderland Zeitung (Weener) übernommen wurde, „geschmacklos“ und äußerten ihren „Unmut“. In der Ausgabe der Zeitung vom 04. Januar 2014 gab der passionierte Wasservogeljäger Hermann Heyen an, die Gänse seien „Opfer natürlicher Feinde wie Krähen oder Bussarde“ geworden, er schob nach „bei starken Stürmen würden Gänse immer wieder gegen Zäune gedrückt“. Unterstützt wurde er in seiner Argumentation vom Leeraner Kreisjägermeister Jan-Wilhelm Hilbrands. Hilbrands ist ebenfalls Gänsejäger und trickste schon einmal für die Zuschauer in einem NDR-Fernsehbeitrag, als er eine tiefgefrorene oder leichenstarre Graugans vom Himmel „schoss“, die Gans hatte steife Beine, die bei einem frischtoten Vogel herunterhängen (Gänsekrieg in Ostfriesland, NDR-Fernsehen, 15. März 2013).
Richtig ist, dass starke Stürme Gänse in Zäune drücken können. Die letzten Stürme waren aber am 06. Dezember 2013 („Xaver“) und am 25. Dezember 2013 („Dirk“). Am 25. und 27. Dezember hatte es stark geregnet. Die am 29. Dezember 2013 gefundenen verstümmelten Gänse waren jedoch frischtot und nicht vom Regen durchnässt, nur das Brustfleisch war augenscheinlich mit einem scharfen Messer sauber großflächig herausgetrennt worden. In vielen Jagdforen wird geräucherte oder anders zubereitete Gänsebrust beworben und beschrieben. Bereits einen Tag später, als die Polizei die Gänse sicherstellte, war der Erhaltungszustand der Kadaver schon deutlich schlechter und jetzt erst von einem Bussard und Krähen angefressen!
Die Kadaver lagen eng zusammen, alle mit dem Brustgefieder nach oben, zwei Tiere waren völlig trocken, wurden also nicht angespült. Ein älterer Grauganskadaver lag halb in einem Graben, ebenfalls mit herausgetrenntem Brustfleisch, zusätzlich lagen hier ältere Gänseknochen. Natürliche Feinde der Gänse sind Füchse oder Seeadler. Zwei oder drei Tiere gleichzeitig erbeutet aber kein Fuchs, der Seeadler scheidet wegen seiner Seltenheit in Ostfriesland so gut wie aus, und auch der erbeutet nicht mehrere Tiere auf einmal. In einem Zaun verunglückte Gänse liegen auch nicht gleichzeitig mit der Brust nach oben, alle den Kopf zur gleichen Seite gedreht, vor dem Zaun. In der Regel sind Gänse beim Zaunanflug auch nicht tot, sondern verletzt.
Wären die Vögel angespült worden, wäre das Gefieder völlig verklebt gewesen und zudem mit Pflanzenresten „wie paniert“ bedeckt, das war aber nicht der Fall.
Ebenfalls auffällig ist, dass die gefundenen Gänse sehr ähnliche große offene Wunden im Brustbereich hatten. Von Greifvögeln oder Krähen angefressene Kadaver sehen ganz anders aus. Die Gänse lagen zudem an einem 4 Meter breiten Überweg des Deichgrabens. Nur hier kann ein Jäger bequem vom Vorland zum Deich laufen. Die Gänse liegen ganz eindeutig an einer Stelle, an der ein Gänseschießer regelmäßig vorbei geht, es waren auch Fußspuren zu sehen. Der Schluss liegt also nahe, dass zu verschiedenen Zeiten ein Gänsejäger hier seine Jagdbeute mit einem Messer bearbeitet hat und die Reste an der Grabenkante liegen ließ oder direkt in den Graben warf, der im Tideeinfluss einen Anschluss zur Ems hat. Die „entlastende“ Darstellung der beiden Jäger Heyken und Hilbrands ist nicht sehr plausibel und wird vom Wattenrat daher angezweifelt. Es wurden zudem vom Wattenrat über Jahre häufige Jagdverstöße bei der Wasservogeljagd in Schutzgebieten dokumentiert, die die Angaben vom Gänsejägern nicht gerade glaubhafter machen.
Rheiderland Zeitung, Weener/LK Leer, online, 04. Januar 2014
Kadaver-These von Naturschützern stößt auf Widerspruch
Grausames Bild: Ein übel zugerichteter Gänsekadaver in Nüttermoor. Das Werk von Jägern, sagen Umweltschützer. Ein Rheiderländer behauptet hingegen: »Gefundenes Fressen«.kah Rheiderland. Grausam zugerichtete Gänsekadaver als blutige Überreste von Jäger-Gaumenfreuden? Diese These von Naturschützern stößt auf Widerspruch: »Tote Gänse finden sich leider immer wieder an Deichzäunen. Aber sie sind nicht von Jägern erlegt worden, sondern von Raubvögeln«, stellt Hermann Heyen aus Kanalpolder gegenüber der RZ fest. Auch Kreisjägermeister Jan-Wilhelm Hilbrands wehrt sich gegen die Darstellung.
Ein Artikel in der gestrigen Ausgabe ist den beiden Rheiderländern sauer aufgestoßen. Darin wies der Verein »De Dyklopers« auf die übel zugerichteten Kadaver von Graugänsen hin, die am Emsdeich in Nüttermoor gefunden worden waren. Die Erklärung der Umweltschützer: Jäger haben die Kadaver hier entsorgt, nachdem sie zuvor die Brust entnommen hätten. »Geräucherte Gänsebrust« sei eine weihnachtliche Jägerdelikatesse, so der Verein in einer Pressemitteilung.
Reichlich geschmacklos hingegen findet Hermann Heyen diese Theorie: »Schon vor einigen Jahren wurde das einmal behauptet, aber die Gänse sind Opfer natürlicher Feinde«, behauptet er. In die gleiche Kerbe schlägt auch Kreisjägermeister Jan-Wilhelm Hilbrands aus Jemgum, der seinem Unmut ebenfalls Luft machte. […]
edit 08. Januar 2014: Am 07. Januar berichtete die Rheiderland Zeitung erneut über die Gänse am Deich von Nüttermoor:
Rheiderland Zeitung, Weener, LK Leer
07. Januar 2014, S.1Messer oder Vogelschnabel?
Gänse-Kadaver: Umweltschützer und Jäger im Schlagabtausch
kah KREIS LEER. Der Kadaver-Fund von Gänsen an der Ems erhitzt weiter die Gemüter: Umweltschützer glauben nach wie vor, dass die bei Nüttermoor gefundenen Gänse von Jägern erlegt und ausgeweidet wurden. Wie berichtet, hatten Kreisjägermeister Jan-Wilhelm Hilbrands und der frühere NLKWN-Außenstellenleiter Hermann Heyen aus Kanalpolder dieser These widersprochen.
Sie sprachen gegenüber der RZ von einem natürlichen Phänomen. Demnach solle es immer wieder vorkommen, dass Gänse bei starken Stürmen gegen Deichzäune gedrückt würden. Die verletzten oder verendeten Vögel, so die Jäger, würden häufi g von Krähen oder Bussarden angefressen werden.Der »Wattenrat Ostfriesland« zeigt sich jedoch skeptisch: Das Brustfl eisch der am 29. Dezember gefundenen Graugänse in Nüttermoor sei »augenscheinlich mit einem scharfen Messer sauber großflächig herausgetrennt« worden,heißt es in einer Mitteilung von Manfred Knake, Sprecher der Initiative. Auch die »Sturm-Theorie« lässt er nicht gelten: Die gefundenen Gänse seien »frischtot und nicht vom Regen durchnässt« gefunden worden – lange nach den letzten großen Stürmen.
Doch auch die Jäger-Seite findet Unterstützung: Hinderk van Göns, Vorstandsmitglied vom NABU Ostfriesland, betont: »Hier handelt es sich nicht um Tierquälerei, sondern um infolge Sturmböen verunglückte Graugänse, an deren Kadaver Rabenkrähen und vielleicht auch ein Bussard ihren Hunger gestillt haben. Dafür die Jägerschaft mit einem Märchen von geräucherter Gänsebrust als weihnachtliche Spezialität verantwortlich zu machen, treibt echten Naturschützern die Zornesröte ins Gesicht«.
Kommentar von Manfred Knake dazu:
Was treibt den erwähnten erwähnten NABU-Mann van Göns zu solchen Aussagen? Erstens handelt es sich nicht um „Tierquälerei“, da davon ausgegangen werden muss, dass den bereits toten Vögeln die Gänsebrust entnommen wurde, und zweiten ist die Spezialität „geräucherte Gänsebrust“ ein bekannte Delikatesse in Jägerkreisen und in Jagdforen nachzulesen. Was das mit der „Zornesröte von echten Naturschützern“ zu tun haben soll, ist schleierhaft. Wer sind denn die „echten Naturschützer“, Herr van Göns, die Jäger etwa? Woher kommt die Vehemenz des NABU-Mannes in dieser Sache, von der er offensichtlich wenig versteht? Die Jagd auf Graugänse (auch in einem Vogelschutzgebiet) ist ja auch durchaus (noch) legal, nur der Umgang mit den toten Tieren und die „Entsorgung“ an einem Gewässer ist zu monieren. Der NABU als „anerkannter“ Naturschutzverband müsste eigentlich selbst ein Interesse daran haben, dass diese Jagdpraktiken auf Wasservögel in Schutzgebieten und den Auswüchsen, mit oder ohne Herausschneiden der Gänsebrust, der Vergangenheit angehören sollten. Nur kommt da leider wenig vom NABU. Möglicherweise hat der Wattenrat im Naturschutzrevier des Leeraner NABU gewildert, in dem es ein herzliches Einvernehmen zwischen den NABUben und der Jägerschaft geben soll. Der Projektgruppenleiter „Ems“ des NABU-Ortsgruppe Rheiderland ist z.B. ein Jäger…