Es ist immer gut zu wissen, wozu „Volksvertreter“ ihr Mandat ge- bzw. missbrauchen. Drei von zehn Windkraftanlagen in Stedesdorf im LK Wittmund sind als „Bürgerwindpark“ bereitgestellt worden, um damit Kleinanleger zu ködern. Mit Hilfe von Barem, sprich Rendite, soll so das bröckelnde Akzeptanzproblem der Monsterwindkraftanlagen monetär versüßt werden, für die, die ihr Geld in das windige Geschäft stecken wollen. Die nachfolgende CDU- Parteimeldung des CDU-MdB Hans-Werner Kammer (ganz unten) wurde 1:1 „copy and paste“ recherchelos von der Lokalzeitung übernommen.
Für die Anlieger sieht das Ortsbild dann für ca. 20 Jahre so aus, wie auf dem Bild aus Stedesdorf.
Es ist davon auszugehen, dass die abgelichteten CDU-Ortsbürgermeister aus dem Landkreis Wittmund diese „Bürgerbeteiligung“ als willkommenes „Modell“ ansehen, um auch in ihrer Gemeinde von der Gewerbesteuer profitieren zu können oder sich selbst in ein Genossenschaftsmodell einzukaufen. Die betroffenen Anlieger erfahren in der Regel zuletzt von den Windkraftplänen, während die Betreiber schon Grundstückskäufe oder -anpachtungen dafür getätigt haben. Gewählte Ratsmitglieder, die Mandat und Gewinnerwartung, auch durch Selbstbeteiligung der Kommune oder auch einzelner beteiligter Ratsmitglieder miteinander verquicken, sollten zwangseingewiesen werden: in eine Wohnung direkt an einer Windkraftanlage, damit sie das Ergebnis ihrer Zustimmung und die neue „Wohnqualität“ am eigenen Leibe verspüren können!
Indes: Das Geschäftsmodell Windkraft mit der „Lizenz zum Gelddrucken“ aus dem „Erneuerbare Energien Gesetz“ gerät zunehmend in die Kritik. Am 24. Juli 2013 äußerte sich der Präsident des Bundeskartellamtes Andreas Mundt im Handelsblatt sehr kritisch zu dieser Subvention für Windkraft und Solarbetreiber. Das EEG sei „ohne Hand und Fuß“. Er mahnte deshalb eine „grundlegende Reform“ an, mit dem Hinweis, die Betreiber „viel stärker dazu [zu] verpflichten, den produzierten Strom selbst zu vermarkten, und zwar ohne Vollkasko-Absicherung“. Es ist also abzusehen, dass dieses Konstrukt EEG in der bisherigen Form keinen Bestand mehr haben kann, egal, welche Partei nach den Bundestagswahlen die Regierungsverantwortung übernehmen wird. Das wird auch Auswirkungen auf die Renditeerwartungen der „Bürgerwindparks“ haben!
Bemerkenswerterweise stellt sogar der Bundesverband Windenergie (BWE) die derzeitigen prognostizierten Renditeerwartungen in Frage. Das sollte Pflichtlektüre für alle Bügermeister und Ratsmitglieder werden, die mit der Idee des „Bürgerwindparks“ liebäugeln, um damit ihre Gemeindekassen oder gar ihre eigenen Konten aufzubessern. Gewählte Bürgermeister und Ratsmitglieder, die sich die optimistischen Renditeerwartungen ausschließlich von den interessengeleiteten Windkraftprojektierern vorrechnen lassen , laufen Gefahr, nur noch als Abstimmungsmarionetten am Band von windigen Geschäftsinteressen zu handeln, und nicht zum Wohle der Allgemeinheit. In der Vergangenheit wurden auch schon sagenhafte Renditeerwartungen von 15 Prozent in Aussicht gestellt, so z.B. am Beispiel des „Bürgerwindparks“ in Bassens/LK Friesland: NWZ-online- Räder sollen Bürgern Rendite bringen Park Bassens II wird als reiner Bürgerwindpark ausgewiesen – Geschäftsführer erwarten schnelle Freigabe
Nach den BWE-Angaben gibt es jedoch sehr große Differenzen zwischen der theoretischen und praktischen Gewinnerwartung:
Bundesverband Windenergie:
Praxiserfahrungen mit der Wirtschaftlichkeit von Bürgerwindparks in Deutschland
02-2013 Werner Daldorf
(ab Seite 12 des o.a. Links):
„[…] BWE-Anlegerbeirat – Werner DALDORF: Wirtschaftlichkeit
Bürgerwindparks 3. Wirtschaftlichkeit von Windparks – Praxis – 1/11
A. Ertragssituation in der Praxis meist schwach
Für den 10-Jahreszeitraum 2002 – 2 011 ist festzustellen, daß die Windstrom-Erlöse im Durchschnitt (= gewogenes Mittel) nur 86 % der prospektierten Umsätze erreichten. […]
3. Wirtschaftlichkeit von Windparks – Praxis -1 1 / 1 1 C.
Rendite der Anleger
Aus meinen bisherigen Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit von Windparks zieheich folgende Schlüsse: 1. Rund die Hälfte aller kommerziellen onshore-Windparks laufen so schlecht, daß deren Anleger froh sein können, wenn sie nach 20 Jahren ihr Kommanditkapital zurückbekommen haben. 2. Bürgerwindparks haben dieselben Probleme wie kommerzielle Windparks. Da sie aber i.d.R. Günstigere Herstellungskosten und weniger Bankschulden hatten, sind die Chancen ihrer Anleger auf eine geringe Rendite etwas besser. […]“
Link:
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Pressemitteilung Hans-Werner Kammer (MdB/CDU), Wahlkreis Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund
http://www.hans-werner-kammer.de/sommertour/windparks-akzeptanz-steigt-mit-beteiligung
Windparks: Akzeptanz steigt mit Beteiligung
Datum: 22.07.2013
Beeindruckt war der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Werner Kammer als er zusammen mit der CDU Esens den Bürgerwindpark Stedesdorf besuchte. Dort sind in den vergangenen Wochen insgesamt zehn neue Windkraftanlagen in Betrieb gegangen. Das Besondere: Die Anlagen gehören auch Bürgern aus der Umgebung. Mit einer Mindesteinlage von 1.000 Euro konnte man sich an dem Projekt beteiligen, denn drei dieser Anlagen gehören einer neu gegründeten Genossenschaft. 620 Bürger aus Stedesdorf haben in die Genossenschaft und so in den Windpark investiert. Nun können sie auf eine sehr gute Rendite hoffen. Allein die Genossenschaft hat in Stedesdorf bereits mehr als 16,2 Millionen Euro verbaut. Das gesamte Investitionsvolumen liegt bei 52 Millionen Euro.
Hans-Werner Kammer ist von dem Projekt überzeugt: “Bürgerwindparks sind der richtige Weg. Ohne breite Akzeptanz für die Windkraftanlagen ist die Energiewende nicht zu schaffen. Die finanzielle Beteiligung derjenigen Bürger, die vom Standort am meisten betroffen sind, hebt die Akzeptanz der Windparks. So können mehr Windparks errichtet werden. Auch für die Kommunen hat es daher Vorteile.”
Jürgen Schröder, Vorsitzender des CDU-Samtgemeinde-Verbandes Esens, freut sich über den Erfolg des Windparks: “Dass die Bürgerbeteiligung in der Bevölkerung eine so große Resonanz erfahren hat, zeigt die große Unterstützung für das Projekt.” Das bestätigte auch Stedesdorfs Bürgermeister Helmut Oelrichs: “Der Versuch ‘Bürgerwindpark’ ist eindeutig gelungen!”