Der Bundesverband der Verbraucherzentralen macht sich zwar für die „Energiewende“ stark, kritisiert aber gleichzeitig die horrenden Kosten der Offshore-Windenergie, die auf die Verbraucher umgelegt werden, die die Strompreise weiter nach oben treiben und fordert den Stopp des weiteren Ausbaus der Windkraft auf See. Die Kritik kommt spät, greift viel zu kurz und ist keinesfalls neu. Vor allem ist sie interessengeleitet, im Sinne der Onshore-Windkraft
Bereits vor elf Jahren, im Juni 2002, warnten die Wissenschaftler Sauer und Schedereit in ihrem Aufsatz „Offshore-Windenergie – eine Investitionsfalle ?“ vor den hohen Kosten dieser Energiegewinnung auf See (http://www.renorga.de/Offshore/), die sich auch aus den hohen Wartungskosten mit Schiffen und Personal ergäben, die nur bei bestimmten Wetterverhältnissen auslaufen könnten. Der Wattenrat griff diese Kritik mit einem Beitrag in den „Bremer Nachrichten“ vom 08. August 2002 auf: „Investitions-Ruinen auf See“: http://www.wattenrat.de/wind/wind02.htm
2008 äußerte sich der Hamburger Sozialwissenschaftler Thomas Heinzow dazu:
http://www.wattenrat.de/wind/wind107.htm , November 2008: Nachgerechnet: Offshore-Windenergie in fachlicher Kritik: „Windenergie klima-, umweltpolitisch und volkswirtschaftlich kontraproduktiv“ – „keine Wertschöpfung, sondern Subventionsabschöpfung“ – Investitionen keine geeignete Option zur Reduzierung der Folgen des Klimawandels […]
Die Zeitschrift „Waterkant“ ergänzt in einer aktuellen Pressemitteilung vom 03. April die Kritik an der Offshore-Windenergie: “Die aktuelle Kritik am Ausbau der Offshore-Windindustrie, die der `Verbraucherzentrale Bundesverband`[…] auf Grundlage einer Agora-Studie […] formuliert hat, greift nach Auffassung der maritimen Zeitschrift WATERKANT nicht weit genug: Wer über Sinn und Unsinn der Energiegewinnung in gigantischen Rotorenparks auf See urteile, dürfe sich nicht – wie die veröffentlichte Kurzfassung der Agora-Untersuchung – auf die Kosten von Transformation, Netzausbau oder die Entwicklung der Strompreise beschränken. […]“ Die komplette Pressemitteilung können Sie hier lesen: Waterkant_Offshore
Die Agora Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation, ein Lobby-Verband der Erneuerbaren Energien. Direktor bei Agora ist Rainer Baake, der vorher bei der Deutschen Umwelthilfe tätig war, die auch als Spendensammelverein aus der Industrie für die großen Naturschutzverbände agiert. Davor, ab 1998, war Baake Staatssekretär im Bundesumweltministerium unter Jürgen Trittin.
Der Wattenrat Ostfriesland hat in vielen Beiträgen vor der gesundheitlichen Beeinträchtigung von geschützten Meeressäugern durch die enorm lauten Rammarbeiten bei den Fundamentsetzungen hingewiesen. Dazu kommen die Gefahren für Zugvögel auf See, die bei unsichtigem Wetter leicht von den Rotoren getötet und niemals gefunden werden. Die Kollisionsgefahr mit Schiffen erhöht sich durch die Windkraftanlagen ebenfalls. Die „anerkannten“ Naturschutzverbände oder NGOs ignorieren diese Probleme weitgehend und setzen ebenfalls auf eine „Energiewende“ durch Offshore-Windenergie.
Die völlig realitätsferne Wunschdenken-Politik zeigte sich wieder einmal völlig unbeeindruckt, fakten- und beratungsresistent: „Herausragend“ sind dabei die SPD-Ministerpräsidenten der Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die sich sehr eindimensional wirtschaftliche Vorteile durch die zu schaffende Hafeninfrastruktur und die Belebung des Schiffbaus erhoffen. Sie faselten am Abend des 02. April 2013 unkommentiert im NDR-Fernsehen über das „Gelingen der Energiewende“, den „Atomausstieg“ und wiesen die Kritik an der Offshore-Windenergie durch die Verbraucherschützer zurück. Ministerpräsident Sellering (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern sieht die Windenergie sogar als „grundlastfähig“ an. Entweder lügen diese Politiker schamlos, oder sie wissen nichts von den physikalischen Voraussetzungen der Windenergienutzung: Offshore-Windräder produzieren zweifellos viel Strom, aber eben nicht bedarfsgerecht, wenn dieser Strom gebraucht wird. Auch auf See weht der Wind unstet und kann daher auch nur unstet und nicht bedarfsgerecht ins Stromnetz einspeisen. Zur Regelung dieser gewaltigen Strommengen im Netz werden neue Kohle- oder Gaskraftwerke benötigt, die die Regelung im Netz vornehmen und das Netz stabil halten. Ohne vorhandene Regelkraftwerke können Windkraftwerke gar nicht ins Netz einspeisen. Auf das „Klima“ haben Windkraftwerke überhaupt keine Auswirkung, sie arbeiten wetterabhängig und verändern das Wetter oder in der Folge das Klima nicht (abgesehen vom Kleinklimna im Rotorenbereich).
Woher der Wind wirklich bei dieser „Verbraucherschützer“-Meldung führt, wird nachfolgend deutlich. Die windige Branche gräbt sich derzeit gegenseitig das Wasser ab, hier wird Offshore-Windenergie gegen Onshore-Windenergie ausgespielt, es geht um die Verteilung der Subventionen aus dem Erneuerbare Energien Gesetz und die damit verbundenen weiteren drastischen Strompreiserhöhungen:
Ostfriesen Zeitung, online, 03. April 2013
Verband fordert Offshore-Stopp
„[…] Über Richtungswechsel bei der Energiewende nachdenken „International wird sich allenfalls Seewind in Küstennähe durchsetzen, was aber in Deutschland wegen des Wattenmeers nicht infrage kommt“, schreibt der Energieexperte Holger Krawinkel in der Analyse der Verbraucherzentrale. Je schneller der Ausstieg aus dem Offshore-Ausbau vereinbart werde, umso geringer würden die negativen Folgen im Hinblick etwa auf die Kosten ausfallen. Gerade nach dem gescheiterten Energiegipfel bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse über Richtungswechsel bei der Energiewende nachgedacht werden. […]
Auszug aus einem Leserkommentar zu diesem Artikel:
04.04.2013 um 16:15 Uhr: Herr Krawinkel, der hier als Verbraucherschützer auftritt, ist in Wahrheit ein Lobbyist der Ökoindustrie. Von Anfang an hat seine Organisation sich für die sogenannten Erneuerbaren ins Geschirr gelegt, ohne Rücksicht auf die Verbraucher, die den Unfug bezahlen müssen.Die angeführte Analyse empfiehlt einerseits, den Ausbau der Offshore-Turbinenfelder zu drosseln, aber zugleich die Windindustrie an Land drastisch zu erweitern. Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll die Nennleistung von jetzt 32000 Megawatt auf 61000 Megawatt fast verdoppelt werden. Bis 2033 werden 82000 Megawatt empfohlen. […]
Holger Krawinkel ist seit 2004 Leiter des Fachbereichs Bauen, Energie und Umwelt des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen e.V.. Er studierte Geographie und Politikwissenschaft an der Universität in Gießen und Raumplanung an der Universität Oldenburg. Er war u.a. Referent im Energieministerium Schleswig-Holstein und wurde 1994 Vorstand der Energiestiftung Schleswig-Holstein in Kiel. Seit 2004 ist Krawinkel bei der Verbraucherzentrale.
Wäre Krawinkel ein „echter“ Verbraucherschützer, würde er das strompreistreibende „Erneuerbare Energien Gesetz“ (EEG) kritisieren, dessen Vorläufer, das „Stromeinspeisungsgesetz“ von 1991, als Anschubfinanzierung und Erleichterung zum Zugang zum Stromnetz für den damals beginnenden Windkraftboom überwiegend an der Küste diente. Heute ist das EEG ein Geschäftsmodell für wenige Hersteller, Projektierer und Betreiber zu Lasten aller Verbraucher geworden. So geht es ihm nur um mehr Windkraft an Land statt auf See, sein „besorgtes“ Statement ist also nur ein Nebeltopf, einer von vielen der windigen Lobby. Und die Presse fiel mal wieder darauf rein oder war nicht willens oder in der Lage, selbstständig zu recherchieren.
dpa vom 02.04.2013 13:46: […] „Die Errichtung von Windrädern vor den Küsten sei mit weniger Beeinträchtigungen für die Bevölkerung verbunden, erklärte Sellering. Vor allem aber wehe auf See der Wind stärker und verlässlicher, so dass mit den Anlagen ´praktisch grundlastfähig` Strom produziert werden könne. ´Dort können auch große Einheiten aufgebaut werden, die wir brauchen, um in zehn Jahren aus der Atomenergie aussteigen zu können`, erklärte der Schweriner Ministerpräsident, der seit langem gemeinsam mit seinen norddeutschen Amtskollegen vom Bund verlässliche Rahmenbedingungen für den Bau von Windparks auf See fordert.[…]“
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Spiegel online, 02. April 2013
Windenergie: Verbraucherschützer fordern Offshore-Stopp
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen macht Stimmung gegen Windparks auf hoher See. Die Offshore-Windenergie sei ein „ökonomischer und technologischer Irrläufer“, heißt es in einer Analyse. Neue Projekte müssten gestoppt werden.
DPA Offshore-Windpark Alpha Ventus: Ökonomischer Irrläufer? Berlin – Verbraucherschützer fordern einen Stopp neuer Offshore-Windkraftprojekte auf hoher See. „Der Bau von Seewindanlagen weit draußen und tief im Meer stellt sich immer mehr als ein ökonomischer und technologischer Irrläufer heraus“, heißt es in einer neuen Analyse des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, aus der die Nachrichtenagentur dpa zitiert. […]