Enercon ist der Marktführer bei Windkraftanlagen. Der Hauptsitz der Firma ist in Aurich/Ostfriesland. Bisher war es nicht einfach, Licht in das Dunkel des weltweit verzweigten Unternehmens zu bekommen. Das hat die Redaktion der „Ostfriesischen Nachrichten“ in Aurich geschafft. Den nachfolgenden Beitrag haben wir im vollen Wortlaut von der ON übernommen, die Bilder sind vom Wattenrat und nicht Teil der Berichterstattung. Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung. Zu ergänzen wäre, dass Enercons Erfolg überwiegend auf dem „Erneuerbare Energie Gesetz“ beruht, das von allen Stromkunden eine Zwangsabgabe zusätzlich zu den Stromkosten fordert. Nur dieses Gesetz ist in Deutschland für den Boom der Wind-, Solar- oder Biogas-Energie verantwortlich. Den Betreibern garantiert das satte Subventionsgewinne zu Lasten aller Stromkunden, Tendenz weiter steigend. Wärmekraftwerke werden durch den Boom nicht überflüssig, im Gegenteil. Für jedes Megawatt an „erneuerbarer“, aber unstet und volatil eingespeister Energie muss als Faustregel ein Megawatt an Regelenergie aus Gas, Kohle oder Atomenergie bereitgestellt werden.
Links:
* Enercon-Chef Wobben: C02 ist tödlich! (2006)
* Aloys Wobben: Eine „Leitfigur und Vorbild für die Jugend“? (2003)
Ostfriesische Nachrichten, Aurich/Ostfriesland, Seite 6 – Mittwoch, den 6. Februar 2013
Lokales
Enercon-Umsatz klettert auf fast vier Milliarden Euro
Bericht 2011 des weit verzweigten Konzerns jetzt veröffentlicht – Umsatzplus von zwölf Prozent – Gewinn vor Steuern liegt bei knapp 700 Millionen Euro
aik/wit Aurich. So erfolgreich der Auricher Enercon-Konzern ist, soviel Wohlstand er für Aurich und Umgebung bringt, so verschwiegen ist er in der Regel auch.
„Recharge News“, ein internationales Magazin für erneuerbare Energien, nannte den Konzern vor Kurzem einmal „Windpower’s enduring enigma“, also eine Art „andauerndes Rätsel“ oder „Mysterium“. Pressekonferenzen oder öffentliche Auftritte der Geschäftsführung gibt es eher selten, zum Jahresumsatz wird auf ON-Nachfrage keine offizielle Auskunft gegeben.
Ein wenig Licht ins Dunkel bringt da der jährliche Konzernbericht, den Enercon, wie andere deutsche Unternehmen auch, im Bundesanzeiger (www.bundesanzeiger.de) veröffentlichen muss. Wer dort nach „Enercon“ sucht, ist aber noch nicht auf dem richtigen Pfad. Das 2007 ins Register eingetragene Mutterunternehmen der weit verzweigten Unternehmensgruppe heißt nämlich „UEE Holding GmbH“. Selbst die Antwort, wofür die Abkürzung steht, gibt das Unternehmen nicht. Wie schwierig es trotz dieser Veröffentlichung ist, sich auch nur einen oberflächlichen Überblick über das Unternehmen zu verschaffen, zeigt schon die Tatsache, dass die in Ostfriesland bekannten Enercon-Firmen wie die Aero Rotorblattfertigung GmbH, die neue STA Stanztechnologie Aurich GmbH, die Mechanic Anlagenbau GmbH, die Inductor Komponentenfertigung GmbH, die GZO Guss-Zentrum-Ostfriesland GmbH (Südbrookmerland) oder die WEC Turmbau Emden GmbH in der Anlage zum Konzernbericht mit über 200 Tochterfirmen nicht auftauchen. Die Gesellschafter dieser Firmen sind laut der auch im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschlüsse verschiedene niederländische Unternehmen wie z. B. eine „Groen Power Industries B.V., Amsterdam (NL)“. Alle diese Unternehmen haben eine gemeinsame Adresse in Amsterdams Innenstadt an der Prinsengracht.
Aus dem Konzemabschluss zur UEE Holding geht aber zumindest so viel hervor, dass das Unternehmen in (mindestens) vier Geschäftsbereiche aufgeteilt ist, die sich Forschung und Entwicklung, Logistik, dem Bau von Windenergieanlagen und der Stromproduktion widmen. Das Auricher Unternehmen ist Besitzer oder Mitbesitzer von rund 130 Windparks im In- und Ausland. Durch den Verkauf des Stroms aus diesen Parks hat Enercon 2011 rund 180 Millionen Euro eingenommen.
Einer der größten (wenn nicht der größte) Abnehmer von Enercon-Windenergieanlagen ist Enercon selber. Der neueste Konzernbericht für das Jahr 2011 wurde im Bundesanzeiger vor wenigen Tagen veröffentlicht. Daraus geht unter anderem hervor, dass Enercon im Jahr 2011 einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro erzielt hat. Das ist eine Steigerung von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig ein neuer Rekord für das Weltunternehmen aus Aurich, das auch umsatzstärkstes Unternehmen mit Sitz in Ostfriesland ist und zu den umsatzstärksten in ganz Niedersachsen gehört. Im Vorjahr 2010 lag der Umsatz bei 3,5 Milliarden, 2009 bei 3,6 Milliarden Euro.
Der Gewinn vor Steuern (Konzernjahresüberschuss) lag bei 699,3 Millionen Euro, wie es in dem Bericht heißt. Damit seien die „selbst gesteckten Ziele zur Ertragslage“ übertroffen worden. Das Ergebnis unterstreiche den „positiven Geschäftsverlauf trotz der anhaltenden Verunsicherungen an den Finanzmärkten und trotz des sich fortsetzenden Wettbewerbsdrucks in einigen Absatzgebieten“.
Interessant auch: 1,68 Milliarden Euro hat Enercon im EU-Ausland umgesetzt, 1,56 Milliarden Euro in Deutschland und 691 Millionen Euro im Rest der Welt. Im letzteren Bereich wurde auch das deutlichste Plus (102 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2010 erzielt. Für die Konstanz des Unternehmens spricht, dass sowohl der Umsatz pro gefertigtem Megawatt als auch der Gewinn pro Megawatt von 2010 zu 2011 gleich geblieben sind. Preissteigerungen bei Rohstoffen und Löhnen konnten also durch Produktivitätsgewinne wettgemacht werden. Und unter einem Verfall der Verkaufspreise litt das Unternehmen nicht.
Unter dem Punkt „Strategie“ betont Enercon auch noch einmal, dass die „volle Konzentration des unternehmerischen Handelns“ eben den „Windenergieanlagen, die onshore, d. h. an Land, aufgebaut werden“, gilt. Von der risikoreichen und teuren Offshore-Technologie hält Enercon sich bekanntlich fern. Eine Basis für den Erfolg sei auch die hohe Fertigungstiefe. Heißt: Enercon macht soviel wie möglich selbst (eigene Turmwerke, eigene Gießerei etc.).
In einem Rating der Firma Euler-Hermes Rating GmbH (Allianz-Gruppe) erzielte Enercon eine Gesamtnote von „AA-„. Damit sei Enercon im Vergleich zur Gesamtwirtschaft „deutlich überdurchschnittlich“ eingestuft. Der „wechselhaften Stimmung an den Finanzmärkten“ sei Enercon mit seiner wirtschaftlichen Stärke begegnet, die negativen Begleiterscheinungen konnten „auf ein akzeptables Maß minimiert“ werden. Ein wesentlicher Treiber der erneuerbaren Energien sei auch die zunehmende Industrialisierung der Branche (zu besichtigen zum Beispiel in der neuen Rotorblattfertigung in Aurich-Sandhorst).
Der Fokus von Enercon liege „auf einer starken Präsenz auf ausgesuchten Einzelmärkten“, heißt es weiter in dem Konzernbericht. Die Spitzenposition auf dem deutschen Markt konnte man im Jahr 2011 mit 60 Prozent Marktanteil halten. In Europa betrug der Marktanteil 26 Prozent und auf dem Weltmarkt immer noch sehr gute 7,9 Prozent. Der Exportanteil betrug zwei Drittel. In den nächsten Jahren zeichne sich „für die Summe unserer Absatzmärkte weiterhin ein stabiles Marktwachstum ab“, heißt es in einem Ausblick.
Die Vermögenslage von Enercon wird in dem Konzernbericht als „sehr stabil“ bezeichnet. Das Eigenkapital sei in den vergangenen Jahren „sukzessive gesteigert“ worden. Die Eigenkapitalquote belaufe sich auf 40 Prozent. Das Eigenkapital wird in dem Bericht mit 2,4 Milliarden Euro beziffert (Vorjahr 2010: 1,95 Milliarden Euro). Immer wieder betont Enercon in dem Konzernbericht auch das „Ziel der Unabhängigkeit“. Damit werde man auch in Zukunft „ein verlässlicher und an einer langfristigen Bindung orientierter Partner“ sein. Es werde angestrebt, „ein überschaubares Portfolio an gefestigten, aus unserer Sicht risikoarmen Exportmärkten zu bedienen“. Der Exportanteil solle beständig bei über 60 Prozent bleiben. In den von Enercon definierten Schwerpunktländern wolle man jeweils einen Platz unter den größten Herstellern finden und einen Marktanteil von jeweils mehr als 15 Prozent erreichen.
Durch die „rasante Marktentwicklung in China, den USA und Indien“ werde es „unweigerlich zu einem Überhang an Produktionskapazitäten“ in diesen Ländern kommen, „die dann auf unsere Länder ausstrahlen könnte“. Genau deshalb konzentriere sich Enercon eben auf bereits erschlossene Märkte. Daher sehe man den Konzern nicht von negativen globalen Entwicklungen gefährdet. Und weiter heißt es: „Als Folge des teils ruinösen Preiskampfes vieler Wettbewerber gehen wir mittelfristig von einer Marktkonsolidierung auf Herstellerseite aus, erwarten aber selber nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden.“
• Interessant an dem jährlich veröffentlichten Enercon-Konzernbericht ist auch der viele Seiten lange Anhang. Dort findet sich nämlich eine Liste der Tochterunternehmen, mehr als 200 sind es. Viele der GmbHs sind Windparks, aber bei Weitem nicht alle. Die Liste reicht, um einige Beispiele zu nennen, von der Enercon GmbH (Aurich), über die „Carraigcannon Wind Farm Limited“ (Irland), die Forschungsfirma WRD Wobben Research and Development GmbH (Aurich), die MAM Maschinen- und Anlagenbau Magdeburg GmbH bis hin zur Windpark Jennelt II GmbH & Co. KG.