Das NDR-Fernsehen startete gestern Abend seine neues Politikmagazin „Panorama 3“. Darin wurden in einem Beitrag des NDR-Reportes Jörg Hilbert u.a. die fragwürdigen Mitgliederwerbemethoden auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und am Schluss auch des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) aufgezeigt. Die Agentur Wesser engagiert Studentinnen und Studenten, schult diese gründlich und schickt sie als Drückerkolonnen an die Haustüren, um neue Mitglieder für diese Naturschutzverbände zu werben. Die Werber tragen dazu ein T-Shirt der jeweiligen Organisation, für die sie werben.
Nur wissen die so zur Unterschrift Überredeten gar nicht, dass sie von einer gewerblichen Agentur geworben wurden, die einen beträchtlichen Teil der Mitgliederbeiträge zunächst für sich und die Werberinnen und Werber einsteckt. Der von „Panorama 3“ interviewte Stefan Loipfinger von der spendenkritischen Internetplattform Charity Watch dazu: „Man versucht die Leute an der Tür oder auf der Straße bewusst zu täuschen.“ Er nahm das Wort „Betrug“ in den Mund! (Charity Watch hat seine Internettätigkeit inzwischen wegen zahlreicher Drohungen und finanzieller Belastung durch juristische Prozesse eingestellt, der Betreiber wurde so mundtot gemacht!)
Jörg Hilbert auf der NDR-Webseite:
[…] „Der NABU zum Beispiel betreibt eine sehr aktive Pressepolitik, um die Werbeaktionen in der Lokalpresse anzukündigen. In Pressemitteilungen wird nicht von bezahlten Werbern gesprochen, sondern von „Studenten“ oder sogar von „unseren Studenten“ die da an der Haustür klingeln. So soll offenbar der Eindruck bei der Presse erzeugt werden, es handelt sich um Mitarbeiter des NABU. Ich habe ganz aktuell in Ostfriesland mit dem Mitarbeiter einer Lokalzeitung gesprochen. Der fühlt sich richtig getäuscht vom NABU und will nun auch darüber berichten.“ […]
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Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 09. August 2012
Verlust der Landschaften entgegenwirken
NABU Studenten informieren über die Arbeit des Naturschutzbundes – Bürger um Unterstützung gebeten
Mehr als 2000 Mitglieder waren dem NABU in Ostfriesland 2011 beigetreten.
Wittmund/Wiegboldsbur/AH – An die großen Erfolge der letztjährigen Informations- und Werbeaktion will der Naturschutzbund (NABU) Ostfriesland jetzt anknüpfen: Mit Unterstützung von sechs Studenten hat der NABU die diesjährige Werbung für die Naturschutzarbeit im Landkreis Wittmund begonnen. […] Mehr als 2000 Mitglieder waren dem NABU in Ostfriesland im vergangenen Jahr beigetreten, so dass der NABU in der Region derzeit über rund 4500 Mitglieder verfügt. „Wir bekommen derzeit enormen Rückenwind“, freute sich Michael Steven und stellte fest: „Die Leute spüren, dass durch die Zerstörung der Natur beim Bau von Straßen, Gewerbegebieten und Kavernen, die Umwandlung von Grünland in Maisflächen und den Torfabbau viel Lebensqualität in ihrer ostfriesischen Heimat verloren geht. Und das belastet sie.“ […]
Würde der NABU-Spruch „Verlust der Landschaften entgegenwirken“ zutreffen, wäre der Naturschutz in Ostfriesland ganz anders aufgestellt! Sicher gibt es sehr engagierte Kreis- oder Ortsverbände des NABU auch in Ostfriesland, nur ist die Unterstützung durch die Landesgeschäftsstellen oft sehr dürftig. Zudem handelt es sich bei den an der Haustür geworbenen Mitgliedern überwiegend um zahlende Karteileichen, die sich nicht in die notwendige aktuelle Tagesarbeit einbringen. Ein hervorragendes Negativbeispiel des NABU-Kreisverbandes Wittmund ist die kommunalpolitische Verflechtung seines Vorsitzenden: Nichts hat der NABU im LK Wittmund für die Einrichtung des EU-Vogelschutzgebietes Norden-Esens getan. Der kleine „Wattenrat Ostfriesland“ hat bei der EU-Kommission in Brüssel erfolgreich für dessen Einrichtung gestritten und sich dabei gegen das Land Niedersachsen behauptet, das dieses Gebiet aus wirtschaftlichen Gründen verhindern wollte (Wattenrat: Blauer Brief aus Brüssel).
Der NABU im LK Wittmund hat mit seinem Vorsitzenden, der lange im Stadtrat von Esens für die SPD als Bauausschussvorsitzender tätig war, die umstrittenen Umgehungsstraße Bensersiel und den Golfplatz Ostbense, beide im EU-Vogelschutzgebiet, mit durchgewunken; gigantische landschaftszerstörende Windparkprojekte im Landkreis blieben unkommentiert. Es wurde also genau das Gegenteil von den satzungsgemäßen Aufgaben des NABU gemacht.
Mit der „optischen Täuschung“ und Verkleidung von Studentinnen und Studenten für einen Naturschutzverband kann man also wieder einmal den Eindruck gewinnen, dass es den großen Naturschutzverbänden mehr um betriebswirtschaftliches Fundraising zur Unterhaltung ihrer aufgeblähten Geschäftsstellen geht als den Naturschutz vor Ort zu unterstützen, dieser gerät so oft zur Marginalie. Die Verbände verfügen noch über einen anderen Trick, um an potenzielle Mitgliederanschriften zu gelangen: Der NABU veranstaltet jährlich die „Stunde der Gartenvögel“, für die Interessierte eigene Vogelbeobachtungen aus ihrem Garten an den NABU schicken. Einen wissenschaftlichen Wert hat dies nicht. Weder ist die vogelkundliche Qualifikation des Beobachtenden bekannt noch tragen Zufallsbeobachtungen zu irgendwelchen Erkenntnissen bei. Der BUND veranstaltet das Gleiche mit „Abenteuer Faltertage: BUND-Aktion zum Schutz der Schmetterlinge“.
Link:
NDR-Panorama 3, „Es geht nur um das Geld“, 21. August 2012
Der Wattenrat hatte diese Themen auch schon häufiger auf dem Schirm:
* “Gedrückte” Naturschützer: Zeit für eine Naturschutzwende
* Wenn der NABU an der Haustür klingelt: Mitgliederwerbung mit Drückerkolonnen