Martin Kaluza ist promovierter Philosoph und arbeitet, so der Text auf seiner WebSeite, auch „freiwillig als Journalist“, liefert „zuverlässig Text“ und „schreibt ganz gerne abseitige Geschichten“. In der Tat, das ist im rundum gelungen, ein zuverlässiger Text mit ziemlich abseitigen Ansichten für die Zeitschrift „neue energie“, Heft 07/2102. Die Zeitung des Lobbyistenverbandes „Bundesverband Windenergie“ (BWE) gilt als DAS Lobbyorgan der Windmüller, Solar- und Biogasbetreiber, die sich als Retter der Welt aufführen, Klima und Öko sagen, Geld meinen und kräftig von der Zwangsabgabe für alle Stromkunden aus dem „Erneuerbare Energien Gesetz“ (EEG) profitieren, die Inhaber der Lizenz zum Gelddrucken. Und in dieses Bild passen Kollateralschäden mit toten Tiere nur sehr schlecht.
Martin Kaluza hat nun die gar nicht so heile Naturschutzwelt, die erheblich unter den „Erneuerbaren“ leidet, schön geschrieben, mit dem fast esoterischen Titel: “Schlaues Federvieh – Können Vögel und Fledermäuse im Einklang mit der Windkraft leben?“
Die Frage kann beantworter werden: Zunächst: Es handelt sich nicht um „Federvieh“, also Haushühner oder Weihnachtsgänse, die kaum an Windkraftanlagen umkommen. Betroffen sind wildlebende Vögel aus einem Einzugsbereich von Sibirien bis Kanada, deren Rastvogellebensräume in den letzten Jahren durch den Zubau ganzer Landstriche mit Windkonvertern entwertet wurden, weil diese Tiere schon eine einzige Windkraftanlage auf hunderte Meter im Umkreis meiden, der bekannte Scheucheffekt.
Dazu kommen die Anflugopfer: Ungezählte Vögel und Fledermäuse werden durch den direkten Anflug an den Rotor oder das Barotrauma, den gewaltigen Luftdruckunterschied zwischen windzugewandter und windabgewandter Seite, getötet; das Barotrauma führt zum Platzen der Lungen.
Was nicht sein darf kann nicht sein, und so lässt Martin Kaluza auch gleich Mitarbeiter von Planungsbüros zu Wort kommen, die sich (nicht alle, aber viele) gerne für die windige Branche engagieren lassen, um potenzielle Standflächen gegen Bares windkraftkompatibel zu begutachten. Verlierer sind oft die betroffenen Vogel- oder Fledermausarten. Einer der Planer ist der notorische Günter Ratzbor, Inhaber des Planungsbüros Schmal und Ratzbor in Lehrte. Ratzbor fungiert gleichzeitig als „Projektleiter Windenergie“ beim Deutschen Naturschutzring (DNR), dem Dachverband der deutschen Naturschutzverbände. Von denen agieren wiederum einige als „Naturstromanbieter“ wie der NABU oder der BUND. Die verdienen an der Vermittlung von sog. Ökostromtarifen für die gutgläubigen Menschen die glauben, der Strom aus der Steckdose komme so ausschließlich aus Wind- und Solarkraftwerken. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Dr. Peter Ahmels, leitet seit 2009 den Bereich „Erneuerbare Energien“ bei der Deutschen Umwelthilfe ( „ein gemeinnütziger, bundesweit tätiger Verband, der sich für den Schutz von Umwelt und Natur einsetzt“). Die Verflechtungen sind eng, und nun weiß man auch, woher der Wind in Kaluzas Beitrag weht.
Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) hat des Philosophen Beitrag ebenfalls auf ihrer WebSeite aufgegriffen. Mit freundlicher Genehmigung der Eulenfreunde drucken wird den Beitrag hier ab. Ach Kaluza, hätte er geschwiegen…..
Von Philosophen und Professoren, Juli 2012
Das Magazin „Neue Energie“ überrascht den Leser der Juli-Ausgabe mit einer scheinbar neuen, allerdings bestenfalls halbwahren Erkenntnis: Viele Tiere hätten sich mit Windenergieanlagen „arrangiert“. Mag sein, dass die meisten Vogelarten „von den Anlagen unbeeindruckt an ihren Brutplätzen“ weiterleben, wie der Aufsatzschreiber behauptet. Für den Mäusebussard, den der Autor als Beleg hierfür beispielhaft anführt, stimmt dies nachweislich eher nicht. Mäusebussarde zählen wie alle Greifvogelarten zu den Arten, die zu den Anlagen keinen Abstand halten und deswegen umso leichter an ihnen kollidieren.
Das Niveau des Beitrages ist mit der Titelzeile „Schlaues Federvieh“ gewiss treffend einsortiert. Der Autor auf seiner Website auch. Nach eigenem Bekunden arbeitet der promovierte Philosoph „freiwillig als Journalist“ und schreibt „ganz gerne abseitige Geschichten“, was ihm mit diesem Beitrag im Organ des Bundesverbandes Windenergie mit Berufung auf zwei für die Branche tätige Greifvogelsachverständige fraglos gelungen ist. Welche profunden Artenkenntnisse darin erwartet werden dürfen, zeigt eindrücklich der abgebildete Flughund, der dem Leser als einheimische Fledermaus präsentiert wird.
Die Sache wird mit den gebotenen Zitaten aus den Schriftsätzen eines Professors für Staats- und Verwaltungsrecht an der TU Braunschweig nicht überzeugender, der – gut zu wissen – im „Auftrag verschiedener Unternehmen aus der Windindustrie“ Konflikte artenschutzrechtlicher Natur für fraglich oder wenig begründet hält, was auch nicht gerade neu ist.
Links:
* Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Vögel und Fledermäuse
* Wiesenweihen vs. Windenergie