Wattenmeer, drei Jahre „UNESCO Weltnaturerbe“: Tourismusmarketing statt Naturschutz

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, Norderney

Auch drei Jahre nach der Ausweisung der Wattenmeer-Nationalparke als Weltnaturerbe ist keine Verbesserung der Naturschutzsituation in diesem Großschutzgebiet zu erkennen. Im Gegenteil: Allein im Nationalpark Niedersächsisches Watttenmeer liegt die jährliche Tourismusübernachtung von Cuxhaven bis Emden bei ca. 40 Millionen. Das Weltnaturerbe ist bisher nur ein Etikett geblieben, mit dem der Nationalpark Wattenmeer offensiv touristisch vermarktet wird.

In dieser Zeit wurden wurde von der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven zahlreiche Kite-Spots in den eigentlich dafür verbotenen Zwischenzonen des Schutzgebietes ausgewiesen. Kitesurfer mit ihren großen Zugsegeln verscheuchen nun großflächig bestimmte Vogelarten. Die Salzwiesen vor den Deichen sind teilweise In einem desolaten Zustand, weil sie durch Gräben zu stark entwässert werden und dadurch mit Quecke überwuchern. Durch die fehlende extensive Beweidung sind die Salzwiesen für Brut- oder Rastvögel des Wattenmeeres kaum noch nutzbar. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gibt es viele Klappstellen, auf denen Baggergut aus Fahrwasserunterhaltungen und Hafenaushub verklappt wird, das führt zu Verschlickungen. Brutvögel der Sandstrände wie Strand- und Seeregenpfeifer sowie Zwerseeschwalben haben durch den unkontrollierten Massentourismus im Nationalpark dramatisch abgenommen, und nach wie vor werden durch den Tourismus viele junge Seehunde (Heuler) produziert, die unbedacht von ihren Müttern getrennt werden und dann in einer Seehundaufzuchtstation landen.

Die Aufsicht im Nationalpark und Weltnaturerbe findet so gut wie nicht statt, nur sechs hauptamtliche Ranger ohne Kompetenzen und Boote sollen auf 3.500 qkm Fläche für Ordnung sorgen, die Dienststelle der Wasserschutzpolizei in Norddeich wurde aufgelöst. Der Wattenrat hält aus diesem Grunde an seiner alten Forderung fest, eine geringe Übernachtungabgabe für den Naturschutz von allen Touristen einzubehalten, um ein ausreichendes Rangersystem mit qualifizierter Aufsicht finanzieren zu können.

#edit 27. Juni 2012: Dieser Beitrag wurde auch von dpa verbreitet und von vielen Zeitungen oder Onlinemedien in unterschiedlicher Länge übernommen. Der NDR fragte die Sprecherin des Niedersächsischen Umweltministeriums zu den Vorwürfen des Wattenrates, und diese antwortete so, wie man es nicht anders erwarten sollte:

„Das niedersächsische Umweltministerium weist die Kritik des Wattenrates von sich. Im Wattenmeer werde die Natur geschützt. Gleichzeitig sollen die Menschen die Natur aber auch genießen können, hieß es dazu aus dem Ministerium.“

Bemerkenswert auch der Kommentrar auf der NDR-Webseite zum Wattenrat von „Unddsf“ als Gast

Wer ist der denn der Wattenrat ? Hier kann man sich informieren

http://www.bsh-natur.de/index.php?ma…t01returnid=15

Dieser anonyme Online-Mobber verweist auf einen Beitrag  der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems, die in Person ihres Vorsitzenden Prof. Remmer Akkermann ein Problem mit dem Wattenrat hat, aber selbst nicht im Wattenmeernaturschutz in Erscheinung tritt. Die Ursachen von Herrn Akkermanns Tintenfluss sind hier nachzulesen:

In eigener Sache: Prof. Remmer Akkermann und der Wattenrat und Prof. Remmer Akkermann – Schlammschlacht im Wattenmeer

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