Ems: Brunnenvergifter am Werk!

Der braune Fluss: Baggerschiff am Ems-Stauwerk

Es ist soweit, das Emswasser taugt noch nicht mal mehr zum Tränken des Viehs! Nun sollten eigentlich die verantwortlichen Politiker, Wirtschaftsmacher der Industrie- und Handelskammer an der Ems und Schönschreiber aus ihrem Wachstumswahn aufwachen und erkennen, dass es so mit der Ems nicht weitergehen kann, aber sie werden es nicht. Alle haben bei dieser „Entwicklung“ mitgemacht, nicht nur die Politik und die Macher, auch Behörden, Landwirte und Fischer, die Spitzen von BUND, NABU und WWF, und dafür kassiert. Nun versalzt der Fluss,ein Tränken des Viehs wird bald nicht mehr möglich sein. Und da der Fluss auch mit dem Grundwasser verbunden ist, wird es absehbar auch die menschliche Versorgung beeinträchtigen. Über die Ursache wird in den Lokalzeitungen verschämt geschwiegen. Die Ems ist zu einem Industriekanal verkommen, ständig muss sie so auf Tiefe gehalten werden, dass auch die riesigen Schiffe der Meyer Werft vom binnenländischen Papenburg bis an die Nordsee überführt werden können.

Dafür wurde extra ein Stauwerk bei Gandersum gebaut, beschönigend „Sperrwerk“ genannt, um den Flusspegel ausreichend anheben zu können, vom Steuerzahler spendiert. Die Folge ist eine enorme Fließgeschwindigkeit des Flusses. Durch die Tiden gelangt nicht nur sehr viel Schlick, sondern auch vermehrt Salz in das Flusssystem. Zusätzliche Schäden entstehen durch Deichsackungen und Beschädigungen an Häusern. Seit 2009 werden durch Aussolung für Salzkavernen  beträchtliche Mengen an Salzsole in die Ems geleitet, die mit der Tide auch in die oberen Bereiche des Flusses gelangen können. Der Fluss ist kaputt, kaputtgemacht von einem raffgierigen Zeitgeist, dem Namen von Politikern und Politikerinnen zuzuordnen sind, für eine kleine Nutzerklientel, überwiegend bezahlt aus Steuermitteln. Nicht nur der Fluss, nein auch das lobbygesteuerte politische System ist krank, das diese Zerstörungen ständig mit den Totschlagargumenten „Wachstum“ oder „Arbeitsplätze“ unterstützt; die Folgekosten, wieder dem Steuerzahler aufgedrückt, bleiben stets unerwähnt.Und der völlig ahnungslose Fernsehkonsument oder die Sehleute an den Deichen bekommen bei jeder Schiffsüberführung nur die glitzernde Kreuzfahrtwelt und das Faszinosum von einem riesigen Schiff auf einem viel zu kleinen Fluss präsentiert; auch die öffentlich-rechtliche Unterhaltungsindustrie hat es bisher nicht vermocht, den Preis dieses Wahns zu benennen.

Baggerschiff am Ems-Stauwerk: Baggern ist Dauerzustand!

Rheiderland Zeitung, Weener, 14. April 2012

Kein Emswasser mehr für das liebe Vieh

Gräben versalzen: Kreisbehörde erwägt Stilllegung der Deichpumpen

hsz WESTOVERLEDINGEN.

Der Salzgehalt der Ems ist derart hoch, dass Landwirte aus Westoverledingen ihr Vieh womöglich bald nicht mehr aus den Gräben in der Nähe des Flusses tränken dür­fen. Das Amt für Wasserwirt­schaft des Landkreises Leer hat deshalb eine »Wasser­behördliche Anhörung« an die Muhder Sielacht gerichtet. »Die Landwirte hier sind in heller Aufregung«, sagt Ober­sielrichter Hermann Doeden aus Völlen. Betroffen sei ein 1500 Hektar großes Gebiet zwischen dem Emsdeich und dem Wallschloot.

Dieter Backer, Sprecher der Kreisbehörde, bestätigt das Schreiben an die Sielacht. »Wir erwägen diese Schritte«, sagt Backer zu der schriftli­chen Ankündigung, »die dau­erhafte Stilllegung der Deich­pumpen anzuordnen«. Die Sielachten hätten aber noch die Möglichkeit, die Sorgen zu entkräften oder andere Vor­schläge zu machen.

[…] Auch die weiterführenden Ge­wässer seien stark beeinträch­tigt. Die gemessenen Werte lä­gen »weit über dem Richt­wert« von 1000 mikroSie­mens. Aus Gründen des Ge­wässer- und Naturschutzes könne »eine zukünftige Zuwässerung nicht mehr tole­riert werden«. Als Ursache wird der hohe Salzgehalt der Ems genannt. […] »Es gibt keine Alternative zur Ems. Wir können nirgends Wasser hernehmen.«

Baggern für die Meyer Werft: Trotz des Ems-Stauwerks muss der Fluss ständig auf Tiefe gehalten werden

 

General-Anzeiger, Rhauderfehn, 14. April 2012″Dyklopers“ kritisieren Versalzung

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch das Grundwasser ungenießbar sei, meinen die Naturschützer. Statt die Ursache zu beheben, werde nur an den Symptomen „herumgedoktert“. Ostfriesland – Der Zustand der Ems nehme „katastrophale Ausmaße“ an: Verschlickung, Tide-Abnormalität, zu hohe Fließgeschwindigkeit, Sauerstoffarmut – und jetzt auch die Versalzung, kritisiert der Verein „De Dyklopers“, die sich dem Motto „Rettet die Ems“ verschrieben haben. Statt die Ursache zu beheben, werde nur an den Symptomen „herumgedoktert“, schreibt die Vorsitzende Heidi Beekmann in einer Pressemitteilung. Jetzt werde durch das Emswasser, mit dem „über Generationen zur Bewässerung und zum Tränken der Tiere genutzt wurde“, die Gräben im Binnenland zwischen Esklum und Mark versalzen. Die Gesundheit des Viehs sei dadurch gefährdet. Die Umweltschützer glauben auch, dass es nur eine Frage der Zeit sei, dass auch das Grundwasser versalzen werde. Deshalb fordert der Verein „keine Vertröstungen mit finanziellen Entschädigungen, sondern dass die hierfür verantwortlichen Verursacher zu Verantwortung gezogen werden und die zuständigen Behörden und Politiker Entscheidungen treffen, die nicht nur den wirtschaftlichen Interessen einer Werft im Emsland dienen, sondern auch den Bürgern.“

Steinschüttung zur Stabilisierung des Deiches

Leserbrief von Eilert Voß, 14. April 2012

Salz in Ems, Wiesen und Brunnen

 Was haben Ems, Binnenlandwiesen und Brunnen miteinander zu tun? Sehr viel, sagt jemand, der das Prinzip kommunizierender Gefäße versteht, denn über das Grundwasser ist Wasser vernetzt. Flüsse, Wiesen und Brunnen sind Lebenselixier für Mensch, Tier und Pflanze!

Geschriebene und ungeschriebene Gesetze sorgten in früheren Jahrhunderten selbst in Papenburg dafür, dass Brunnenvergifter hart bestraft wurden.Anno 2012 soll, man höre und staune, das sprichwörtliche Kind in einen versalzten Brunnen gefallen sein!Ganz nach dem Motto: „Haltet den Dieb“ sieht man sie betroffen am Ufer stehen: die Bauern, die Emsanwohner, die Brunnenvergifter aus Wirtschaft und Politik, die Beamten und Gutachter der Genehmigungsbehörden und Schönschreiber aus der Medienlandschaft!Niemand will wahrhaben, dass das hineingeschüttete Salz den einst vitalen Brunnen ungenießbar machte.

Warum nur wagt keiner auszusprechen, was als Ursache des Desasters Spatzen von den Dächern pfeifen? Ja, da geht` s um Arbeitsplätze, um „angeblichen Fortschritt“ und dass derselbe nur im „Wandel“ liegen soll. (So steht` s in Granit gehauen in Simonswolde und anderswo zum Gedenken an „Flurbereiniger“, die Wüsten schufen.)
Bauern sagten in Ihrhove „JA“ zu Spülfeldern auf ehemaligen Feuchtwiesen, in die Hopperbagger ihre Salzfracht spülen und lauter „JA“ beim Versilbern von Ländereien im Rheiderland, die samt Salzstock bis zum Erdmittelpunkt reichen.Fischer zogen ihre Klagen zurück, damit „IHR“ Fluss auf sieben und mehr Meter vertieft werde und wurden abgespeist mit schicken Großraumkuttern. Politiker, Beamte, selbst Bosse der Naturschutzverbände gaben nachträglichen Segen, erteilten Werftausbau und Infrastruktur die Absolution; mit einem Generationenvertrag der den Safe nicht verlassen darf.
Da stehen sie, die Zauberlehrlinge und blicken erschrocken in die salzig braune Brühe und keiner kommt auf die Idee, der Ems den geraubten Sand zurückzugeben, die vergötterte Werft an die Küste zu verlagern und endlich ein Tabu zu brechen.
Nur so hat die Ems eine Chance!

Baggerschiff vor dem Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland", fliehende Nonnengänse

Heute berichtet die taz in einem ausführlichen Artikel „Die Ems ertrinkt oder erstickt-Die einfachste Lösung bleibt außen vor“ über den Zustand der Ems und der Naturschutzverbände:

taz Nord, 17. April 2012: […]Die Aufrechterhaltung des Schiffsbetriebes nach dem Ausbau der Ems für die Meyer-Werft hat allein den Bund in 20 Jahren fast eine halbe Milliarde Euro gekostet, wie das Bundesverkehrsministerium vorrechnet. 165 Millionen Kubikmeter Sand mussten aus dem Fluss gebaggert und entweder an Land deponiert oder im Meer verklappt werden. Allein für dieses Jahr rechnet der Bund mit Baggerkosten von 32 Millionen Euro für Außen- und Unterems. Dabei sollte mit dem Bau des Sperrwerkes bei Gandersum das Baggern wegfallen. Tut es aber nicht.

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