In der Nacht zum 13. April 2012 wurde der Meyer-Neubau „AIDAmar“ über die aufgestaute Ems von Papenburg nach Emden überführt. Dazu die Pressemitteilung des Wattenrates. Um es vorweg zu sagen: Die befürchteten Überflutungen der Nester durch den Emsstau blieben diesmal aus (s.u.).
Wattenrat Ostfriesland, P R E S S E M I T T E I L U N G, 12. April 2012
Umwelt/Naturschutz/Ems/Überführung AIDAmar
Emsstau für Schiffsüberführung AIDAmar verstößt gegen EU-Vogelschutzrichtlinie
Der Wattenrat Ostfriesland weist auf die erhebliche Gefährdungen von geschützten Wat- und Wasservogelarten durch das Aufstauen der Ems anlässlich der Überführung des Kreuzfahrtschiffes AIDAmar von Papenburg ans seeschifftiefe Wasser hin. Für die Überführung muss die Ems aufgestaut werden. Je nach Höhe des Staus können dann ggf. auch die Brutflächen von Uferschnepfen , Kiebitzen oder Weißwangengänsen sowie andere Bodenbrüter weggespült werden. Diese Vogelarten brüten in den Außendeichsbereichen der Ems oder auf den Emsinseln, deren Flächen als EU-Vogeslchutzgebiet von der “Richtlinie des Rates über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten” seit 1979 geschützt sind. Artikel 5 der in allen EU-Mitgliedstaaten verbindlichen Richtlinie verbietet die Zerstörung oder Beschädigung von Nestern und Eiern und das absichtliche Stören während der Brutzeit. Darüber wurde sich in der Vergangenheit bei Schiffsüberführungen stets hinweggesetzt.
Im Juni 2009 ertranken ungezählte Bruten durch die Überführung der „Celebrity Equinox“, Mitarbeiter des Wattenrats fertigten damals eine Fotodokumentation an. Im November 2010 anlässlich der Überführung der „Disney Dream“ wurde an den Rastgebieten der überwinternden Vögel vom Schiff aus Feuerwerke abgebrannt, auch das ist nach der Vogelschutzrichtlinie unzulässig.
Diese Verstöße werden von den zuständigen Behörden stets unterstützt, eine notwendige Bestandaufnahme der Brutvögel oder eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfung durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vor der Schiffüberführung ist auch diesmal unterblieben. Stattdessen beschränkt sich die Information des NLWKN stets auf die technischen Details der Überführung, ohne auf die Belastung der Ems und die Gefährdung der geschützten Brut- oder Rastvögel im EU-Vogelschutzgebiet einzugehen, obwohl der NLWKN die Fachbehörde für Naturschutz im Land Niedersachsen ist.
Auch die Landesverbände der Naturschutzverbände BUND, NABU oder die Stiftung WWF halten sich mit offensiven Aktionen gegen die Naturschutzverstöße an der Ems auffallend zurück. Noch im Mai 2009 hatten die Verbände eine Klage beim Verwaltungsgericht Oldenburg gegen den damaligen Sommerstau für die “Celebrity Equinox” eingereicht, diese aber schon im Juni 2009 wieder zurückgezogen. Anschließend kungelten die Funktionäre der Verbände mit dem Land Niedersachsen und der Meyer Werft hinter verschlossenen Türen und schlossen für 30 Jahre den „Generationenvertrag“ für weitere Überführungen von Meyer Schiffen über die kleine Ems; was darin genau festgeschrieben ist, wissen noch nicht einmal die BUND- und NABU-Mitglieder vor Ort. Der Wattenrat fordert nach wie vor die Verlegung der Meyer Werft an das seeschifftiefe Wasser, um die Ems wieder zu einem gesunden Fluss werden zu lassen.
Beim Wattenrat hatte man die Pegelstände der Ems in der Nacht des 12./13. April genau im Auge (Wasserschifffahrtsverwaltung, www.pegelonline.de). Durch das Schließen des Ems-Stauwerks in Gandersum stieg der Pegel Terborg um 23:53h auf maximal „703,9“ an (Bezugspunkt Amsterdamer Pegel). Terborg deshalb, weil dort die Emsinsel Hatzumer Sand liegt, die als ungestörtes Brutgebiet auch für Gänse bekannt ist. Ab Pegelstand 710 beginnt dort „landunter“, ab Pegel 715 stehen die Nester der Bodenbrüter im Wasser und sind verloren. Bei dieser Überführung kann also davon ausgegangen werden, dass keine Brutverluste durch den Emsstau aufgetreten sind. Nestaufgaben und damit Gelegeverluste durch Auskühlung können aber durch das ständige Ableuchten der Uferbereiche mit Schiffsscheinwerfen während der Überführung aufgetreten sein. Vögel reagieren auf das Anleuchten in der Dunkelheit in der Regel panisch und verlassen ihre Nester.