Naturschutz ohne engagierte Naturschützer geht nicht. „Engagiert“ heißt aber auch, dass man sich fachlich einbringt, Belastbarkeit und Durchhaltevermögen mitbringt, also auch mit dem Herzen dabei ist. Allerdings: Man macht sich überwiegend keine Freunde mit diesem „Hobby“. Einen ganz besonderen Weg der Mitgliederwerbung haben die großen Naturschutzverbände NABU und BUND eingeschlagen, sie haben dazu die Agentur Wesser GmbH in Stuttgart mit der Mitgliederwerbung engagiert. Wesser heuert Studenten an, die Naturschützer mimen und Klinken putzen müssen.
Die mit einem NABU- oder BUND-T-Shirt verkleideten studentischen Drückerkolonnen schwärmen an ihren Einsatzorten aus, klingeln an den Türen und versuchen so, Hausbewohner wie die bekannten Staubsaugervertreter für ihr Produkt NABU oder BUND zu gewinnen. Immerhin: Staubsaugervertreter können die Qualität ihres Produktes an Ort und Stelle vorführen, das dürften den Wesser-Studenten schwerfallen. Bei erfolgreichem Abschluss gibt es Geld, so die Agentur Wesser: http://www.wesser.de/job.html
Du bist bei uns Arbeitnehmer und jobbst auf Lohnsteuerkarte. Die Bezahlung ist leistungsorientiert, richtet sich nach den geworbenen Mitgliedern. Im Schnitt wirbt man 5 Mitglieder pro Tag, damit verdient man 2000 Euro im Monat. Erfolgreiche Werber verdienen auch mehr. Auf jeden Fall gibt es die Mindestprovision in der Höhe von 1000 Euro. Die Kosten der An- und Abreise, Unterkunft und Teamfahrzeuge werden von Wesser übernommen! Dazu gibt es bei unsern Studentenjob jede Menge Zusatzqualifikationen.
Die Werber, die nichts mit dem NABU oder BUND zu tun haben müssen, bekommen bei fünf neuen Mitgliedern also fast acht Jahresbeiträge pro geworbenes Mitglied als Prämie, legt man den Jahresbeitrag von 48 Euro für eine Jahreseinzelmitgliedschaft beim NABU zugrunde.
Engagierte Mitglieder, die es zweifellos seit Jahren in den Verbänden auch noch gibt, werden durch diese Drückerkolonnen kaum gewonnen, eher zahlende Karteileichen. Damit kann man aber der Öffentlichkeit eine enorme Schlagkraft durch Mitgliederstärke vorgaukeln. Diese Mitglieder müssen auch unterhalten werden. Dafür gibt es wiederum Mitgliederzeitungen oder das Internet. Zu kritisch dürfen die Beiträge darin auch nicht sein, um die vom unterhaltenden flachen Mainstream „verwöhnten“ Mitglieder nicht gleich wieder abzuschrecken. Die Themenpalette dieser Naturschutzverbände, von kleinen Gruppen in den Geschäftsstellen „regiert“ und verwaltet, reicht daher vom Apfelpressen, die Streuobstwiese, dem Nistkasten, die Winterfütterung, Auto- oder Schiffsabgase, Klimaschutz (oder was dafür gehalten wird) bis hin zu den „Erneuerbaren Energien“, beliebig und für jeden etwas, nur eben kaum noch der kritische, fachliche und offensive Naturschutz, der sich klar, verlässlich und „nachhaltig“ positioniert. BWLer bestimmen allem Anschein nach die Inhalte in den Geschäftsstellen der Verbände. Das Beispiel „Erneuerbare Energien“ macht dies besonders deutlich. Inzwischen fungieren NABU und BUND selbst als „Öko“strom-Vermittler. Hintergrundinformationen über den lukrativen Motor „Erneuerbares Energien Gesetz“ , die tatsächliche Leistung der „Erneuerbaren“ und die damit verbundene Lizenz zum Gelddrucken gibt es nicht. Das mag erklären, warum der Widerstand gegen den Zu- und weitere Ausbau der Landschaft mit Windkraft- und Solaranlagen und die Gier der Betreiber gering ist. Im Gegenteil: NABU und BUND fordern sogar den weiteren Ausbau der Windenergie zu Lande (sogar in Natura-2000-Gebieten) und Offshore und werfen damit die originäre Naturschutzarbeit für den Erhalt von Lebensräumen und den Schutz von Arten über Bord. Es ist Zeit für eine Naturschutzwende. Kleine, aber engagierte Gruppierungen im ganzen Land machen es vor.