Pottwalstrandung vor der Insel Pellworm

Archivfoto Dez. 2003: toter Pottwalbulle in Norddeich, Kopf mit Blasloch

Wie die Tagespresse heute berichtete, ist vor der schleswig-holsteinischen Küste ein ca. 15 m langer männlicher Pottwal gestrandet. Pottwalstrandungen an der deutschen Nordseeküste sind nichts Ungewöhnliches, sie werden seit Jahrhunderten dokumentiert. Vermutliche Ursachen sind die Wanderungen der jungen Pottwalbullen, die aus Nahrungsgründen im Herbst die  norwegischen Gewässer verlassen und um die Shetlandinseln herum westlich von Irland in den Atlantik ziehen. Biegen sie schon vorher weiter östlich ab, gelangen sie in die flache Nordsee und können stranden.

Archivfoto Dez. 2003, Norddeich: gestrandete Pottwale werden zerlegt

Bereits im Winter 1994/1995 strandeten insgesamt 22 Pottwale in der Nordsee, zwei davon in Ostfriesland, vor Baltrum und bei Norderney; im Herbst 2003 strandeten 2 Tiere vor Norderney. In allen Fällen handelte es sich um männliche Tiere. Da die Bullen in Gruppen ziehen ist nicht auszuschließen, dass weitere Pottwale in diesem Herbst oder Winter an der Nordseeküste stranden werden, wenn sie den „Ausgang“ aus der Nordsee durch den Ärmelkanal nicht finden. Mit alarmistischen Meldung wie „Klimakatastrophe“ oder „Meeresverschmutzung“ hat dieses Phänomen also nichts zu tun. Vermutlich orientieren sich die ziehenden Tiere auch an den Meeresströmungen und der Wärmeschichtung des Wassers. Gelangen Pottwale dann in den Tidebereich der Nordsee mit dem ständigen Wechsel von Ebbe und Flut, könnte das zu Orientierungsverlusten und schließlich zu Strandungen führen.

Greenpeace als vorgebliche Meeresschutzorganisation weiß es aber schon ganz genau

„Vermutlich ist das Tier beim Weg aus dem Nordmeer Richtung Zentralatlantik falsch abgebogen“, sagt Silvia Gaus, Naturschutzexpertin bei der Schutzstation Wattenmeer. Einen Grund für die Orientierungsprobleme sieht die Biologin im zunehmenden Unterwasserlärm. „Pottwale orientieren sich im Meer durch Schallortung. Starker Lärm kann die Orientierung beeinträchtigen und die empfindlichen Sinnesorgane schädigen.“ Der zunehmende Schiffsverkehr und militärische Sonartechnik seien einer der Hautquellen dieser Lärmvermüllung der Meere. „Wir fordern das Verbot von niederfrequenten Sonarsystemen, wie sie bei Manövern von U-Booten benutzt werden“, sagt Gaus. Auch müsse mehr getan werden, um den normalen Schiffsverkehr im Unterwasserbereich leiser zu machen.

Zweifellos, die Meeresverlärmung hat zugenommen. Aber dann sollte Greenpeace der Öffentlichkeit auch erklären, warum die Organisation sich einerseits in einer Kampagne für Schutzgebiete der Schweinswale in der Nordsee einsetzt, aber vehement den Ausbau des Meeres mit riesigen Offshore-Wind“parks“ propagiert, beides bringt üppige Spendengeldern von Sofa-Naturschützern.  Walschutz und Dauer-Unterwasserlärm von Windkraftanlagen im Infraschallbereich passen nicht zusammen! Häufige Walstrandundungen gab es auch schon, als ausschließlich Segelschiffe die Meere befuhren.

Artikel aus dem Archiv, 2003:

Tote Pottwale an der Nordseeküste

Von Manfred Knake

Immer wieder stranden Pottwale an den Küsten der Nordsee, und immer sind es männliche Tiere, Pottwalbullen. Woher kommen diese Tiere und warum stranden sie seit Jahrhunderten an unseren Küsten?

Langstreckenwanderer

Pottwale sind Langstreckenwanderer der Meere. Männliche und weibliche Tiere trennen sich im Sommerhalbjahr, die Walkühe verbringen mit ihren Jungtieren die Sommermonate in den wärmeren Breiten, die männlichen Pottwale ziehen in polare Gewässer. Vor den norwegischen Lofoten sind die Pottwal-Männer inzwischen zu einer Touristenattraktion, dem „whale-watching“, geworden. Nach dem Sommer in den hohen Breiten zieht es die Bullen wieder südwärts. Der Wanderweg geht zunächst nach Südwesten, um die Färöer- oder Shetland-Inseln herum, westlich vorbei am Kontinentalschelf der britischen Inseln und dann weiter nach Süden in die wärmeren Gewässer des Atlantiks. Einige Wale verfehlen aber die richtige „Abzweigung“ und schwimmen durch die tiefe norwegische Rinne zu früh nach Süden und gelangen so in die flache Nordsee, die zur Falle mit fatalen Folgen wird.

Auf Grund

In der Nordsee, die bekanntlich ein Flachmeer ist, bekommen die Wale vermutlich durch die gestörte waleigene Echopeilung Orientierungsprobleme, sie laufen irgendwann auf Grund, wenn sie nicht den „Ausgang“ durch den Ärmelkanal finden. Ursache für das „Verschwimmen“ können auch Änderung des Erd-Magnetfeldes sein, vermutet werden auch Unterwassergeräusche durch Schiffe oder Bohrinseln, obwohl es schon häufig Pottwalstrandungen aus der vorindustriellen Zeit ohne Lärm im Wasser gab.

Sitzt der Wal auf Grund, ist sein Schicksal besiegelt

Oft wird berichtet, Pottwale werden vom eigenen Gewicht erdrückt. Bei gestrandeten Buckelwalen brechen in der Regel die Rippen unter dem queroval gebauten Walkörper durch das Eigengewicht weg; Pottwale haben aber einen hochovalen Körperquerschnitt, sie fallen bei Strandungen auf die Seite, entweder nach links oder nach rechts. Einen „gnädigen“ Tod, wenn das Wort erlaubt ist, hat der Pottwal, wenn er auf die linke Körperseite fällt, vorne links sitzt oben am Kopf das Blas- oder Atemloch, und er ertrinkt. Fällt er auf die rechte Seite, dauert der Todeskampf viele Stunden, da der Wal noch atmen kann. Bereits im lebenden Tier setzt die Verwesung durch Verdauungsenzyme ein, die inneren Organe zersetzen sich bereits und der Wal bläht auf; ein grausamer Tod. Ein fünfzehn Meter langer Pottwalbulle bringt ungefähr 40 Tonnen auf die imaginäre Waage; ein Fuß Körperlänge entspricht nach einer Walfängerregel einem Gewicht von einer Tonne: „one foot-one ton“. Das macht deutlich, welch hoher Bergungsaufwand betrieben werden muss, um einen Pottwal von einer Sandbank zum Zerlegen an Land zu schaffen, wenn Skelette zu Ausstellungszwecken gewünscht werden. Die Kosten der Bergung und Entsorgung, ohne die Präparation des Skeletts, sind enorm. Einfacher und kostengünstiger, aber eben nicht mit jedermanns Empfindung in einem Nationalpark zu vereinbaren, ist das Hochziehen des Kadavers hoch auf einen Inselstrand, weit weg von jeglicher Bebauung. Dort sandet der riesige Fleischberg schnell ein und verwest.

Häufige Strandungen sind seit Jahrhunderten belegt

Von Walstrandungen an der gesamten Nordseeküste von Belgien, den Niederlanden, Deutschland,England bis nach Dänemark wird schon im Mittelalter berichtet, ohne jedoch genau die einzelne Walarten zu unterscheiden. Gestrandete Pottwale wurden mit Sicherheit schon im 16. Jahrhundert dokumentiert. Auch in Ostfriesland sind über die Jahrhunderte zahlreiche Strandungen belegt.

Historische Darstellung einer Pottwalstrandung; Niederlande, 17. Jhdt.

Bei Wangerooge strandeten beispielsweise im März 1751 zwei Pottwale, im Winter 1994/1995 strandeten insgesamt 22 Pottwale ind der Nordsee, zwei davon in Ostfriesland, vor Baltrum und bei Norderney. Die Kachelotplate vor der Vogelinsel Memmert trägt ihren Namen nach einem Pottwal, cachalote heißt der Pottwal im Französischen.

Der Bestand der Pottwale ist durch die Strandungen nicht gefährdet. Es gibt sogar Fachleute, die die häufigen Pottwalstrandungen als gutes Zeichen für den steigenden Bestand werten: mehr Jungtiere, mehr Strandungen. Ob es aber tatsächlich zu mehr Strandungen im Vergleich zu früheren Zeiten oder einfach zu einer genaueren Erfassung der Strandungen und deren Verbreitung durch die Massenmedien und der damit verbundenen höheren öffentlichen Wahrnehmung gekommen ist, wird ebenfalls diskutiert. Fakt ist, das im 19. Jahrhundert, auf dem Höhepunkt der Bejagung, kaum Pottwalstrandungen in der Nordsee registriert wurden.

Wissenschaftler schätzen den Weltbestand auf über eine Millionen Tiere, im Nordatlantik sollen es mehrere zehntausend Pottwale sein. Der einzige lebensbedrohliche Feind des Pottwals ist der Mensch, der ihn über Jahrhunderte gnadenlos jagte. Der berühmteste aller Pottwale ist der weiße Wal Moby Dick, erfunden vom US-amerikanischen Schriftsteller Herman Melville, der den anmaßenden und selbstgerechten Kapitän Ahab am weißen Pottwal scheitern lässt.

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