NABU-Leer goes GAZPROM: Glückwünsche von Energieriesen zum 100sten Geburtstag

Alter schützt vor Torheit nicht: Die Kreisgruppe des NABU in Leer feierte im August 2011 einen runden Geburtstag: 100 Jahre! Der Wattenrat Ost-Friesland gratuliert.

Der NABU-Leer hat dazu eine lesenwerte und reich bebilderte Festschrift vorgelegt, die, am Beispiel der Ems und der Meyer Werft,  auch kritisch mit den eigenen Verbandsfunktionären umgeht (Schriftenreihe Naturerlebnis Ostfriesland, Band 4, ISSN 1611-8030, Hrsg. NABU Kreisgruppe Leer & TourNatur). Bemerkenswert: Es gratulierten in der umfangreichen Festschrift des NABU auch der regionale Energieanbieter EWE und der Energiemulti WINGAS (Die Wingas GmbH & Co. KG  ist ein Gemeinschaftsunternehmen der BASF-Tochter Wintershall und der Gazprom mit Sitz in Kassel). Vor drei Jahren noch gab es keine „herzlichen“ Verbindungen zwischen dem NABU und den Energieanbietern, im Gegenteil. 2008  klagte der NABU Landesverband Niedersachsen gegen eine erteilte Genehmigung des Rahmenbetriebsplans von WINGAS und EWE vor dem Verwaltungsgericht in Oldenburg. Die EWE und WINGAS bauen riesige Salzkavernen im Rheiderland, die Salzsole wird in hoher Konzentration in das Dollartwatt eingeleitet.

Wie  in drei Jahren aus einer Klage gegen die Energieanbieter ein herzliches Einvernehmen wurde ist hier nicht bekannt und müsste vom NABU erläutert  werden. Aber was im Großen beim Klageverzicht der Naturschutzverbände gegen Bares funktioniert, könnte mit Hilfe des Landesverbandes auch im Kleinen auf Kreisebene funktionieren…

Eigentlich ist diese energiewirtschaftliche unterstützte NABU-Geburtstagsfestschrift ein Rätsel für Insider: Immerhin ist gerade der Leeraner NABU stets eine verlässliche, fachlich sehr versierte  und kritische Naturschutzgruppe bei Eingriffen in den Dollart gewesen. Ob es an „unserem“ ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder liegt,

später Bundeskanzler und noch später Mitarbeiter der Firma „Nordstream“ (eine Tochter der russischen „Gazprom“, die eine Gasleitung durch die Ostsee baut, gegen die der BUND zunächst klagte und dann gegen 10 Millionen Euro Stiftungsbares die Klage zurückzog), ist sicherlich weit hergeholt. Schröder ist inzwischen Bürger des Landkreises Leer mit Wohnung auf Borkum. Aber Herr Schröder war schon 1995 als niedersächsischer Ministerpräsident zusammen mit dem norwegischen Energiemulti Statoil sehr erfindungsreich, die damals noch aufmüpfigen Naturschutzverbände ruhig zu stellen: Als durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer Anfang der 1990er gegen den erheblichen Protest von BUND, NABU und WWF die Erdgaspipeline „Europipe“ gebaut wurde, gründeten  die Firmen Statoil und Ruhrgas zusammen mit dem Land Niedersachsen (damals Ministerpräsident Schröder) die 20 Millionen Euro schwere „Niedersächsische Wattenmeerstiftung“, aus der sich bis heute die Umweltverbände üppig mit Fördermitteln versorgen, und seitdem sehr leise bei Eingriffen in das Wattenmeer geworden sind. Dem Beirat gehören vier Mitglieder von Umweltverbänden an, u.a. NABU, BUND und WWF. Die Geschäftsführung der Wattenmeerstiftung obliegt dem Niedersächsischen Umweltministerium. Statoil beteiligte sich so u.a. 2010 an dem Umbau des BUND-Nordseehauses in Dornumersiel im LK Aurich mit 189.000 Euro und wirbt, wie zum Hohn, seitdem mit dem Stück einer Erdgasleitung als Werbeträger für Statoil vor dem Nordseehaus.

BUND-Nationalparkhaus Dornumersiel mit Werbe-Betonrohr für die Statoil-Gasleitung „Europipe“ durch das niedersächsische Wattenmeer – Foto (C): Manfred Knake

Herzlichen Glückwunsch

EWE und WINGAS gratulieren der NABU-Kreisgruppe Leer zum Geburtstag

 Bereits seit 100 Jahren zeigt der NA8U in Leer großes En­gagement für die Natur und legt insbesondere Wert auf den Schutz von heimischen Pflanzen und Tieren. Wir gratulieren dem NABU zu diesem Jubiläum und bedanken uns bei den Aktiven des örtlichen Naturschutzbundes für den fachlichen und stets kooperativen Austausch in Bezug auf unsere Gas­speicherprojekte.

Die unterirdischen Erdgasspeicher, die die EWE ENERGIE AG und die WINGAS GmbH & Co. KG in Jemgum errichten, tragen dazu bei, dass auch in Zeiten großer Erdgasnachfrage keine Versorgungsengpässe auftreten. Erdgas weist unter den fos­silen Energieträgern den geringsten Anteil von klimaschäd­lichem CO? auf und ist deshalb eine echte Brücke ins Zeitalter der erneuerbaren Energien.

Die Speicher in Jemgum entstehen im über 200 Millionen Jahre alten Salz des Urmeeres, das einige hundert Meter tief unter der Erdoberfläche liegt. Den Standort für das Projekt hat somit ganz wesentlich die Natur vorgegeben.

Sie gilt es bei diesem Projekt aber in besonderem Maße zu berücksichtigten, da das Speichergelände unter anderem ein europäisches Vogelschutzgebiet berührt. Für EWE und WINGAS hat die Erhaltung von Umwelt und Natur bei allen Baumaßnahmen höchste Priorität.

Aus dem Archiv, 2008:

http://niedersachsen.nabu.de/oekologischleben/energieundklima/energie/08250.html#frage1

E.ON bringt „Rheiderland“ zum Überlaufen!

Erdgaskavernen im Vogelschutzgebiet Rheiderland artenschutzrechtlich nicht vertretbar

1. Juli 2008: Die Beantragte Errichtung von Erdgaskavernen im international bedeutsamen Vogelschutzgebiet Rheiderland ist artenschutzrechtlich nicht vertretbar. Hinzu kommt eine zusätzliche Wasserentnahme und Soleeinleitung neben WINGAS und EWE. Die direkte Soleeinleitung in den Dollart bei Rhysum mag zwar eine weitere Verschlechterung der Ems bei Ditzum vorbeugen, der erhebliche Eingriff durch die geplante Wasserentnahme, der massiven Rohrleitungsbau und nicht zuletzt die jahrelange Verlärmung des Gebietes durch die Bohrungen, die Störung der Landschaft durch weithin sichtbare Beleuchtung der Bohrtürme sowie einen erheblichen Bauverkehr bleibt jedoch voraussehbare und geplante Belastung des Gebietes. […]

Keine Kavernen im Rheiderland!

NABU klagt gegen erteilte Genehmigung des Rahmenbetriebsplan von WINGAS und EWE

2. Juli 2008: Der NABU hat gegen die erteilte Genehmigung des Rahmenbetriebsplan von WINGAS und EWE Klage beim Verwaltungsgericht Oldenburg eingereicht. Der Druck auf das Schutzgebiet von internationaler Bedeutung für den Artenschutz, ist bereits jetzt schon kaum noch vertretbar. Die nun vorliegende Planung zur Errichtung von Erdgaskavernen, ist eine nicht mehr hinnehmbare, erhebliche Zerstörung weiter Bereiche des Rheiderlandes. Die Auswirkungen treffen Vogelarten, die europaweit unter Schutz stehen und für die das Rheiderland ein Rast- und Brutgebiet darstellt, für das es keinen gleichwertigen Ersatz gibt. […]

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