Nach Angaben der niederländischen „Waddenvereniging“ nimmt der Bestand des Austernfischers im niederländischen Wattenmeer dramatisch ab.
Die „Waddenvereniging“ beruft sich auf Untersuchungen des niederländischen feldornithologischen Zentrums „SOVON“, eine Nichtregierungsorganisation. Als eine der Ursachen wird die zunehmende gewerbliche Miesmuschelfischerei mit der Vernichtung riesiger Muschelbänke angesehen, dazu kommt die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Binnenlandflächen. Diskutiert wird auch der „Klimawandel“ als Ursache, der vorgeblich zu häufigeren Hochwasser führen soll und so die Gelege im Deich Vorland vernichtet. Nur leben die Austernfischer wie alle anderen Tierarten des Wattenmeeres mit dem sich ständig wechselnden Klima und den damit veränderten Wasserständen seit Jahrtausenden. Für Deutschland lassen sich keine häufigeren oder höhere dramatische Hochwasserstände nachweisen, bekannt ist der nacheiszeitliche säkulare Meeresspiegelanstieg von 25 cm im Jahrhundert, Tendenz konstant bis leicht abnehmend. Dieser Anstieg setzt sich aus der nacheiszeitlichen Erhöhung des Wasserspiegels und der Landsenkung zusammen und unterlag dabei Schwankungen. Mit dem Norderneyer Pegel kann aber nach wie vor ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels nicht nachgewiesen werden, Gleiches kann man also auf die Niederlande übertragen.
Forschungsprojekte dieser Art werden derzeit dann ausreichend finanziert, wenn sie einen Bezug zum Zeitgeistthema „Klima“ herstellen. Es liegt also nahe, dass die intensive industrielle Nutzung des Wattenmeeres und der angrenzenden Gebiete zu den massiven Bestandseinbrüchen geführt haben.
Derzeit gibt es rund 90.000 Brutpaare Austernfischer in den Niederlanden, ein Drittel davon leben in der Provinz Friesland. Die Population hat sich seit 1990 mehr als halbiert, damals gab es rund 200.000 Brutpaare. Austernfischer können bis zu 40 Jahre alt werden. Das Verhältnis der Sterblichkeit zum Nachwuchs kommt so aus dem Gleichgewicht: Die Bestände überaltern, es sterben mehr Vögel als Nachwuchs heranwächst.
In Deutschland, gerade im niedersächsischen Wattenmeer, ist der Zustand der Salzwiesen erheblich schlechter als in den Niederlanden. Viele Salzwiesenbereiche in Niedersachsen werden stark durch Gräben (Grüppen) entwässert, die Salzwiesenbereiche trocknen aus und verquecken und werden als Bruthabitate für Watvögel uninteressant.
Auch in Deutschland werden von nur wenigen Fischereibetrieben großflächig Miesmuscheln als Konsum- oder Saatmuscheln aus den Wattenmeer-Nationalparks („Weltnaturerbe“!) mit schweren Stahlketten abgefischt, die Neubesiedelung abgefischter Flächen geschieht nur sehr langsam, da das Sediment bis zu umgepflügt und das Bodenleben dadurch weitgehend vernichtet wird. Der Trend des dramatischen Rückgangs des Austernfischers wird sich also auch in Deutschland fortsetzen.
Schon jetzt ist in vielen Binnenlandbereichen der „stumme Frühling“ wahrnehmbar: Wiesenvögel wie Feldlerchen, Kiebitze, Rotschenkel oder Uferschnepfen sind großräumig verschwunden; die industrialisierte Landwirtschaft mit ihrer intensiven Bodenbearbeitung und frühen Mähterminen lässt diesen Bodenbrütern keine Chance mehr.