Zur Abwechslung mal wieder eine gute Nachricht aus dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Der Bestand der Kegelrobben entwickelt sich gut. Die aktuellen Zählflüge ergaben 258 Tiere im niedersächsischen Wattenmeer, auf ungestörten Sandbänken, darauf kommt es an. Anders als der Gemeine Seehund, der seine Jungen auch auf Sandbänken wirft und die dann sofort ins Wasser gehen können, werden Kegelrobbenjunge auf hochwasserfreien Sandbänken geworfen.
Die Jungtiere haben ein Embryonalfell und werden erst eine Zeitlang hoch auf dem Trockenen gesäugt und gehen erst nach dem Fellwechsel ins Wasser. Auf bewohnten und vom Tourismus frequentierten Inseln fehlen diese ungestörten Wurfplätze. Auf Muttertiere wartende Kegelrobbenjunge werden dort dann häufig als vermeintlich verlassene Jungtiere angefasst oder von Hunden belästigt, das Muttertier verweigert dann in der Regel die Annahme des Jungtieres, das dann, wenn es Glück hat, in eine Seehundaufzuchtstation zum Aufpäppeln gebracht wird. Die zitierte Kachelotplate bei Memmert liegt relativ weit ab vom Massentourismus, Störungen gibt es dort überwiegend von rücksichtslosen Freizeitkapitänen, die die Sandbank verbotswidrig anlaufen, oder Kleinflugzeugen, die die Sandbank zu tief überfliegen und die Tiere ins Wasser treiben. Die Zunahme der Tiere hat nichts mit dem Etikett „Weltnaturerbe“ und wenig mit dem Status „Nationalpark“ zu tun: Von den derzeit sechs hauptamtlichen Rangern lebt einer zweitweise auf der benachbarten Vogelinsel Memmert und einer auf Juist. Die können Störungen zwar dokumentieren und melden, aber wegen der Großräumigkeit des Gebietes kaum abstellen. Eigene Boote oder polizeiliche Kompetenzen haben die Ranger nicht. Vor einigen Jahren wurden junge Kegelrobben in den Niederlanden sogar gezielt gekidnappt, um sie dann in der Seehundaufzuchtstation Pieterburen zur Schau zu stellen, überzählige Tiere gelangten so auch verbotswidrig in die Seehundaufzuchtstation in Norden-Norddeich.
Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven19.Mai 2011Neuer Höchststand bei KegelrobbenIm April wurden 238 Tiere im niedersächsischen Wattenmeer gezähltZum Abschluss der aktuellen Zählsaison kann die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven erfreut einen neuen Höchststand des Kegelrobbenbestandes im niedersächsischen Wattenmeer vermelden: Beim letzten Zählflug im April wurden insgesamt 238 Tiere erfasst. Wie bisher liegt das Zentrum der kleinen Kolonie auf der Kachelotplate bei Juist.Mit 40 Jungtieren und 136 Alttieren lag das Ergebnis zur Geburtszeit Mitte Dezember etwas niedriger als im Vorjahr, doch zur Haarwechselzeit versammelten sich dann mehr Tiere denn je auf ungestörten Liegeplätzen im Nationalpark vor der niedersächsischen Küste. Nachdem die Kegelrobben über Jahrhunderte aus der Region verschwunden waren, besiedeln sie seit wenigen Jahrzehnten wieder das Wattenmeer . Seit 2005 werden sie in Niedersachsen systematisch per Flugzeug gezählt. Während der Geburtszeit ab Dezember bis zur Haarwechselzeit bis Ende April finden jeweils fünf Zählflüge bei Niedrigwasser statt. In diesem Zeitraum versammeln sich die Kegelrobben auf Sandbänken und sind dann gut zu erfassen.