Niederlande: Gänse sollen zu abertausenden umgebracht werden

Graugänse mit Jungen

#edit 30. Sept. 2011: Die niederländische Zweite Kammer hat eine Gesetzesinitiative zur Vergasung der Gänse mehrheitlich abgelehnt.

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Die niederländische Zeitung „de Gelderlander“ meldet in ihrer online-Ausgabe vom 10. Mai 2001, dass die „Gänseplage“ mit einer Population von dreihunderttausend Vögeln im Lande auf hunderttausend Vögel reduziert werden soll, durch Abschießen. Diese Meinung teilen die niederländischen Forstverwaltung „Staatsbosbeheer“, Bauern, Jäger und die Vogelschutzvereinigung „Vogelbescherming“, zusammengeschlossen in der Vereinigung „Ganzen-8“. Hintergrund sind die angeblichen Schäden, die die Gänse auf landwirtschaftlichen Flächen anrichten sollen. Gemeint sind die brütenden Graugänse in den Niederlanden.

Eine andere Möglichkeit ist das Zerstören der Gelege oder Einfangen der mausernden und flugunfähigen Gänse im Sommer, die dann anschließende getötet werden. Auf der Insel Texel wurde das bereits 2008 praktiziert, dort wurden 3000 Graugänse eingefangen und anschließend vergast. Diese Aktion ist sehr umstritten und führte zu erheblichen Protesten.

Erleichtert wird die geplante Gänsevernichtung durch die neue niederländische Minderheitenregierung aus Rechtsliberalen und Christdemokraten, zu deren Wählen auch die Bauern gehören.

In Deutschland erhalten Bauern Ausgleichszahlung dafür, dass sie Gänse in Ruhe lassen. Es ist zu erwarten, dass Landwirtschaftsfunktionäre die rigiden Vorschläge aus den Niederlanden nutzen werden, um in Deutschland höhere Ausgleichszahlung zu fordern.

Die „Ostfriesen Zeitung“ brachte diesen Vorschlag in ihrer  Ausgabe vom 11. Mai 2011

[…] Wie der OZ am Dienstag eine Sprecherin der niederländischen Nationalparkverwaltung „Staatsbosbeheer“ sagte, ist geplant, die Zahl der Wildgänse von etwa 280 000 auf 100 000 Tiere zu verringern. Die Vögel seien eine Plage und würden vor allem den Landwirten in den Provinzen Nord-Holland, Süd-Holland und Zeeland zu schaffen machen. Insgesamt acht Verbände, zu denen Vogelschützer, Naturschützer, Jäger und Bauern gehören, haben sich auf das Konzept zum Gänseabschuss geeinigt. […]

Diese Meldung bedarf der Ergänzung, der Sachstand ist so:

Die „Staatsbosbeheer“ ist die niederländische Forstverwaltung und keine Nationalparkverwaltung. Ein niederländischer Gänsefachmann berichtet zu der Tötungsaktion das Folgende:

Die Population der brütenden Graugänse wird auf 100.000 „gedeckelt“, es gibt aber keine Sammelaktionen von Eiern (also nur der Abschuss, der Fang und mit dem Töten). Die Population der brütenden Nonnengänse soll auf dem  Stand von 2011 gehalten werden. Zur Nilgans und Kanadagans wird ein Nullstand angestrebt. Die Jagd auf überwinternde Gänse wird komplett eingestellt (!), sie ist nur (wie Anfang der 2000er) auf sensiblen Ackerkulturen mit Ausnahmegenehmigung erlaubt. Grünland gehört nicht dazu.

Auf den Plan rief das auch sofort den „liberalen“ Naturschutzfresser Erich Bolinius (FDP) und bekennenden Christen aus der Emder Ratsfraktion, der die niederländischen Berichte umgehend an seinen Parteifreund Umweltminister Sander in Hannover schickte:

[…] „Auch in unserem Bereich haben sich die Wildgänse in den letzten Jahren fast schon explosionsartig vermehrt. Und hiesige Landwirte klagen über die Schäden, die die Wildgänse verursachen. Namens meiner Fraktion hätte ich gerne gewusst, ob derartige drastische oder andere  Maßnahmen, wie sie in den Niederlanden vorgesehen sind, auch bei uns geplant sind.“ […]

Erich Bolinius (FDP) nutzt also die vermeintliche Gunst der Stunde, um wieder einmal gegen den Naturschutz im Allgemeinen und Eilert Voß, der in Emden für den Gänseschutz steht, und den Wattenrat im Speziellen zu stänkern. Er  schreibt dann auch gleich an seinen Parteispezie Umweltverhinderungsminister Sander (FDP) in der Herr-Lehrer-ich weiß-was-Manier, um Stimmung gegen den Gänseschutz im Lande zu machen. Wo er in Emden „explosionsartig“ vermehrte und angeblich halbzahme Gänse gesehen haben will, die „keine Scheu mehr zeigen“, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht meint der die angeschossenen und verkrüppelten Gänse an der Ems, die nicht mehr fliegen können und zu Fuß ausweichen, oder er verwechselt heimische Brut- mit überwinternden arktischen Rastvögeln.

Von einem Politiker, der auf seiner WebSeite einmal stolz berichtete, als Kind den Spatzen gegen Bares die Köpfe abgerissen zu haben („lüntjen“), kann man eben nicht viel zum Naturschutz erwarten. Bolinius macht sich argumentationsgemein mit der  rechtspopulistischen und „christ“demokratischen neuen bauernnahen niederländischen Regierung: Macht Euch die Erde Untertan, fangen wir mit dem Gänsetöten an!?

de Gelderlander  – online –
Gezamenlijke aanpak ganzenoverlast
dinsdag 10 mei 2011
NIJMEGEN – Om een eind te maken aan de ganzenplaag moet de populatie van bijna driehonderdduizend vogels worden teruggebracht naar honderdduizend. Afschieten is de beste aanpak, zeggen Staatsbosbeheer, boeren, jagers en Vogelbescherming, verenigd in de Ganzen-8.
De provincies vinden net als de Ganzen-8 dat de bestaande maatregelen om de schade door ganzen te beperken, onvoldoende werken. Ze beschouwen het advies van de acht natuur- en landbouworganisaties om het aantal ganzen van 280.000 terug te brengen naar 100.000 als zwaarwegend. De provincies moeten wettelijk toestemming geven voor het afschieten van ganzen en voor andere maatregelen. Johan Cronau van de provincie Gelderland zegt dat het uitgangspunt van het huidige beleid schadebestrijding is. In het advies van de ‘G8’ draait het om het terugbrengen van aantallen. „Het is een krachtig advies omdat zowel natuur- als landbouworganisaties hierachter staan.” […]
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