Das gewohnte Bild: Die Meyer Werft in Papenburg überführte am 11. März ihren Neubau „AIDASol“ über die viel zu enge Ems an die Küste.
Diesmal ohne Feuerwerk wie auf der „Disney Dream“ (es war ja auch noch hell), ohne Musik (die wurde aus „Naturschutzgründen“ vom Landkreis Leer von Bord der Meyer Schiffe ohnehin verboten), aber mit häufigen und völlig unnötigem Gebrauch des Schiffs-Typhons zur Begrüßung der Schaulustigen, die die Emsufer säumten. Diese dem Dickschifffaszinosum erlegenen Gaffer kannten in ihrer maritimen Seh-Geilheit im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen:
Zäune und Absperrungen der Naturschutzgebiete in den Außendeichsbereichen der Ems wurden überklettert und Hinweistafeln ignoriert, unter den Augen der anwesenden Polizei, der wohl Naturschutzverordnungen nicht bekannt oder völlig egal sind.
In der Luft knatterte ein Hubschrauber, kleine Flugzeuge umkreisten den schwimmenden Luxus-Plattenbau. So wurde wieder einmal deutlich, dass die Ems eigentlich nur noch ein Meyer-Kanal ist, auf dem alle rechtstaatlichen Vorgaben mit Lex-Meyer außer Kraft gesetzt werden. Die Vögel in ihren Schutzgebieten hatten mal wieder das Nachsehen und ergriffen weiträumig die Flucht.
Diese Vorgänge in einem EU-Vogelschutzgebiet werfen wieder einmal ein Licht auf das Naturschutzbewusstsein im Lande, das sich nur dann angesprochen fühlt, wenn irgendwo im Regenwald Bäume gefällt und Spenden gesammelt werden. Der behördliche Vollzug des Naturschutzrechts findet nicht statt.
Die geneigte Presse, bei der die Meyer Werft König Kunde ist, wird sich wieder in begeisteter Berichterstattung üben und die „Kollateralschäden“ für die Tierwelt wie gewohnt ignorieren. Unser Mitarbeiter Eilert Voß hat fotografiert und seine Eindrücke zu Papier gebracht:
Wie erwartet war die Überführung des Meyerdampfers mal wieder ein Naturschutzdesaster. Ständig wurde die AIDAsol von einem Hubschrauber und Sportflugzeugen umflogen. Alle Nonnengänse wurden vom Hatzumersand bis zum NSG Petkum großräumig verscheucht. Auf das Abspielen von Musik wurde zwar verzichtet, jedoch NICHT auf die ständige Benutzung des lauten Typhons. Nautische Notwendigkeiten konnte ich darin nicht erkennen, denn immer tutete es laut, wenn das Schiff in Emsbereiche kam, wo viele Menschen auf den Deichen standen. Der Ausbau der Teekwege und der Rückbau der Zaunanlagen zeigt seine fatale Wirkung. Das Schlimme daran ist, dass viele Menschen keine Skrupel hatten, an NSG- Schildern vorbei zu gehen. Obwohl mind. 3 Polizeifahrzeuge mit mehreren Verkehrs- Polizisten im Einsatz waren, kümmerte sich kein Beamter um die illegalen Betretungen der Vorländer. Im gesamten Bereich des Petkumer Vorlandes sah ich keinen einzigen Vertreter der Emder Naturschutzverwaltung.