Windenergie und Vögel: Günter Ratzbor, Deutscher Naturschutzring, will Erleichterungen bei Genehmigungen

Äsende Blässgänse mehr als 500 m vor den Windkraftanlagen im Wybelsumer Polder, außerhalb der Kompensationsflächen (bitte die optische Verkürzung durch das Teleobjektiv beachten!)

Der schon wieder! Es ist schon unglaublich dreist, wie der Mitinhaber des Planungsbüros Schmal und Ratzbor (Lehrte), Günter Ratzbor, durch Europa tingelt und die Vereinbarkeit von Windenergieanlagen und Vogelschutz schönredet. Ratzbor ist auch Projektleiter Windenergie beim Deutschen Naturschutzring (DNR). Am Beispiel eines „ostfriesischen Polders“ (gemeint ist der Wybelsumer Polder, Teil eines EU-Vogelschutzgebietes bei Emden) versuchte er auf der Husumer Windmesse den Nachweis mit den Worten zu führen „neuere Untersuchungen in einem ostfriesischen Polder [kommen] zu dem Ergebnis , [dass] insgesamt weder eine Beeinträchtigung als Äsungsfläche festgestellt werden konnte, noch kam es zur Unterbrechung bei den Pendelflügen der Vögel über den Anlagen im Polder´“. Und das ist falsch!

Der Untersuchende ist Ratzbor selber. Schmal und Ratzbor waren der Gutachter im Auftrag des Landes Niedersachsen für diesen Wind“park“. Richtig ist, dass sich an den Ersatzwasserflächen (Teichanlagen) verschiedene  Entenarten angesiedelt haben, aber im Polder, wo die Anlagen

Wybelsumer Polder, EU-Vogelschutzgebiet: hier äst oder rastet keine Gans und kein Watvogel mehr!

stehen, großflächig Rastflächen für Gänse und Watvögel verlorengegangen sind, und um die geht es hier. Der Wattenrat war Beschwerdeführer gegen diesen Wind“park“ bei der EU-Kommission, das Verfahren wurde kurz vor der gerichtlichen Phase vor dem Europäischen Gerichtshof nach massiver politischer Einflussnahme Niedersachsens nach sieben Jahren Verfahrensdauer eingestellt. Ratzbor weiß um die Fülle der Untersuchungen zu den erheblichen Beeinträchtigungen von Rast- oder bestimmten Brutvogelarten durch Windenergieanlagen on- und offshore (gerade bei Gänsen und Watvögeln) und verquickt offensichtlich seine Position im Deutschen Naturschutzring mit der des Agenten der Windenergie, er fordert unverhohlen die Erleichterung der Genehmigungsverfahren von Windkraftanlagen. Wann artikulieren sich eigentlich die Naturschutzverbände als Mitgliedsverbände im Dachverband DNR, um diesen Spuk ein Ende zu machen? Der DNR entwickelt sich zum Lobbyverband für die Windenergie, das darf nicht toleriert werden.

An anderer Stelle haben wir schon einmal auf die fachlichen Qualifikationen bei der Bewertung von Windkraftstandorten durch Herrn Ratzbor hingewiesen: Seine fachlichen Bewertungen sind, so jedenfalls das Verwaltungsgericht Gera, “mit Vorsicht zu bewerten”. Eine Betreiberfirma aus Suhl klagte gegen die Stadt Jena wegen der Versagung einer Genehmigung für einen Windkraftstandort,  und verlor. Die Verträglichkeitsstudie für das Windkraftprojekt wurde vom Büro Schmal+ Ratzbor erstellt. Herrn Ratzbor wurde als Mitverfasser der Verträglichkeitsstudie  im Urteil vom 18. März 2010 (Az: 5 K 1491/07 Ge) auf Seite 25 bescheinigt, dass er von seiner Ausbildung her nicht über  biologische und spezifisch ornithologische Kenntnisse verfüge, dies die Brauchbarkeit  vor allem seiner Stellungnahmen zur Bestandsentwicklung und zum Verhalten einer bestimmten Greifvogelart erheblich einschränke  und es geboten sei, “sie mit Vorsicht zu bewerten”.

Wybelsumer Polder: EU-Vogelschutzgebiet an der Ems: "ökologisch" industriealisiert

Husumer Nachrichten, online

Windkraft im Visier

28. September 2010 | 06:25 Uhr |

„Das Referat wird zeigen, dass Windenergie und Naturschutz entgegen früher angenommener Befürchtungen doch nicht im Widerspruch stehen“, machte die Vizepräsidentin des Bundesverbandes Wind-Energie, Sylvia Pilarsky-Grosch, zu Beginn eines Vortrags von Günter Ratzbor vom Deutschen Naturschutzring (DNR) im Rahmen der Messe „Windenergy“ deutlich. „Mit der Fortentwicklung der Kampagne ,Windkraft im Visier‘ will der DNR die Diskussion um die Nutzung erneuerbarer Energien voranbringen und versachlichen“, erklärte der Diplom-Ingenieur. […] Neuere Untersuchungen in einem ostfriesischen Polder kamen zu dem Ergebnis, „insgesamt konnte weder eine Beeinträchtigung als Äsungsfläche festgestellt werden, noch kam es zur Unterbrechung bei den Pendelflügen der Vögel über den Anlagen im Polder“. […] Seiner Ansicht nach, sollten die Ergebnisse der Untersuchungen Auswirkungen auf die komplizierten Genehmigungsverfahren bei WEA haben.

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