Bundeskanzlerin Merkel ist gegenwärtig auf „Energiereise“ und hofiert die Windkraftindustrie, beim Hersteller „Nordex“ machte sie Station und wollte sich über die „erneuerbaren Energien“ informieren. Als promovierte Physikerin müsste sie das eigentlich ohnehin wissen.
Jochen Flasbarth, ex NABU-Präsident, hochgedienert als Abteilungsleiter in Trittins Umweltministerium und, als Sigmar Gabriel (SPD) Bundesumweltminister war, noch eins rauf, wieder Präsident, nämlich des Umweltbundesamtes. Flasbarth will wissen, dass 2050 Deutschland gänzlich mit „erneuerbaren Energien“ versorgt wird, dezentral. Wie das bei Windstille oder nachts, wenn es auch in Deutschland dunkel ist, funktionieren soll, hat er nicht gesagt. Das klingt nach einer Drohung und Kampfansage, nicht nur für Anlieger, die mit nervendem Rotorgedröhn leben müssen, sondern auch für den Naturschutz. Ganze Landstriche sind schon und werden noch unter den inzwischen riesigen Rotoren verschwinden, hier an der ostfriesischen Küste kann man erahnen, was auf den Rest der Republik zukommen wird.
Die Naturschutzverbände sind längst Teil der Windkraftpropaganda geworden und verhökern, wie BUND, NABU oder Greeenpeace, „Naturstrom“ an gläubige Gutmenschen, der nichts anderes ist als der Strommix aus Wärmekraftwerken, Wind- Solar-, Wasser oder Bioenergie, den alle Stromkunden ins Haus bekommen. Getrennte Leitungen für „erneuerbare Energien“ gibt es nicht. Ohne Wärmekraftwerke, die das Stromnetz stabil halten, können Wind- oder Solarkraftwerke ohnehin nicht ins Netz einspeisen, sind also auf Wärmekraftwerke als „heimliche Schwestern im Netz“ angewiesen. Die Ursache allen „erneuerbaren“ Übels ist das Erneuerbare Energien Gesetz, das alle Stromkunden für den Staat haushaltsneutral verpflichtet, zwangsweise mit ihren dafür erhöhten Stromkosten die Betreiber der „Erneuerbaren“ zu mästen, dazu gehören auch die Häuslebauer, die sich auf Kosten aller Photovoltaikanlagen auf das Dach schrauben lassen, eine gewaltige Subventionsmaschine für wenige also.
Das sind Binsenwahrheiten, die in der Presse aber kaum deutlich transportiert werden. Eine bemerkenswerte Ausnahme machte gestern Stefan Dietrich, Innenressortleiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seinen Artikel im FAZ.net „Nicht klein, nicht schön-Die flächendeckende Versorgung mit Energie aus erneuerbaren Quellen wird Folgen haben. Wind- und Solarparks werden Landschaftsbilder ohne Rücksicht auf den Naturschutz verändern. Die Natur werden wir bald nur noch aus Gedichten kennen“ können Sie hier lesen.
Die „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen“ war wieder einmal schneller und hat auf ihrer Seite einen Kommentar zu Dietrichs Beitrag veröffentlicht, ebenfalls bemerkenswert. Den drucken wir hier mit freundlicher Genehmigung der Eulenfreunde ab:
Die Zahl der nachweislich an Windenergieanlagen verunglückten Uhus ist auf zehn gestiegen. Das ist der im August 2010 aktualisierten zentralen Fundkartei „Vogelverluste an Windenergieanlagen in Deutschland“ zu entnehmen. Die von der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesumweltamt Brandenburg geführte Statistik weist für Thüringen und Nordrhein-Westfalen je vier, für Baden-Württemberg und Brandenburg je einen toten Uhu aus. Die Datei umfasst u. a. 53 Seeadler, 150 Mäusebussarde, 133 Rotmilane, 16 Schwarzmilane, 39 Turmfalken, drei Wanderfalken, vier Baumfalken, vier Schleiereulen, fünf Waldohreulen und zwei Sumpfohreulen.
Nach Einschätzung von Sachverständigen ist dies nur die Spitze eines Eisberges. Die tatsächliche Höhe der Verluste liegt im Dunkeln, weil nahezu nirgends die Anlagenstandorte auf Vogelverluste hin untersucht werden und die Opfer von Beutegreifern schnell abgeräumt werden. Die Chance, in der dichten Vegetation verunglückte Kleinvögel zu finden, ist besonders gering. Dennoch: Aufgefunden wurden auch 47 Feldlerchen, 35 Mauersegler, 14 Neuntöter, 20 Grau- und 16 Goldammern. Die Zahlen wurden nahezu ausschließlich in Brandenburg ermittelt. Systematische Kontrollen finden außerhalb Brandenburgs kaum statt.
Während nur noch eine Minderheit der für die Windenergiewirtschaft arbeitenden Gutachter die besondere Gefährdungssituation des Rotmilans an Windenergieanlagen bestreitet, wird das Kollisionsrisiko für Uhus eher unterschätzt. Zu Unrecht: Die Zahl der an Windenergieanlagen tödlich verunglückt aufgefundenen Uhus beträgt zwar lediglich zehn. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass der Uhubestand in Deutschland nur etwa ein Zehntel des Rotmilanbestandes beträgt. Insofern ist das Kollisionsrisiko für Uhus vermutlich ähnlich hoch wie für Rotmilane.
Einen Uhu, den die EGE unlängst mit Knochenbrüchen tot in der Nähe von Windenergieanlagen in der Eifel aufgefunden hat, enthält die Statistik noch nicht. Die EGE möchte zunächst den Obduktionsbericht abwarten. Vogelschützer sollten nicht nur nach lebenden Vögeln schauen, sondern gezielt den Nahbereich von Windenergieanlagen auf Vogelverluste hin kontrollieren und Verluste an Tobias Dürr im Landesumweltamt Brandenburg melden.
Nach Auffassung der EGE sollten die Naturschutzverbände endlich einen angemessenen Standpunkt gegenüber dem massiven Ausbau der Windenergiewirtschaft einnehmen, die realen Gefahren dieser Industrie nicht länger verharmlosen und den Beitrag der Branche zur Energieversorgung realistisch einschätzen. An die Stelle der Verklärung müsse Aufklärung treten.
Die Idealisierung der Windenergiewirtschaft ist nicht zuletzt das Werk der Naturschutzverbände und eines Medienbetriebs, der mehr und mehr auf Fakten und Recherche verzichtet. Der Beitrag von Stefan Dietrich vom 19.08.2010 in der nicht im Geringsten ökologisch oder ökologistisch ausgerichteten Frankfurter Allgemeinen Zeitung hebt sich als Ausnahme aus der Medienberichterstattung ab. Der Autor kommentiert die „Energiereise“ der Kanzlerin. Sein Fazit: Die Natur werden wir bald nur noch aus Gedichten kennen.