Der Wattenrat hat wiederholt über Bodenabsenkungen und leichte Erdbeben durch Erdgasförderung in den Niederlanden berichtet und ähnliche Befürchtungen durch die Gas-Explorationsbohrung bei Greetsiel geäußert.Dies war Anlass für den Exxon-Manager „Public & Government Affairs” Norbert Stahlhut, den Wattenrat zu einem Besuch auf der der Erdgasbohrstelle „Greetsiel West Z1“ einzuladen.
Die Bohrstelle liegt auf einer 10.000 qm großen Ackerfläche östlich der Kreisstraße K 233 bei Greetsiel. Das Bohrprojekt begann 2007, der Bohrbeginn im April 2010. Noch in diesem Monat (Juli 2010) wird sich zeigen, ob aus der Explorationsbohrung auch eine fündige Bohrung wird.
Bei hochsommerlichen 34 Grad Celsius erläutere Stahlhut den Unterschied zwischen den niederländischen und deutschen Bohrungen in Greetsiel. Der Untergrund um Greetsiel ist geologisch wesentlich heterogener als der Untergrund in den Niederlanden, zudem werde bis auf ca. 4000 m Tiefe im „Rotliegenden“ gebohrt, in der Provinz Groningen in den Niederlanden läge die Bohrtiefe bei ca. 2000 m. Messbare Bodenabsenkungen seien dadurch im Greetsieler Bereich auszuschließen.
Ein Bild des Untergrundes für potenzielle Erdgasförderung gewinnt man mit der 3-D-Seismik, bei der durch Sprengstoffzündungen in 10 bis 15 m tiefen Bohrlöchern über angeschlossene Geophone Daten für ein plastisches Modell des Untergrundes gezeichnet werden, die Rückschlüsse auf Lagerstätten erlauben. Diese Sprengungen seien an der Oberfläche fast nicht wahrzunehmen, Auswirkungen auf das Wattenmeer ausgeschlossen. Die 3-D-Seismik, seit 1988 in Deutschland eingesetzt, erlaube eine wesentlich verbesserte Vorhersage von Erdgaslagerstätten als die ältere 2-D-Seismik. Ein Fünftel des deutschen Erdgasbedarfes werde bereits aus inländischen Quellen gedeckt.
Dem Fachvortrag im klimatisierten Container folgte ein Führung über das Bohrgelände mit der Besichtigung des Bohrtumes. Dabei wurde auf die hohen Sicherheitsstandards und die umweltgerechte Entsorgung der Abwässer und Bohrschlämme hingewiesen.
Nach Darstellung Stahlhuts werde nach Ende der Bohrung der Bohrplatz in den ursprünglichen Zustand einer landwirtschaftlichen Nutzfläche zurückgebaut, Spuren der Erdgasbohrungen blieben nicht zurück.
Nur „der Ordnung halber“ sei abschließend erwähnt, dass der Wattenrat, anders als andere Naturschutzgruppen, keine finanziellen Zuwendungen von ExxonMobil erhalten hat.
#edit: Erst nach dem Besuch auf der Erdgasbohrstelle wurde in der Öffentlichkeit das Problem des „Fracking“ (hydraulic fracturing) bei Tiefenbohrungen bekannt und diskutiert. Beim Fracking werden chemische Zusatzstoffe in die Bohrstelle gepresst, die das Gestein aufreissen und den Ertrag erhöhen sollen. Dabei kann es zu Grundwasserverunreinigungen kommen. Das Fracking war also nicht Gegenstand der Erörterungen beim Besuch der Bohrstelle.