1995 - Aus dem Archiv: Naturschutzverbände-Positionen zur Windenergie,
Klüngel und Filz verhindern klare Positionen
Die Landschaft Ostfrieslands hat sich nach dem Eklat mit dem BUND deutlich
verändert, die Küste ist mit Windkraftanlagen vollgestellt.
Nicht unbeteiligt waren daran der damalige SPD-Referent im Niedersächsischen
Umweltministerium und spätere Bundesgeschäftsführer des
BUND, Onno Poppinga aus Dornum und sein Duz-Freund und der Leiter der
Niedersächsischen Energieangentur, Stepahn Kohler. Beide haben bis
heute weiter Karriere gemacht: Poppinga hat einen sehr lukrativen Job
bei der BINGO-Projetktförderung für Natur- und Umweltprojekte;
daneben ist er Geschäftsführer eines großen Windparks
im Landkreis Aurich und Betreiber einer WKA von 19 in einem ehemaligen
"national bedeutsamen" Vogelrastgebiet in Dornum/ LK Aurich
. Kohler ist Leiter der Deutschen Energieagentur (DENA) in Berlin.
Wir zitieren aus den Zeitungen:
Ostfriesen Zeitung vom 02. November 1995
Streit im BUND über Haltung zur Windkraft - Esenser Knake greift
Bundesgeschäftsführer Poppinga an Der Bund für Umwelt und
Naturschutz hat seine Position zur Windenergie noch nicht genau festgelegt
Ini/oz Aurich/Bonn. Der Streit um den Ausbau der Windenergie sorgt für
Turbulenzen beim BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
In der Kritik stehen der energiepolitische Sprecher des BUND, Stephan
Kohler, und Bundesgeschäftsführer Onno Poppinga (Dornum). Ihnen
werden öffentliche Stellungnahmen zur Windenergie ohne entsprechende
BUND- Beschlüsse vorgehalten. In einem Brief an den Vorsitzenden
des BUND, Hubert Weinzierl, forderte BUND-Mitglied Manfred Knake aus Esens
Aufklärung zur Legitimation von Kohler für "irritierende"
politische Stellungnahmen. Kohler habe sich für eine noch umstrittene
"Privilegierung" der Windenergie durch den Gesetzgeber ausgesprochen.
Hauptberuflich sei Kohler als Geschäftsführer der "Niedersächsischen
Energieagentur" für die Förderung der Windenergie tätig.
Poppinga sei Anteilseigner einer Windpark-GmbH, die sich geschäftlich
in einem ökologisch empfindlichen Gebiet in Ostfriesland engagiere.
Kohler erklärte der dpa, er sei durch den BUND-Bundesvorstand legitimiert,
jederzeit energiepolitische Stellungnahmen abzugeben. Die 1991 gegründete
Agentur habe die politische Förderung der Windenergie zum Ziel, verfolge
aber keine wirtschaftlichen Interessen.
Ostfriesischer Kurier vom 06. November 1995
BUND gespalten - Landesverband gegen Bevorzugung
Oldenburg/Bonn. Einstimmig gegen eine Bevorzugung von Windkraftanlagen
im Bauplanungsrecht des Bundes hat sich der Landesverband Niedersachsen
des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ausgesprochen.
In Oldenburg erklärte der Geschäftsführer des Landesverbandes,
Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, gestern, die Planungshoheit müsse
auch bei künftigen Anlagen bei den Kommunen bleiben. Die Bevorzugung
von Windrädern im Baugesetzbuch könnte einen "Wildwuchs"
von Anlagen an der Küste zur Folge haben. Der niedersächsische
BUND widerspricht damit ausdrücklich die Position des energiepolitischen
Sprechers des BUND-Bundesverbandes, Stephan Kohler, der sich für
eine auch von der Bundesregierung unterstütze gesetzliche Privilegierung
von Windkraftanlagen stark gemacht. Der Betriebsrat der PreussenElektra
AG (Hannover) sieht durch die gesetzliche Förderung der Windenergie
mehrere hundert Arbeitsplätze bei dem Energieversorger gefährdet.
Durch die geographische Lage im windreichen Norden müßten die
PreussenElektra und ihre Tochter Schleswag AG (Rendsburg) die Hauptlast
bei der Subventionierung der Windkraft durch das sogenannte Stromeinspeisungsgesetz
tragen, sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Rainer Dücker. Er forderte,
die Subventionierung der Windenergie auf die Allgemeinheit zu verteilen.
Ostfriesen Zeitung vom 21. November 1995
"Wir treten nicht geschlossen auf" - BUND bedauert Windenergie-Streit
sr Hannover/Ostfriesland Zu mehr Geschlossenheit fordert Carl-Wilhlem
Bodenstein-Dresler den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) auf. Der Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes bezog
sich dabei auf den internen Streit im BUND um die Windenergie (die OZ
berichtete). Der BUND hat eine Privilegierung der Windenergie jetzt deutlich
abgelehnt und sich der Meinung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU)
angeschlossen. Auch der wissenschaftliche Beirat des BUND habe sich dagegen
ausgesprochen, die Aufstellung von Windrädern zu erleichtern, so
der Geschäftsführer. Diese Position des BUND war lange unklar.
An die Öffentlichkeit kam der Streit durch eine Auseinandersetzung
zwischen dem BUND-Mitglied Manfred Knake (Esens) und dem BUND-Geschäftsführer
Onno Poppinga (Dornum). Knake warf dabei Poppinga Interessenverquickungen
vor, weil er selbst an einem Windpark beteiligt sei. Knake hat inzwischen
seine Mitgliedschaft im BUND zum 31. Dezember gekündigt. "Ich
bedaure diesen persönlichen Streit", sagte Bodenstein-Dresler.
Zusätzliche Verwirrung löste die Äußerung von Stefan
Kohler aus, der sich als Windenergie-Fachmann des BUND für die Privilegierung
der Windkraft ausgesprochen hatte. Dies sei lediglich eine Privatmeinung
gewesen, sagte Bodenstein-Dresler. Kohler betreibt als Geschäftsführer
der Niedersächsischen Energie-Agentur den Ausbau der Windenergie.
"Wir treten nicht geschlossen genug auf", kritisierte Bodenstein-Dresler
das Erscheinungsbild des BUND. Der Geschäftsführer betont, daß
man nicht grundsätzlich gegen die Windenergie sei. Bodenstein-Dresler:
"Wir sind sicher ein Hemmschuh und wollen das auch sein, aber wir
haben nichts gegen einen behutsamen Ausbau der Windenergie".
Ostfriesen Zeitung vom 22. November 1995
Der BUND steht vor der Zerreißprobe - Windenergie: Mitglieder wollen
austreten
sr Ostfriesland. Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) droht in Ostfriesland eine Zerreißprobe. Nach Ansicht des
Leybucht-Landschaftswarts Folkert Everwien (Lütetsburg) sind viele
Mitglieder unzufrieden mit der BUND-Haltung zur Windenergie. Viele stünden
kurz vor einem Austritt, "ich auch", so Everwien. Die Kritik
der BUND-Leute, die der Windenergie nicht ablehnend, aber skeptisch gegenüberstehen,
richtet sich gegen die BUND-Spitze.
Zwar sei der BUND Niedersachen gegen die Privilegierung der Windenergie.
"Aber das reicht nicht", sagt Everwien. Noch immer hat sich
kein einheitliches Bild auf Bundesebene gebildet. Der wissenschaftliche
Beirat des BUND ist gegen die Privilegierung der Windenergie. Nur: "Dieser
Beschluß", so Everwien, "ist uns nicht bekannt."
Die Runde macht dafür ein Schreiben des BUND-Vorsitzenden Hubert
Weinzierl. Darin steht, daß der energiepolitische Sprecher des BUND,
Stefan Kohler, grundsätzlich legetimiert sei, öffentlich zur
Windkraft Stellung zu nehmen. Seine Äußerungen für einen
beschleunigten Ausbau der Windenergie hatten in Ostfriesland Kritik ausgelöst.
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