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Theuerkauf entlässt Landschaftswarte  

Landschaftswarte nur für den Landrat tragbar, wenn sie "mit ihm auf einer Linie" sind

Zwanzig bzw. acht Jahre waren Manfred Knake und Uilke van der Meer vom Wattenrat ehenramtliche Landschaftswarte "für Gottes Lohn" im Landkreis Aurich. Still und leise wurden sie rausgemobbt, erst auf Nachfrage kam Licht in das Dunkel, erfahren haben sie es aus der Presse.

Laut nieders. Naturschutzgesetz sind Landschaftswarte zwar ausschließlich für die Überwachung von Schutzgebieten und den Artenschutz zuständig, im SPD-Fürstentum Aurich sieht das Seine Durchlaucht Walther I. offensichtlich ganz anders. Wer seine Arbeit als Landschaftswart verrichtet und auf anderen Ebenen ebenfalls störenden Naturschutz macht, hält entweder das Maul oder fliegt raus. In Neudeutsch heißt das Mobbing.

Der Landrat ist auch Vorsitzender des Nationalparkbeirates Nieders. Wattenmeer und soll die Nationalparkverwaltung lediglich beraten und u.a. dazu beitragen, den Schutzzweck zu verwirklichen. In Wirklichkeit bestimmt er die Ziele und macht genau das Gegenteil. Er will "Naturschutz mit den Betroffenen" machen; meint er damit die gnadenlosen Nutzer oder die Tiere und Pflanzen? Der Brief an den Herrn und Leserreaktionen weiter unten.

Ostfriesen-Zeitung 04.06.2003 (S. A 28)

Landschaftswarte bekommen den Laufpass

Kreis trennt sich aufgrund unterschiedlicher Auffassungen von langjährigen Aufpassern

Knackpunkt war unter anderem das novellierte Nationalparkgesetz. Das bestätigt der Landrat.

AURICH / UTE - Lange gab es keine Probleme zwischen dem Landkreis Aurich und den Landschaftswarten Manfred Knacke und Uilke van der Meer. Ziemlich lange. Rund 20 Jahre kümmerte sich Knacke für den Kreis um die Schutzgebiete im Bereich Dornumersiel bis Kreisgrenze Bensersiel. Achtete darauf, dass hier nichts Unerlaubtes passiert. Informierte Einheimische und Urlauber über den Nationalpark, registrierte Tier- und Pflanzenarten, fing ab und zu mal entlaufende Schafe ein oder reparierte Zäune. Seit acht Jahren unterstützte ihn dabei van der Meer.

An der ehrenamtlichen Arbeit von Knacke und van der Meer gab es offensichtlich nichts zu meckern. Regelmäßig von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises vorgeschlagen, bestätigte die Politik die beiden alle zwei Jahre als Landschaftswarte.

Nun ist Schluss. In diesem Jahr tauchten die Namen Knacke und van der Meer nicht auf der Vorschlagsliste auf. Heißt: Das Amt als Landschaftswart sind sie seit Anfang 2003 los. Erfahren habe er davon allerdings erst auf Nachfrage, ärgert sich Knacke über Walter Theuerkauf. Der Landrat habe ihm erst Ende April mitgeteilt, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei.

Warum das so ist, kann Knacke nur vermuten. Er und auch van der Meer sind in Naturschutzverbänden organisiert. Beide kritisierten unter anderem öffentlich, dass durch die Novellierung des Nationalparkgesetzes die Schutzbestimmungen zugunsten des Fremdenverkehrs eingeschränkt werden. Theuerkauf hatte sich für die Novellierung des Gesetzes stark gemacht.

Knacke habe ganz richtig erkannt, warum er und van der Meer nicht wieder als Landschaftswarte vorgeschlagen wurden, bestätigt der Landrat. Er brauche Landschaftswarte, die mit ihm auf einer Linie seien, sagt Theuerkauf. Mitarbeiter mit kooperativem Stil. Nicht solche, die auf Konfrontation setzen.

"Heilfroh" ist Theuerkauf darüber, dass es gelungen sei, das Nationalparkgesetz in Übereinstimmung mit Vertretern aus den Bereichen Tourismus, Küstenschutz und eingeschränkt - Wassersport über die Bühne zu bringen.

"Es war immer mein Bestreben, Naturschutz mit den Betroffenen zu machen", erklärt Theuerkauf. Damit sei allen am besten gedient. Und vor allem - sei Naturschutz dann erfolgreicher, als wenn er sich [NICHT, so einen Tag später in der OZ korrigiert] nur auf Verbote stütze. Eine Position, die Knacke und van der Meer nicht teilen könnten. Daher habe er beide nicht wieder als Landschaftswarte vorgeschlagen. ____________________________________________________________________

Ostfriesen-Zeitung 12.06.2003 (S. A 24) ===== Leserbrief =====

"Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht"

Zum Bericht „Landschaftswarte bekommen den Laufpass" (OZ vom 4. Juni) schreibt REINER SCHOPF, Memmert-Juist.

Das Naturschutzgesetz nennt die Aufgaben der Landschaftswarte: Sie sollen dafür sorgen, dass die Naturschutzgesetze eingehalten werden. Davon, dass sie mit dem Landrat "auf einer Linie" sein müssen, steht nichts im Gesetzestext. Das Gesetz verbietet ihnen nicht, sich auf andere Weise für den Schutz zu engagieren. Auch dann nicht, wenn das Engagement in Widerspruch zur "Linie" des Landrats Theuerkauf gerät.

Sollte Herr Theuerkauf ein gestörtes Verhältnis zum Naturschutzrecht und zu demokratischen Grundsätzen haben? Heißt sein "Naturschutz mit Betroffenen", dass der rechtliche Schutz so verwässert wird, dass in geschützten Gebieten Narrenfreiheit herrscht? Den Eindruck gewinnt man, wenn man erlebt, was an gnadenlosen Nutzungen - vom Outdoor-Fun bis zum Wegbaggern der Wildmuschelbänke in angeblich geschützten Gebieten möglich ist. Wäre "Naturschutz mit Betroffenen" nicht vor allem der effiziente Schutz von Tieren und Pflanzen? Wie sich Theuerkaufs "Linie" auswirkt, zeigen etwa die schrumpfenden Bestände wattenmeertypischer Arten oder die Tatsache, dass über 40 Prozent der akut bedrohten Vogelarten durch Störungen gefährdet sind.

Das Wegmobben von engagierten Landschaftswarten gehört zur Linie des Landrats, der moderate Naturschutzgesetze offenbar als "Drangsalierung" auffasst. Da er Vorsitzender des Nationalparkbeirats ist, fällt einem das Sprichwort vom Bock als Gärtner ein.

 

Ostfriesen-Zeitung 14.06.2003 (S. A 30) ===== LESERBRIEF =====

"Immer weg mit den Landschaftswarten"

Professor Christa-Maria Hartmann, Landesverband Landschaftsschutz Niedersachsen e. V., aus Springe/Lüdersen schreibt zum Thema Abschaffung der Landschaftswarte.

Immer weg damit! Wozu braucht man Landschaftswarte, besonders so engagierte, kompetente und mit den Hintergründen vertraute wie Manfred Knake - der sich auch furchtlos bei Standortansprüchen der Windlobby einmischte? Womöglich hat er damit den unaufhaltsamen Aufstieg Niedersachsen zur ersten deutschen Winddiktatur gehemmt. Das geht nun aber nicht. Also weg mit ihm, Anweisung aus Aurich...


Manfred Knake
D-26427 Esens-Holtgast

An den Landrat des Landkreises Aurich Herrn Walter Theuerkauf
Aurich

Fax -2- Seiten 01. Juni 2003

Landschaftswacht hier: meine und eine andere abgelaufenen Bestellungen als Landschaftswart des Landkreises
Mein Schreiben vom 10. April 2003 Ihr Antwortschreiben vom 29. April 2003
Meine Bitte um Rückantwort vom 03. Mai 2003

Sehr geehrter Herr Theuerkauf,

in Ihrem o.a. Schreiben bestätigten Sie erst auf meine Nachfrage, dass meine Bestellung als Landschaftswart mit Ende des Jahres 2002 abgelaufen sei, Sie (!) von einer Neubestellung abgesehen haben und nach Ihrer Erfahrung es an einer "vertrauensvollen Zusammenarbeit" fehle, die "konstruktive Lösungen bei Nutzungskonflikten erst möglich" machten. Auf meinen Antwortbrief, dies doch bitte nach zwanzig Jahren meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den Landkreis konkret zu erläutern, haben Sie bis heute nicht geantwortet.

Wie ich inzwischen erfahren habe, wurde auch Herrn van der Meers (Leiter des Nordseehauses Dornumersiel) Bestellung nach acht Jahren Tätigkeit als Landschaftswart nicht erneuert, ohne dass man auch ihm dies in irgendeiner Form vorher ankündigte noch bis heute offiziell mitteilte. Diese Parallele macht mich stutzig. Über Jahre, bis Ende des Jahre 2001, erhielten sowohl van der Meer als auch ich die Serienbriefe des Landkreises mit dem Dank für die bisher geleistete Arbeit. Ende des Jahres 2002 blieb dieser Brief aus, ebenso die Unterlagen, ob wir für die turnusmäßige zweijährige Neubestellung zur Verfügung stünden. Eine offizielle Mitteilung, dass ich ab 2003 nicht mehr bestellt werden sollte, erhielt ich nicht, dies geschah erst auf meine konkrete Nachfrage an Ihre Person Monate später mit der bekannten dürftigen Auskunft von Ihnen.

Diesen beklagenswerten Stil, sehr geehrter Herr Theuerkauf, konnten sich vielleicht einmal Provinzfürsten leisten, sollte in dieser Gesellschaftsordnung allerdings der Vergangenheit angehören, zumal van der Meer und ich für den Landkreis in den vielen Jahren ungezählte Stunden und Kilometer "für Gottes Lohn" unterwegs waren und bei vielen Ortsterminen mit Behördenvertretern Ihres Hauses und der Nationalparkverwaltung durchaus konstruktiv zusammengearbeitet haben.

Fax Seite 2: Manfred Knake an Landrat Theuerkauf, Landschaftswacht 01. Juni 2003

Ich habe vielmehr den Eindruck, dass Ihnen die ausschließlich naturschutzfachliche Arbeit von van der Meer und mir als Mitarbeiter des Verbändenaturschutzes parteipolitisch sauer aufgestoßen ist, die allerdings mit der Landschaftswarttätigkeit nichts zu tun hat. Ich darf bei Ihnen die mangelnde Differenzierung der verschiedenen Tätigkeiten vermuten.

Wie Sie nicht vergessen haben werden, habe ich Ihre öffentlichen Hymnen über die Aufnahme des Wattenmeeres in das UNESCO-Weltnaturerbe aus Tourismus-Marketinggründen "ohne Einbußen für den Fremdenverkehr" öffentlich als verfrüht kritisiert. Sie waren gleichzeitig auch einer der Motoren, die den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer mit Ihren Parteifreunden durch die Gesetzesnovellierung 2001 zugunsten der Fremdenverkehrsindustrie in seiner Schutzintensität erheblich demontiert haben. Sie sind zudem Vorsitzender des Nationalparkbeirates, was ich mit Verlaub für eine krasse Fehlbesetzung halte, da Sie bisher nichts für die gebotenen Verbesserung des Schutzstatus getan haben, sondern lediglich die Nutzung vorantreiben.

Die von Ihnen unterstützte Gesetzesnovellierung führte zu einer Beschwerde des Watttenrates Ost-Friesland bei der EU-Kommission wegen Verletzung der EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie im Nationalpark Wattenmeer; van der Meer und ich waren maßgeblich am Text der umfangreichen Beschwerde beteiligt.

Wie dem auch sei, wir wissen nichts Genaues: Nach zwanzig Jahren Tätigkeit (oder acht bei van der Meer) hätte ich erwartet, dass Sie ohne Umschweife erklärten, was konkret an unserer Tätigkeit zu beklagen war; das wissen wir bis heute nicht. Ich meine, wir haben unsere Landschaftswarttätigkeit stets im Rahmen des gesetzlichen Auftrages wahrgenommen, siehe die regelmäßigen Dankschreiben des Landkreises.

Dem Institut "Landschaftswacht" haben Sie durch Ihre Schweigetaktik, die ich auch als stillschweigendes Wegmobben betrachte, sicher keinen guten Dienst erwiesen.

Ich werde dieses Schreiben auf unserer Web-Seite www.wattenrat.de veröffentlichen und es der Presse zur Verfügung stellen. Vielleicht erfahren wir dann ja endlich aus den Medien, was Ihre tatsächlichen Bedenken waren oder sind.

Mit freundlichem Gruß

Manfred Knake

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