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Umweltministerium Niedersachsen: Neuer "Leiter der Referatsgruppe Naturschutz" war informeller Mitarbeiter des MfS

Bernd Hoffmann, leitender Beamter im niedersächsischen Umweltministerium, war laut Zeitungsbericht IM des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR

Am 19. April 2007 wurde Bernd Hoffmann zum "leitenden Ministerialrat (B3) zur Probe" befördert. Damit wurde er "Leiter der Referatsgruppe Naturschutz" im niedersächsischen Umweltministerium.

Hoffmann ist intern bekannt als "Einflüsterer" des Umweltministers Sander, also mitverantwortlich für den desolaten Zustand des Naturschutzes im Lande.

Der damalige Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Niedersachsen bezeichnete Hoffmann 1978 in einem Erlass als "Sicherheitsrisiko", der "nicht uneingeschränkt als Angehöriger des öffentlichen Dienstes eingesetzt werden [kann]"... "Hoffmann ist aufgrund der gegen ihn bestehenden Verdachtsmomente (schriftliche Verpflichtung zur Mitarbeit gegenüber dem MfS für ca. 1 Jahr, wobei die weitere Bereitschaft, diese Mitarbeit fortzusetzen, nicht ausgeschlossen werden kann) als Sicherheitsrisiko anzusehen." Quelle: Erlass Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 20. März 1978, Az: 102-02226/1 (25)

Aber Bernd Hoffmann hat Karriere gemacht: In Leipzig war er Huftierpfleger im dortigen Zoo, ging 1975 in den Westen und arbeitete zunächst im Niedersächsischen Landesverwaltungsamt, das später im Niedersächsischen Landesamt für Ökologie (NLÖ) aufging. Später wechselte er in das Umweltministerium. In seiner Amtszeit wurde das NLÖ "abgewickelt" und der Landesnaturschutz dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zugeteilt.

Nachtrag 15. Mai 2007:

Bisher hatten wir den Erlass mit den Sicherheitsbedenken gegen Herrn Hoffmann im Original auf dieser WebSeite zur Verfügung gestellt, bis wir am 15. Mai 2007 eine Aufforderung vom Datenschutzbeauftragten im Niedersächsischen Umweltministerium bekamen, den genannten Erlass im Wortlaut wegen datenschutzrechtlicher Bedenken von der WebSeite löschen. Dem sind wir nachgekommen.

Das Aufforderungsschreiben finden Sie hier (pdf-Datei, ca. 31 KB).

Wir zitieren aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, online, 20.04.2007:

Von Klaus Wallbaum

Niedersachsen

Alter Stasi-Fall schreckt Umweltressort auf

Ein hochrangiger Mitarbeiter des Umweltministeriums wird plötzlich mit seiner Vergangenheit als inoffizieller Mitarbeiter der Stasi konfrontiert. Seine Personalakte wurde offenbar manipuliert.

Der heute 57 Jahre alte Bernd H. lebte vor mehr als 30 Jahren in der DDR und war vom dortigen Staatssicherheitsdienst erfasst worden. Er soll sich zur inoffiziellen Mitarbeit für die Stasi bereiterklärt haben. Die niedersächsischen Landesbehörden hatten nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik 1978 geraten, ihn "nicht in sicherheitsempfindlichen Bereichen einzusetzen". Jetzt, da der Beamte zum Leiter der Referatsgruppe für Naturschutz aufsteigen soll, kommt dieser alte Vorgang plötzlich an die Öffentlichkeit.

Das Umweltministerium in Hannover reagierte am Freitag aufgeschreckt. Nicht die Stasi-Tätigkeit empört Minister Hans-Heinrich Sander und Staatssekretär Christian Eberl, sondern die Tatsache, dass Unterlagen aus der Personalakte an die Öffentlichkeit gelangen. "Wir werden diesen Vorgang gründlich untersuchen. Was wir jetzt schon wissen ist, dass jemand vor 2003 in die Personalakte geschaut und eine Kopie gemacht haben muss", sagt Eberl.

Was die Stasi-Zuträgerschaft anbelangt, hält das Umweltministerium H.s Schilderung für glaubwürdig: Der Mann hatte aus der DDR fliehen wollen, war in Rumänien inhaftiert und wurde von einem Onkel freigekauft, lebte wieder in der DDR und betrieb dort seine Ausreise. Die Stasi wandte sich an ihn, nötigte ihn zur Mitarbeit und ermöglichte ihm so den Wechsel in den Westen. Im Aufnahmelager in Gießen habe er dann die Kontakte zur Stasi angegeben. Er wurde kurz darauf im Landesverwaltungsamt tätig, später dann im Umweltministerium.

Die ganze Zeit über war ein Schreiben des Landwirtschaftsministeriums von März 1978 in seiner Personalakte: Dort ist von "belastenden Verdachtsmomenten" gegen H. die Rede, er sei ein "Sicherheitsrisiko" und solle deshalb "keinen Zugang zu Verschlusssachen" bekommen. Staatssekretär Eberl meint, bei diesem Schreiben habe es sich damals "um eine reine Vorsichtsmaßnahme" gehandelt. Alle, die aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen seien und Kontakte zur Stasi hatten, seien ähnlich behandelt worden. Heute, 17 Jahre nach der friedlichen Revolution, sehe das Umweltministerium "keinen Anlass, an den Schilderungen von H. über seine damalige Rolle in der DDR zu zweifeln". Deshalb sei es auch unproblematisch, ihn mit der Leitung der Referatsgruppe für Naturschutz zu betrauen. Diese Position liegt in der Behördenhierarchie etwa zwei bis drei Stufen unter dem Rang des Ministers.

 
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