In den letzten Jahren wurde in oder an Naturschutzgebieten die Landschaft mit mehr oder weniger gelungenen Aussichtsplattformen oder „Hides“, also Sichtblenden, möbliert. Diese sollen das Naturerlebnis bei störungsempfindlichen Arten steigern, weil der Mensch auf Aussichtsplattformen oder hinter Sichtblenden für die Tiere unsichtbar bleibt, wenn denn diese Konstruktionen sinnvoll gebaut sind. Am Beispiel von drei Holzkonstruktionen aus den Niederlanden soll hier aufgezeigt werden, wie es nicht oder wie es gut mit der menschlichen Tarnung funktioniert.
Am „Punt van Reide“ bei Delfzijl am Dollart, einer kleinen Halbinsel, wurde zur Seehundbeobachtung eine Sichtblende installiert. Die an sich gut gedachte Blende hat nur einen Konstruktionsfehler: Man kann sie ohne Sichtdeckung aufsuchen und sie leicht umgehen, der Tarneffekt für den Menschen ist dahin. Gerade wenn Besucher die Sichtdeckung verlassen, um die Seehunde im Dollartwatt noch näher zu fotografieren oder Kinder oder Erwachsene, mit oder ohne Hund, seitlich oder vor dem Sichtschutz hin und herlaufen und dazu noch krakeelen, wird es den Seehunden zu viel und sie verlassen ihren Liegeplatz.
Diese weithin sichtbare Fehlkonstruktion lockt erst Besucher an und führt schließlich dazu, dass von diesem Punkt aus die Seehunde vertrieben werden. Es fehlen ein gedeckter Zugang und bauliche Vorrichtungen, dieses Versteckt nach den Seiten und nach vorne hin zu verlassen. Schilder mit viel Hinweistext kann man sich in der Landschaft fast immer sparen, sie werden erfahrungsgemäß kaum beachtet.
Ganz anders ist eine großzügig dimensionierte Beobachtungshütte im Dollart bei Nieuwe Statenzijl (Neustaatensiel) geraten. Durch die Deckung von übermannshohem Schilf gelangt man vom Deich über einen schlammigen Weg an die Beobachtungshütte im Watt und kann von hier, aus der Deckung der rundum geschlossenen großen Holzhütte aus den schmalen Sichtfenstern, die Vögel des Wattenmeers ohne Störungen beobachten.
Im Breebaart Polder (Provinz Groningen) schließlich, eine ehemals landwirtschaftlich genutzte Fläche, die 1998 durch Baumaßnahmen mit dem Dollart verbunden wurde, findet man eine nun eine Vielzahl von Wat- und Schwimmvögeln.
Ein gut konstruierter Zugangweg mit Aussichtplattform bietet einen störungsfreien Blick auf die Vögel des Wattenmeeres.